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Es gibt schlechte Nachrichten für das Volk der Vidari. Nach Jahrhunderten der Unterdrückung geht es ihnen eigentlich elend genug, aber ausgerechnet jetzt will ein Prinz der herrschenden Athoniten mitsamt seinem Hofstaat in einem nahe gelegenen Schloss niederlassen, und zwar für längere Zeit. Da sowohl der Herrscher als auch seine Söhne bekannt dafür sind, skrupellos und ohne Herz zu sein, bedeutet das für die Menschen in der Umgebung, dass ihr Leben noch härter wird. Unter ihnen befindet sich auch Seri, eine Gänsemagd, deren Familie vom Schicksal gebeutelt ist. Als die junge Frau nun das Angebot bekommt, einer Adeligen im Schloss zu dienen, kann sie das Angebot nicht abschlagen, auch wenn sie mit den feinen Herrschaften nichts zu tun haben möchte. Diese Stellung könnte aber genug bringen, um die zu retten, sie sie liebt und selbst ihr Verlobter redet ihr gut zu. Doch der Prinz hat noch ein dunkles Geheimnis und es scheint, als hätte sich selbst das Schicksal gegen Seri verschworen.
"Queen of Blood" hat eigentlich alles, was eine Fantasy-Romance ausmacht. Ferne Länder, geheimnisvolle Völker, schöne Helden und mindestens ein düsteres Geheimnis. Da könnte das Herz des Lesers aufjauchzen, auch wenn ihn die Handlung nun nicht gerade vor Spannung erbeben lässt. Immerhin, eine aufrechte Maid, ein edler Prinz, wer glaubt wirklich daran, dass die beiden sich nicht am Ende des Buchs in die Arme schließen werden?
Auch die Legende, die den Prinzen umgibt, ist eigentlich sehr eindeutig. Er ist mehr als einhundert Jahre alt und trinkt Blut, da stört es nicht, ob er sich nun Vampir nennt, oder nicht. Immerhin, die Autorin Jill Myles hat sich eine schöne Geschichte als Begründung ausgedacht und der Leser wird schon im Vorwort auf den uralten Fluch hingewiesen, der Ursache für den Zustand des Prinzen ist.
Leider ergeben sich dadurch zwei Probleme. Erstens hat es nicht viel mit Liebe zu tun, wenn jemand sich aufgrund eines Fluchs einen bestimmten Partner suchen muss. Da bereits im Vorwort verraten wird, dass der Prinz seine ihm bestimmte Braut finden muss, steht bereits fest, dass er gar keine Wahl hat, als die Frau zu finden, die ihm die Göttin zugedacht hat. Und so bleibt den Protagonisten auch kaum Zeit, sich kennenzulernen, bevor sie vermählt und verkuppelt sind. Gut, das geschieht in vielen Büchern so und vielleicht könnten Seri und Prinz Graeme sich später einander annähern. Dummerweise steht dem Problem Nummer zwei im Weg. Seri ist nämlich ein bisschen blöd.
Ja, das klingt harsch und vielleicht ungerecht, ist sie doch nicht die erste Heldin, die naiv geraten ist und so wirklich beneiden mag der Leser sie nicht, wenn sie an einen Mann gebunden wird, der einhundert Jahre mehr auf den attraktiven Buckel hat. Jedoch, Seri erweist sich als Fähnchen im Wind und lässt sich von jedem für seine Zwecke einspannen, der sie anspricht, und geht dabei weit über die Unsicherheit, die Liebende in solchen Büchern gerne mal aufweisen, hinaus.
Ihr Verlobter möchte, dass sie im Schloss arbeitet? Sie geht hin. Dass sie dort für ihn spionieren soll, obwohl sie nichts von seinen Plänen hält, geschenkt, sie liebt ihn und tut ihm den Gefallen. Der Prinz kümmert sich um sie? Vielleicht ist er doch kein schlechter Mensch, aber so ganz weiß sie das nicht und will wieder zu ihrem Jugendfreund. Dieser frohlockt, dass sie einen anderen heiraten soll? Bestimmt meint er das nicht böse und hat ja auch versprochen, sie zu retten.
So gutgläubig ist Seri, dass sie wirklich niemanden in ihrer Umgebung vernünftig einschätzen kann und Menschen damit in Gefahr bringt. Daher können Graeme und Seri nicht überzeugen. Auch die von Jill Myles erfundene Welt bleibt ohne Tiefe. Als Schmöker für einen Regenabend geht das Buch in Ordnung, da es gefällig geschrieben und leicht zu lesen ist. Es bietet aber keinen Grund, länger bei den Figuren verweilen zu wollen. Die Charaktere bleiben eindimensional und etwas mehr Hintergrund wäre auch nett, da dann die an sich schöne Idee der beiden Völker besser zur Geltung käme. Da es noch genug Nebenfiguren gibt, die auch noch die Liebe finden können, mag es sein, dass es weitere Bände aus dieser Welt geben wird, die dann mehr Farbe, mehr Struktur in die Geschichte bringen. Bis dahin aber bleibt das Schicksal der Vidari leder sehr blass.
Wer einen Blick ins Buch werfen möchte, kann dies auf der Verlagsseite tun.