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Als Mitglied des Kriseninterventionsteams (KIT) des Roten Kreuzes wird Psychotherapeutin Tessa Ravens in den Hamburger Hafen gerufen. Auf einem der dort liegenden Kreuzschiffe gibt es eine Bombendrohung. Nachdem das Schiff evakuiert wurde, findet die Polizei an Bord eine ermordete Frau, neben ihr ein Rucksack voller Kokain. Tessa kümmert sich währenddessen um die teilweise in Panik geratenen Passagiere und entdeckt einen ihrer Patienten und dessen Ehefrau. Walter Petersen leidet unter Wahnvorstellungen und hat bereits einen Suizidversuch hinter sich. Während die Polizei fieberhaft nach dem Täter sucht und bereits eine erste Spur verfolgt, versucht Tessa ihrem Patienten zu helfen.
"Stille Wasser" ist der dritte Teil der Reihe um Psychotherapeutin Tessa Ravens. Als rote Linie zieht sich ihre Arbeit als Therapeutin und Mitglied des Kriseninterventionsteams sowie ihre Beziehung zu Hauptkommissar Torben Koster durch die Reihe. Es ist jedoch nicht erforderlich, die vorherigen Teile zu kennen, um hier der Handlung folgen zu können.
Im Groben ist die Handlung in zwei Stränge aufgeteilt, die schließlich zum Ende hin zusammenlaufen. Dabei wechselt die Geschichte zwischen mehreren Perspektiven, meist liegt der Fokus aber auf dem Team um Torben Koster und Tessa Ravens und ihrem Patienten.
Einerseits sind da die Ermittlungen der Hamburger Polizei, die versucht, einen Mord an einem Crewmitglied eines Kreuzfahrtschiffes aufzuklären. Dabei agieren die Ermittler manchmal recht naiv und versteigen sich gerne in spekulative Theorien, die scheinbar kaum auf Fakten beruhen.
Spannender für den Leser ist dagegen überraschenderweise Tessas Job. Sie betreut einen Mann, der einen Suizidversuch hinter sich hat und unter der Wahnvorstellung leidet, dass er von Frauen verfolgt wird. Was sich tatsächlich dahinter versteckt und wie Tessa die Angelegenheit angeht, ist das, was das Buch durchaus lesenswert macht. Es lohnt sich also, trotz des etwas schleppenden Anfangs durchzuhalten.
Tessa Ravens ist eine sympathische Hauptfigur, bleibt aber dennoch ein wenig blass. Allerdings ist es erfreulich, dass sie persönlich keinen dicken Rucksack an Problemen mit sich herumträgt, wie es bei vielen Figuren in Kriminalromanen zur Daseinsberechtigung zu gehören scheint.
Autorin Angélique Mundt weiß, wovon sie schreibt, sie selbst ist Psychotherapeutin. Die Beschreibungen von Tessa Ravens' Sitzungen mit ihrem Patienten wirken dadurch sehr glaubwürdig und authentisch. Mundt arbeitet ebenfalls ehrenamtlich in einem Kriseninterventionsteam, wo sie unter anderem dafür zuständig ist, die Polizei zu begleiten, wenn diese Angehörige über den Tod eines nahen Verwandten zu informieren. Erst kürzlich erschien auf Zeit Online in
längeres Interview mit ihr, das einen guten Einblick in ihre Arbeit gewährt.
Fazit: "Stille Wasser" ist ein Kriminalroman, der von den Erfahrungen der Autorin, die wie ihre Hauptfigur Psychotherapeutin ist, lebt. Während die Ermittlungen der Polizei im Vergleich weniger spannend sind, fesseln der Patient von Tessa Ravens und seine Krankengeschichte viel mehr. Insgesamt handelt es sich also eher um einen ruhigen Kriminalroman, der nur am Ende mit mehr Action aufwarten kann.
Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.