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Die Geschichte der Kartographie und Geographie ist voller Irrtümer. Der bekannteste ist wohl Atlantis. Viele Inseln, Flüsse und sogar Meere haben es mitunter Jahrhunderte lang auf offizielle Karten geschafft, obwohl sie nie existierten. Edward Brooke-Hitching hat solche Irrtümer gesammelt und in einem Band zusammengestellt.
Auf über 250 Seiten stellt der Autor weit über 50 Beispiele vor. Jedem Beispiel wird ein Kurzkapitel gewidmet, meistens drei bis vier Textseiten, ergänzt durch Abbildungen und vor allem Kartenausschnitte. Im Anhang finden sich ein Register und eine Auswahlbibliographie.
Edward Brooke-Hitchings "Atlas der erfundenen Orte" ist ein unterhaltsamer und sehr schön gestalteter Band, der eine Menge kleiner Phantasie- und Lügengeschichten mit teilweise großen Konsequenzen erzählt. Es macht großen Spaß, dieses Buch zu lesen.
Dieser Atlas erzählt in alphabetischer Reihenfolge von Orten, die es niemals gab, die aber in Karten eingezeichnet wurden und so Menschen motivierte, sich auf den Weg zu ihnen zu machen. Jede kennt Atlantis oder El Dorado und die vielen Versuche, diese Orte zu finden. Doch der Autor hat darüber hinaus eine Vielzahl an weniger bekannten geographischen "Phantomen" zusammengetragen, die den meisten Lesern bisher unbekannt sein dürften.
Die Geschichten um diese erfundenen Orte sind fast immer unterhaltsam, insbesondere wenn sie Konsequenzen haben. So wurden etwa östlich der Falkland-Inseln Ende des 18. Jahrhunderts die Aurora-Inseln "entdeckt". Das führte dazu, dass bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts immer wieder Expeditionen diese Inseln erkunden sollten, sie jedoch nicht mehr fanden, bis eingesehen werden musste, dass sie gar nicht existierten. Oder ein anderes Beispiel: Die mexikanische Insel Bermeja im Golf von Mexiko war Jahrhunderte lang auf allen Karten eingezeichnet. Noch 2009 ließ Mexiko nach ihr suchen, um seine Meeresgrenzen im Golf erweitern zu können. Gefunden wurde sie nicht.
Solche kurzen Geschichten sind unterhaltsam und spannend. Außerdem zeigen sie, wie gerne Menschen an Legenden glauben, insbesondere dann, wenn sie einhergehen mit der Verheißung auf Reichtum. Die vielen kleinen Kapitel machen das Buch sehr kurzweilig und die durchgehend farbige und sehr schöne Bebilderung bereitet viel Freude daran, sich einfach in diesem Atlas zu verlieren. Jedes Bild und jede Karte werden mit kurzen Untertiteln erläutert. So ist jede Abbildung auch eine sinnvolle Ergänzung zum Text.
Insgesamt ein schöner Atlas, der viel über die menschliche Phantasie und die Sehnsucht nach verheißungsvollen Orten lehrt, dabei unterhaltsam ist und einfach toll gestaltet wurde.
Eine Leseprobe finden Sie hier.