Im für Kinder handlichen Hardcover erscheint der zehnte und letzte Band von Kai Meyers Kinder- und Jugendreihe "Die sieben Siegel" aus dem Gruselgenre.

Lisa sitzt allein und stinksauer inmitten des in Giebelstein aufgekommenen Nebels auf einem Felsen, weil sie sich mit Toby zerstritten hat, der wütend davon brauste, als Chris, ihr heimlicher Schwarm, plötzlich mit dem Fahrrad zu ihr geradelt kommt. Er hat bereits mit Toby gesprochen und ist im Bilde, was Lisa zusätzlich ärgert. Nach einem kurzen verbalen Schlagabtausch stellt sich jedoch heraus, dass Chris aus einem besonderen Grund zu Lisa gefahren ist: um sie einzuladen. In Giebelstein liegen überall seltsame Einladungen zu einer Schattenshow aus, bei der die Angaben, wo die Show stattfindet, mehr als vage sind und sich über Inhalte gar nichts herauslesen lässt. Da Kyra in letzter Zeit ständig im Stadtarchiv nach alten Aufzeichnungen sieht und Nils derweil zu Hause seine Windpocken auskurieren muss, möchte Chris gern mit Lisa dorthin - wirklich nur wegen der kryptischen Einladungen oder handelt es sich vielleicht um eine richtige Verabredung zu zweit?
Lisa lässt sich die Chance nicht entgehen und sagt zu, allerdings macht sich schon bald ein ungutes Gefühl in ihr breit, und auch Chris bleibt nicht von diesem Gefühl verschont. Als nicht nur der Nebel immer dichter wird, die Siegel sich auf den Unterarmen der Kinder zeigen und sie auf seltsame Waggons aus hautähnlichem Material stoßen, sondern sie auch noch eine Verbindung des Ganzen zur Sternwarte annehmen können, sind die beiden nicht mehr sicher, ob sie sich mit dieser Aufgabe nicht überfordert haben ...

Der Abschluss der "Die sieben Siegel"-Reihe ist reichlich fantastisch und wartet mit einer Vielzahl ebensolcher Elemente auf. Allerdings ist das Auftreten von Lebensenergie saugenden Seesternen, gesichtslosen Kreaturen, Ballons mit Eigenleben und Waggons aus Haut ein bisschen viel auf einmal, als dass man die einzelnen Elemente entsprechend würdigen könnte.
Alles erscheint ein bisschen verworren, so auch das wiederholte Springen der Handlung von Chris und Lisa, mal hin zu Kyra, mal zu Nils. Im Gegensatz zu den anderen Bänden wird das Buch dadurch keinem der Charaktere so wirklich gerecht, und gerade Lisa und Chris, die die besten Grundvoraussetzungen zu einer "Geschichte zu zweit" mit auf den Weg bekommen, bleiben letztlich doch recht blass zurück und teilen ihr Glück nur in wenigen Randbemerkungen.
Sehr gelungen hingegen ist der Bogen hin zur Folge "Der Dornenmann", an die dieses Buch direkt anknüpft.

Da es sich um den letzten Band der Reihe handelt, eignet sich diese Geschichte eigentlich primär für Leser, denen die jungen Protagonisten bereits bekannt sind, alle anderen werden der ohnehin verwirrenden Handlung durch fehlende Vorinformationen nur schwer folgen können.
Doch selbst für Fans der Serie, die nur ungern Abschied von Lisa, Nils, Chris und Kyra nehmen, ist der Abschied etwas überlagert und enttäuschend.

Das mögliche Potenzial dieser Folge wurde leider nicht ausgeschöpft, und auch die schönen Illustrationen von Wahed Khakdan und die tollen Geschichten, die in den anderen Bänden erzählt werden, ändern nichts daran, dass man diesen Abschluss deutlich besser hätte gestalten können.

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