In einem kleinen Ort im Vordertaunus wird ein alter Mann tot aufgefunden. Offensichtlich lag die Leiche in dem riesigen Wohnhaus bereits etliche Tage unbemerkt, ein Mord ist nicht auszuschließen. Daher beginnen Kriminalhauptkommissarin Pia Sander und ihr Chef Oliver von Bodenstein mit entsprechenden Ermittlungen. Rasch zeigt sich, dass der Todesfall - gleich, welche Ursache sich herausstellen mag - weite Kreise ziehen wird, denn auf dem Gelände, das dem toten Theodor Reifenrath gehörte, tauchen menschliche Knochen auf.

Nach wenigen Tagen weist alles darauf hin, dass Pia und Oliver auf einen Serienmörder gestoßen sind; aber nicht unbedingt auf einen verstorbenen, wie es ihn 2015 im Vordertaunus bekanntlich gab*, sondern Pia hegt den schrecklichen Verdacht, dass er nach wie vor frei herumläuft und vermutlich das nächste Opfer im Visier hat. Denn es ist Osterzeit, und alle Morde, die das Team ihm bislang zuordnen kann, geschahen Anfang bis Mitte Mai.
Dass dieser Fall auch etwas mit ihrem Privatleben zu tun haben wird, kann Pia zu dieser Zeit noch nicht ahnen.

Ein unheimliches, für einen allein lebenden alten Mann viel zu großes Haus, dessen nicht mehr ganz frische, womöglich auf einen Mord zurückzuführende Leiche darin; unter einer schlampig angefertigten Betonplatte auf demselben Grundstück weitere, schon länger abgelegte Leichen: nicht gerade das Osterei, das Kriminalhauptkommissarin Pia Sander sich gewünscht hat. Nach einem anstrengenden Umzug erweist sich die Aussicht auf einen Serienmörder, der womöglich bald wieder zuschlagen wird, alles andere als verlockend.

Es gibt zwar einen relativ begrenzten Kreis an Verdächtigen, denn vieles weist darauf hin, dass einer der quicklebendigen Pflegesöhne des Verstorbenen und nicht etwa dieser selbst für den Tod der im Garten gefundenen Frauen verantwortlich ist: Ganz offensichtlich wurden die zahlreichen Pflegekinder Theodor Reifenraths und seiner Frau folterartigen Erziehungsmethoden unterzogen, die sicherlich Spuren hinterließen. Das konkrete Motiv offenbart sich indes erst nach einer ganzen Weile, und der Zeitrahmen schrumpft rasch zusammen. Vor allem, als Pia bewusst wird, dass ein Mensch involviert ist, den sie liebt.

Fans der Nele-Neuhaus-Krimis haben dem neunten Band um Pia Sander und Oliver von Bodenstein sicher schon entgegengefiebert, und sie werden alles andere als enttäuscht sein. Denn die Autorin legt wieder einen bis zum Schluss fesselnden Krimi vor - mitsamt einem spektakulären Showdown an einem der zentralen Orte des Rhein-Main-Gebiets, der in lebhaftem Kontrast zu dem beschaulichen Taunusdorf steht, in dem sich der Roman hauptsächlich abspielt. Wer in der Gegend wohnt, kennt jeden Weg der Ermittler, sprichwörtlich jede Kurve und Ampel. Alle anderen kennen und lieben vor allem die vertrauten Ermittler und deren jeweiliges Umfeld, und auch dort tut sich eine Menge. Es gelingt Nele Neuhaus, den altbekannten Charakteren immer neue Facetten zu entlocken, ohne dass sie an Authentizität verlieren. Wer die Reihe noch nicht kennt, kann übrigens problemlos einsteigen.

Auch das gewählte Thema, beziehungsweise das Motiv für den Serienmörder, wird glaubwürdig verarbeitet. Dass gegen Schluss der Verdacht immer noch zwischen mehreren Personen hin und her springt, ohne dass der Leser sich veralbert fühlt, spricht für das enorme Können der Autorin, die wieder einmal etliche Stunden guter Unterhaltung und jede Menge Spannung auf der Grundlage sauberer Recherche liefert - Regionalkrimi "at its best" und keineswegs auf die Region fixiert. Der neunte Band der Reihe lässt keinerlei Ermüdungserscheinungen seitens Nele Neuhaus erkennen, daher die Empfehlung: unbedingt lesen und auf die Fortsetzung freuen!

* Siehe zum Beispiel den Artikel zu Manfred Seel auf de.wikipedia.org

Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.