Wieso nur läuft ein alter Freund vor Kommissar Pierre Niémans davon? Es scheint, als würde er ihn nicht erkennen und offenbar ist der Mönch nun in großer Angst. Niémans folgt ihm durch die Dünen der Bretagne, doch der Mönch bricht sterbend zusammen. Bevor er stirbt, kann er Niémans noch einen Hinweis geben, doch der weiß nicht, worauf er achten soll. Gemeinsam mit seiner neuen Partnerin Camille Delaunay beginnt der Kommissar zu ermitteln. In einem Kloster stoßen sie auf eine Theorie zu mittelalterlicher Musik, doch würde dafür jemand morden? Es wird noch verworrener, als Delaunay jemanden in der Nähe entdeckt, den sie vor Jahren hinter Gitter brachte.



Niémans ist also wieder da. Der Kommissar, damals gespielt von Jean Reno war bereits in den zwei gleichnamigen Filmen die Hauptfigur und bereits damals waren die Kriminalfälle mystisch angehaucht und düster. Auch in der Miniserie ändert sich das nicht. Niémans, nun dargestellt von Olivier Marchal, der übrigens vor seiner Schauspielkarriere selber Polizist war, macht sich nach wie vor mit Wutausbrüchen und einem zweifelhaften Charme unbeliebt und er ist immer noch für rätselhafte Verbrechen zuständig. Genauer gesagt untersuchen er und seine Partnerin Serienmorde, die religiös oder mystisch verbrämt sind. Die vier Kriminalfälle entstammen der Feder Jean-Christophe Grangés, der dieses Mal auch die Regie führt. Alles wie gehabt, also.

Leider geht von der Serie nicht die gleiche Faszination aus, mit der zumindest der erste Film punkten konnte. Achtzehn Jahre nach dem ersten Film hat die Welt sich weitergedreht und irgendwie kommen die Verbrechen um Kommissar Niémans daher, als wären sie aus der Zeit gefallen. Gut, das ist bei Religion ja durchaus öfter der Fall, aber es fehlt einfach etwas. So wirken die Protagonisten teilweise eher gestört als düster und wirklich, muss jede noch so unbedeutende Figur abweisend und brummelig sein? Überhaupt scheint Frankreich der trostloseste Fleck auf dieser Erde zu sein, wenn jeder in kahlen, kalt beleuchteten Räumen vor sich hinschlurft und eine unbestimmte Feindseligkeit ausstrahlt. Selbst die Polizeikollegen wünschen sich das Ermittlerduo möglichst weit weg und das, obwohl sie alle Hilfe gebrauchen können, denn schließlich geht es hier um Serienmorde.

Ob Mönche, Jugendliche oder Religionsgemeinschaften, sie alle strahlen so viel Wärme aus, dass der Zuschauer, würde er ihnen im echten Leben begegnen, wohl nicht freiwillig aus dem Auto aussteigen würde. Andererseits passen Niémans und Delaunay perfekt in diese Welt, in der man Kollegen und Zeugen anschnauzt, bedroht oder gerne auch mal verprügelt, was übrigens ohne Folgen bleibt.

Ans Herz wachsen die Figuren dem Zuschauer also nicht, das steht schon mal fest. Grangé macht es seinem Publikum aber noch zusätzlich schwer, denn nicht nur die Nebenfiguren bleiben blass, auch das Ermittlerduo kann zumindest in den ersten beiden Folgen nicht mit Tiefe aufwarten. Alles bleibt an der Oberfläche und es gibt keinen Punkt, an dem der Zuschauer sich emotional auf die beiden einlassen kann.

Ab der dritten Folge gibt es mehr über die beiden zu erfahren, allerdings ist das nicht unbedingt zu ihrem Vorteil, präsentieren sie sich doch zunehmend kaltschnäuziger. So wird es fast unmöglich, mit beiden mitzufiebern und dadurch kommt es in der ruhigen Erzählweise der Serie zu Längen, die dann auch das jeweilige Finale nicht mehr herausreißen kann. Nein, an den ersten "Die purpurnen Flüsse"- Film kommt die Serie nicht heran, dafür werden zu viele Möglichkeiten verschenkt.

Wer Spaß an geheimnisvollen Kriminalfällen hat, kann sich auf die Serie einlassen, doch es sei gesagt, er muss Geduld und eine gewisse Leidensfähigkeit mitbringen.