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Viele Befugnisse haben sie nicht, die acht ersten schwarzen Streifenpolizisten in Atlanta. Es ist das Jahr 1948 und kein Ende der Rassentrennung in den USA in Sicht. Die schwarzen Cops haben ihre eigene unbequeme Wache, denn in jener der Weißen haben sie nichts verloren, sie dürfen keine Weißen festnehmen, nicht ermitteln und keine Streifenwagen fahren. Und die weißen Polizisten hassen sie wie die Pest: "Das sind keine richtigen Cops."
Dann wird die Leiche einer jungen Frau auf einer Müllhalde gefunden - mit einer tödlichen Schusswunde. Die Ahnung der beiden schwarzen Cops Boggs und Smith, dass es zu keinen oder allenfalls sehr schlampigen Nachforschungen kommen wird, da das Mordopfer dunkelhäutig ist, bestätigt sich umgehend.
Boggs und Smith mit ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn können das nicht ertragen. Sie wissen, worauf sie sich einlassen, als sie beschließen, den Mörder von Lilly Ellsworth zu finden. Aber die Größe des Wespennests, in das sie stechen, haben sie nicht einmal geahnt.
Sklaven gibt es in Atlanta nicht mehr, doch ihre Nachkommen zählen auch 1948 nicht viel. Schwarze und Weiße begegnen einander nach festen Mustern, beflissen und ängstlich die einen, überheblich und bestimmend die anderen. Die etablierte Polizei ist korrupt, und als die schwarzen Cops Boggs und Smith bei ihrem Versuch, einen Weißen in ihrem Bezirk durch Kollegen derselben Hautfarbe anzeigen zu lassen, weil er eine Straßenlaterne umgefahren hat, geraten sie ausgerechnet an Dunlow, den Cop, der seit Jahren wie ein König über den Kiez herrscht. Dass die beiden auch keine Ruhe geben, als der Fund der ermordeten jungen Schwarzen Lilly Ellsworth keine seriösen Ermittlungen nach sich zieht, sondern ein schwarzes Bauernopfer gesucht wird, bringt sie noch mehr in Dunlows Schusslinie, und das kann durchaus wörtlich verstanden werden.
Dunlows jüngerer Partner Rakestraw möchte ein gerechter Cop sein und unterstützt Boggs und Smith dezent. Die beiden machen sich daran, auf ihre Weise den Mord an Lilly aufzuklären, doch bald müssen sie einsehen, dass sie gewaltige Kollateralschäden hervorrufen und auch selbst in Lebensgefahr geraten.
Eindringlich und authentisch beschreibt Thomas Mullen die Zustände in Atlanta vor rund siebzig Jahren, als die so genannten Jim Crow Laws rechtlich wie sozial das Verhältnis der "Rassen" zueinander regelten. Die Einführung der schwarzen Cops war eher ein Versuch, die Stimmen der "Negro"-Wähler zu gewinnen und den weißen Polizisten Drecksarbeit in den Schwarzenvierteln abzunehmen. So betrachteten ihre eigenen Leute die neuen Cops ebenfalls mit Misstrauen und Herablassung. Kein leichtes Arbeitsumfeld angesichts der ständigen massiven Diskriminierung. Offensichtlich hat Mullen sorgfältig recherchiert und eine glaubwürdige Geschichte vor einem wahren Hintergrund entworfen.
Bei "Dark Town" handelt es sich um einen klassischen Polizeiroman, gut konstruiert, lebendig und spannend verfasst, nur in der Mitte gibt es ein paar Längen, die jedoch nicht allzu sehr stören. Sprecher David Nathan sorgt dafür, dass die Dynamik der Story auch in der Hörbuchfassung erhalten bleibt. Durch sein Einfühlen in die einzelnen Protagonisten und seinen nuancierten Vortrag werden die Charaktere anschaulich erfahrbar und die intensiven Stimmungen bestens transportiert.
Starke Geschichte, gelungene Hörbuch-Edition!
Eine Hörprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.