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Der Titel verspricht einen Abriss der gesamten lichtbildnerischen Vergangenheit, ist aber gewissermaßen eine Mogelpackung, denn in einer Kopfzeile steckt die ganze Wahrheit: "The George Eastman House Collection" - es handelt sich also eigentlich um einen aufgemotzten Katalog des ältesten Museums für Photographie, das im Staate New York beheimatet ist. Auf gut 760 Seiten gibt es viele historische Aufnahmen und dazu beschreibende Texte. Wirklich erhellend ist diese Geschichte der Photographie, die 2005 im Rahmen des Verlagsjubiläums - Taschen wurde 25 - neu aufgelegt wurde, allerdings nicht. Zu sehr hangelt es an den Bildern der Sammlung entlang.
Nach knapp dreißig Seiten Vorwort-Marathon - zu diesem Buch hatten viele Leute was zu sagen - gibt es etwa achtzig Seiten aus der ganz frühen Zeit: Daguerreotypien, die ersten Negativbilder, auch Kalotypien genannt, und ihre Entwicklung in eine photographische Technik, die aus der Kostbarkeit Bild einen Allerweltsgegenstand machte.
Dann kommt ein seltsamer Umschwung, mehrere Kapitel zeigen frühe Reisephotographie, zeigen Bilder aus Italien und dem mittleren Osten, aber auch einiges in Amerika. Aus Asien und Südamerika gibt es Ethnologisches, aus vielen Gebieten auch Archäologisches aus den Jahren zwischen der Mitte des neunzehnten und dem Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Schwarzweißbilder, oft handkoloriert, deren technische Qualität schon sehr gut ist, die von Reisen und der Faszination der Entdecker berichten.
Ein weiterer Bruch geht dann in zwei Bereiche, die leider allzu oft zusammengehören, nämlich Technik und Krieg. Hier geht es unter anderem um den amerikanischen Bürgerkrieg. Von da aus geht es weiter zu einem der wichtigsten Anwendungsgebiete der Photographie, der Wissenschaft nämlich. Und hier zeigt das Buch neben vielen Bewegungsabläufen, neben vielen Fotos aus den verschiedensten Wissenschaften, schließlich auch neuere Fotos, unter anderem der Schuss durch einen Apfel mit der Hochgeschwindigkeitskamera, der auch den Titel schmückt.
Danach folgen immer mehr kurze Kapitel, die einerseits den künstlerischen Gehversuchen, andererseits den Möglichkeiten der Dokumentierung, aber auch der Kommentierung durch Photographie gewidmet sind. Kapitel mit wilden Collagen wechseln sich mit berühmten Pressefotos und eleganten Aktaufnahmen ab.
So richtig befriedigend kann dieses Buch nicht sein. Zwar gibt es eine Menge begleitender Texte, die auf die verschiedenen Aspekte der gezeigten Bilder hinweisen - das erklärt schon einiges -, aber letztendlich ist die Mischung zu wild, eine Systematik nicht erkennbar und die Fotostrecken eigentlich immer zu kurz - speziell im zweiten Teil. Nur den Reisefotos am Anfang des Buches wird ein bisschen Raum gegeben, aber danach ist es immer wieder so, dass in dem Moment, in dem man sich in ein Thema eingeschaut hat, dieses auch schon wieder beendet ist. Das hehre Ziel, eine Geschichte der Photographie zu präsentieren, kann allein schon wegen der Festlegung auf die Sammlung nicht funktionieren, wie umfassend diese auch sein mag. Dazu passt auch das Format des Taschenbuchs aus dem Hause Taschen nicht so richtig zur Photographie, denn zu oft sind die Details bei aller guten Druckqualität so klein, dass sie quasi verschwinden, zumindest aber verschwimmen. Wenn man mal die Möglichkeit hat, sich das Museum anzuschauen, ist dieses Buch ein guter Katalog, aber ansonsten wirklich nicht gelungen.