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Tayu Kicho ist die berühmteste Kurtisane in Nagasaki und ihr Name ist weit über das Freudenviertel hinaus bekannt. Keine andere ist so schön, klug und unterhaltsam wie Kicho, was dazu führt, dass viele Männer bei ihr sein wollen, unter anderem der holländische Doktor Thorn. Er bemüht sich sehr um die junge Frau, kümmert sich sogar um ihren kranken Bruder, der nicht mehr lange zu leben hat. Was er nicht weiß, der angebliche Bruder ist in Wahrheit Kichos Ehemann, den sie innig liebt und um dessen Leben sie kämpft.
Wie poetisch, wie traurig! "Die letzte Reise der Schmetterlinge" ist ein stilles, anrührendes Buch voller Melancholie. Es als Manga zu bezeichnen, wäre viel zu wenig, es ist eine große Geschichte zweier Liebender, die durch tragische Umstände nicht beieinander sein können. Das Schicksal war nicht gut zu Kicho, die schon als Kind von ihren Eltern verkauft wurde und deren Schönheit legendär ist. Viele Männer würden sie lieben, doch ihr Herz gehört Gen, der nicht verkraften kann, dass sie wieder als Kurtisane arbeitet. Bei ihm bleiben kann sie jedoch nicht, denn er ist todgeweiht und alles, was sie für ihn tun kann, ist sein Leiden zu lindern. Dafür lässt sie sich sogar mit einem Holländer ein, obwohl diese in der Edo-Zeit in Japan kein hohes Ansehen genießen.
Autorin Kann Takahama hat ein wunderbares Sittengemälde der damaligen Zeit erschaffen. Zeichnungen und Text zusammen sind so detailreich und plastisch, dass der Leser beinahe durch die Straßen Nagasakis zu laufen glaubt. Kichos Sorge, ihre Traurigkeit und Liebe spiegeln sich in ihrer Mimik wieder, selbst wenn sie die typische Zurückhaltung zeigt, die von den Tayus, den Kurtisanen erwartet wird. Bücher wie dieses sind der Grund, warum Graphic Novels auch als Kunst gelten können. Alles an "Die Reise der Schmetterlinge" ist gelungen, von der Handlung über die Zeichnungen bis zum Layout, dass in typischer Manga Manier gehalten ist, sodass das Buch am für Europäer hinteren Teil beginnt und dann auch noch von rechts nach links zu lesen ist. Keine Frage, daran muss der Betrachter sich gewöhnen, doch es ist eine schöne Besonderheit und bringt das Buch richtig zur Geltung.
Inspiration für diese Geschichte war das Kabuki Theaterstück Keisei Yamato Zoshi von Namiki Gohê, Namiki Jûsuke und Tsutsui Hanji aus dem Jahr 1784, in dem zwei tragisch getrennte Liebende nach ihrem Tod als Schmetterlinge wieder zueinanderfinden. Selbst dann aber können sie nicht unbeschwert beieinander sein.
Auch Kicho ist der festen Überzeugung, dass es für sie kein Glück mehr auf Erden geben wird und doch ist sie in ihrer Liebe unerschütterlich. Dem Leser wird ihr Schicksal ans Herz gehen und sie unvergesslich machen. Ganz sicher hat sie sich diesem Platz im Herzen auch verdient.
Eine Leseprobe ist auf der Seite des Carlsen Verlags zu finden.