Ohne seinen Freund Eddie, wäre Lefty verloren. Mit seinen 63 Jahren hat er im Leben nichts erreicht und selbst wohlmeinende Freunde behaupten von ihm, er wäre unfähig den eigenen Hintern mit beiden Händen zu finden. Lefty selber sieht das pragmatisch und gibt freimütig zu, dass er nichts auf die Reihe bekommt. Aber, das muss ihm ein jeder lassen, er ist ein guter und loyaler Freund. Eddie, mit vollen Namen Edward Johnson ist ein angesehener Bürger der Stadt und wurde sogar in den Senat gewählt. Er könnte Großes vollbringen, doch wird er in Leftys Gegenwart von Viehdieben erschossen. Lefty zerbricht an dem Verlust und sieht nur noch einen Sinn in seinem Leben: Rache.



Da ist Lefty nun allein und weiß nicht, was er mit sich in seiner Situation anfangen soll. Sein ganzes Leben hat sich um seinen besten Freund gedreht und doch konnte er ihn nicht schützen. Er fasst den Entschluss, Eddies Tod zu rächen und dabei lässt er sich von nichts aufhalten.

Das klingt nun nach einem typischen Rachewestern, in den jede Menge Kugeln fliegen, doch der von Bill Pullman dargestellte Lefty Brown hat nun so gar nichts von einem Rächer. Er stottert, er verliert den Faden und humpelt durch die Geschichte. Er ist ungeschickt, ein schlechter Schütze und kennt seine Schwächen nur zu genau. Sein linkischer Charme macht ihn liebenswürdig, aber er wäre kaum einer, auf den auch nur irgendjemand, außer Eddie, zählen würde.

Es ist kein Wunder, dass den traurigen Protagonisten niemand ernst nimmt und ihm im Zweifelsfall eher Mitgefühl entgegenbringt. Einer wie Lefty passt nicht in diesen Westen, der nicht mehr wild ist, sondern von Verträgen und Politik geregelt wird. Daher bringt auch kaum jemand Verständnis für seine selbst gewählte Mission auf. Was zur Hölle denkt der Trottel sich dabei, Schmutz aufzuwühlen? Will er nicht endlich Ruhe geben? Doch Lefty denkt nicht daran. Er mag kein Held sein, aber sein moralischer Kompass ist unverrückbar.

Zwischendurch nimmt sich Lefty noch eines jungen Herumtreibers an, der ihn fortan unterstützt. Beide gehen ihren Weg und müssen dabei Federn lassen. Es ist ein schmerzhafter Pfad, den er gewählt hat und mehr als einmal sieht es so aus, als hätte er sich übernommen. Doch Freundschaft ist für Lefty alles und er ist bereit, jeden Preis zu zahlen, um seinen Kumpel zu rächen.

Eine raue, feindliche Welt hat Regisseur und Drehbuchautor Jared Moshe für seine Hauptfigur geworfen hat. Schmutzig ist die Stadt, die umliegenden Farmen und Gebäude sind heruntergekommen, der Westen präsentiert sich dem Zuschauer als abgelebte, überholte Gesellschaft. Immer weniger Menschen wollen in dieser Stadt leben und diejenigen, die geblieben sind, haben keine Illusionen darüber, wie ihre Zukunft aussehen wird. Kein Wunder, dass einige von ihnen um jedem Preis etwas ändern wollen und andere ihre Bitterkeit und Hoffnungslosigkeit und gerne in Alkohol ertränken.

Trotzdem wird der Zuschauer mit "The Ballad of Lefty Brown" gut unterhalten. Zwar ist der Film nicht durchgängig spannend, doch Bill Pullman schafft es mit seiner großartigen Darstellung, Lefty dem Zuschauer ans Herz wachsen zu lassen. Für einen Verlierer wie ihn mag es keine glückliche Zukunft geben, aber wer könnte anders, als mit ihm zu bangen? Wenn alle Stricke reißen, wer möchte dann nicht einen Freund wie ihn haben, jemanden, der gegen jede Hoffnung und ohne jedweden Stolz auf der richtigen Seite steht und seine Treue für nichts und niemanden aufgibt?

Selbst wenn sein Herz bricht, Lefty ist ein echter Freund und im besten Sinne bricht das Herz des Zuschauers auch ein bisschen, als er diesen liebenswerten Loser auf seinem Weg begleitet.