Niemals hätte Luke gedacht, dass er so jung schon seinen Dienst als Sklave abarbeiten muss. Zwar stimmt es, jeder gewöhnliche Mensch muss zehn Jahre lang der herrschenden Klasse dienen, doch die meisten warten damit, bis sie erwachsen sind. Lukes Familie sieht jedoch eine Möglichkeit, ihren Dienst zusammen abzuleisten und das sogar am Hof einer Familie von Adeligen, statt in der Fabrikstadt Millmoor. Doch am ersten Tag ihrer Sklaverei stellt sich heraus, dass nicht für alle Familienmitglieder ein Platz als Dienstpersonal vorgesehen ist und so findet sich Luke in der Sklavenstadt wieder, in der grausame Bedingungen herrschen. Seine Familie muss sich derweil an den Dienst bei der Familie Jardine gewöhnen, die mit dem "Geschick", einer Art Magie, ausgezeichnet ist. Zwar klingt dies harmloser, doch schnell stellt Lukes Familie fest, dass sie gefährliche Intrigen ihrer aller Leben in Gefahr bringen.

So ist es in Lukes Welt: Wer ohne "Geschick" geboren wurde, diese geheimnisvolle Kraft, die den Adeligen vorbehalten ist, der muss einen Teils eines Lebens als Sklave dienen. Kein Wunder, dass jeder versucht diesen "Dienst" so lange wie möglich herauszögern will, denn in der Tat bedeutet dieser Zustand völlige Rechtlosigkeit. Lukes Familie, die Hadleys, müssen gleich am ersten Tag ihrer Dienstzeit feststellen, dass Misshandlungen zur Tagesordnung gehören und niemand auf sie Rücksicht nimmt. Da hilft es wenig, dass der Großteil der Familie in vermeintlicher Sicherheit auf dem Land eingeteilt ist, denn die Jardines, nun für zehn Jahre ihre Dienstherren, sind rücksichtslos und machtbesessen. Sie geben ihren Sklaven allen Grund, sie zu fürchten.

Luke dagegen findet sich in einer Fabrikstadt wieder, in der schon die Aufseher ihre Grausamkeit mir Genugtuung ausleben. Wie er die zehn Jahre überstehen soll, kann er sich kaum vorstellen, bis er dort Freunde findet. Durch diese wird ihm bewusst, dass es durchaus Widerstand gegen die herrschende Klasse gibt, auch wenn diese durch das ihr eigene "Geschick" nahezu unbesiegbar ist. Diese Kraft äußert sich zwar bei jedem Adeligen anders, ist aber immer mit großer Macht verbunden, sei es die Möglichkeit, den Geist anderer zu beeinflussen, oder gar so etwas wie die Fähigkeit Explosionen hervorzurufen. Wer kann dagegen schon bestehen? Es scheint jedoch, als gäbe es auch Adelige, die mit der Gesellschaftsordnung unzufrieden sind. Welche Pläne aber verfolgen sie?

Autorin Vic James wirf eine interessante Frage auf, denn in "Dark Palace" ist so schnell nichts, wie es scheint. In der herrschenden Klasse intrigiert jeder gegen jeden und selten besitzt eine der Figuren einen Überblick, was um sie herum gerade passiert. Sein Gegenüber zu unterschätzen kann tödlich sein und das gilt nicht nur für die Sklaven. Mitten in diese Welt wird die Familie Hadley geworfen, darunter Luke, der an seiner Sklavenzeit wächst und eine Aufgabe für sich findet, Abi, seine Schwester, die romantische Träume hat und sich in den falschen Mann verliebt und Daisy, die ein kleines Kind aufziehen soll, dessen liebender Vater ein grausames Temperament hat.

Bis in die Nebenfiguren sind alle Charaktere interessant, wenn auch plakativ gestaltet. Im ersten Band der Trilogie sind die Rollen klar verteilt und es kann keinen Zweifel daran geben, wer zu den Guten oder den Bösen gehört, doch bietet die Geschichte noch jede Menge Potenzial. Vic James baut erst einmal Spannung auf und weckt den Wunsch nach einem zweiten Band.

Durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven wird der Leser stetig mit Informationen versorgt und zugleich durch die eigene Neugierde weitergetrieben. Sobald ein Geheimnis aufgeklärt ist, ergibt sich das nächste. Sehr schön, so kann es weitergehen, vor allem weil der Leser nach der Lektüre des Buchs kaum erwarten kann, Lukes Schicksal und das seiner Familie herauszufinden.

Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.