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Treppenhäuser sind mehr als nur die Verbindung zwischen Eingang und Räumen, sie vermitteln den ersten Eindruck vom Inneren eines Gebäudes. In den Bauten des 17. und 18. Jahrhunderts wurde ihnen ein besonderes Augenmerk zuteil und sie wurden oft prunkvoll ausgestattet. Anja Karlsens Buch widmet sich nun der Architektur, der Funktion und der zeremoniellen Nutzung dieser Treppenhäuser.
Ein ganzes Buch über Treppen? Kann das interessant sei, zumal in diesem Umfang? Ganz bestimmt sogar, besonders nach Lektüre des Buchs von Anja Karlsen, in dem sie verschiedene Treppenhäuser aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und dem Leser Informationen zur Architektur, Kunst und gesellschaftlicher Bedeutung zur Verfügung stellt.
"Das mitteleuropäische Treppenhaus des 17. und 18. Jahrhunderts als Schaubühne repräsentativer Inszenierung"! Was für ein Titel! Wohl niemand käme auf die Idee, ihn als eingängig oder leicht zu merken zu bezeichnen, doch definitiv erschafft er vor dem inneren Auge des Lesers das Bild imposanter Treppen und Flure als Eingänge zu mächtigen Gebäuden. Wer das Buch in die Hand nimmt, erwartet grandiose Bilder und ist bereit, sich beeindrucken zu lassen.
Nun, dies gelingt, wenn auch anders, als vielleicht gedacht, denn dieses Buch besticht durch Fakten, nicht durch visuelle Großartigkeit. Tatsächlich sind Bilder und Skizzen klein, schwarzweiß und definitiv nur als Ergänzung zum Text gedacht, der 2012 als Dissertation der Autorin erschien und in dem sie zwölf Treppenhäuser vorstellt, zu denen sie unter anderem Fakten zur Baugeschichte, zur Architektur und Ausstattung, Vorbildern sowohl bei der Architektur als auch bei der Ausstattung und die Rolle der Bauherrn und Baumeister in einer Fülle von Daten darlegt. Ergänzend zitiert sie aus zeitgenössischen Werken und ermöglicht somit ein Bild davon, wie die Gebäude auf die damaligen Zeitgenossen gewirkt haben. Es ist eine Flut von Informationen, die Anja Karlsen zusammengetragen hat. Alleine der Katalog der Treppenhäuser, Anmerkungen und Literaturverzeichnis erstrecken sich über 61 Seiten.
Keine leichte Kost also und es sei noch einmal betont, bei diesem Buch handelt es sich nicht um einen Bildband, der durchgeblättert und bewundert werden will, sondern ein wissenschaftliches Werk, das, wenn auch gut zu lesen, seinem Leser doch einiges abverlangt. Zwar lässt sich die Sprache durchgehend leicht verstehen, aber die Fakten wollen auch begriffen werden.
Schade ist in diesem Zusammenhang, dass sich im dem Werk ein paar leicht zu vermeidende Schreibfehler finden. Sollte eine zweite Auflage erfolgen, werden sie hoffentlich bereinigt. Auch nicht so ganz überzeugend fällt auf, dass einige Abbildungen mehrfach im Buch in Erscheinung treten. Wirklich nötig wäre das nicht gewesen, zumal die Bilder, wie eingangs erwähnt, klein geraten sind und Farbe vermissen lassen.
"Mitteleuropa" bedeutet hier übrigens Süddeutschland und damaliges Österreich mit Böhmen und Mähren, was durchaus korrekt ist, auch wenn es andere Interpretationen des Begriffs gibt.
Weitere Informationen sowie ein Blick ins Buch finden sich auf der Webseite des Verlags .