Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Was für eine Vorstellung! Die Theatertruppe unter den berühmten Schauspielern Henry Irving und Ellen Terry hat soeben das Stück "Macbeth" zum letzten Mal in London aufgeführt, da wird eine mit Blut geschriebene Nachricht gefunden und es erklingt der Schrei einer irischen Todesfee. Die Botschaft ist klar, bald wird jemand den Tod finden. Genauer gesagt, soll es in Edinburgh, der nächsten Station der Truppe zu einem schrecklichen Unglück kommen. So kommt es, dass Inspector McFrey und sein schottischer Kollege Adolphus McGray bald in den mysteriösen Fall verwickelt sind und wieder einmal irdischen Verbrechen und übersinnlichen Ereignissen auf die Spur kommen müssen.
Für die Figuren in Oscar de Muriels neuestem Roman mögen die Vorkommnisse um die Todesfee in der Grindlay Street voller Schrecken sein, für den Leser aber sind sie ein großartiges Vergnügen. Dabei kann der Fall nun wirklich nicht als humorvoll bezeichnet werden, auch wenn die Ermittler Frey und McGray sich bei jeder Gelegenheit gegenseitig hänseln und mit bissigen Seitenhieben nicht sparen. Nein, es sind die gut recherchierten Charaktere und der treffende, liebevolle Blick auf das Edinburgh des 19. Jahrhunderts, die diesen Roman so lesenswert machen.
Zwar ist es so, dass eindeutig das Ermittlerduo im Mittelpunkt steht und alleine diese beiden sind es wert, dass der Leser sich die Zeit nimmt, dieses Buch zu genießen. Lebhaft beschreibt Oscar de Muriel seine Figuren, sei es Ian Frey, den es nach Schottland verschlagen hat und der es eigentlich gar nicht erwarten kann, trotz der Unstimmigkeiten mit seiner Familie wieder nach London zu kommen, oder eben auch "Nine Nails" McGray, dessen Familie einem Unglück zum Opfer gefallen ist und der nun nicht anders kann, als dem Unerklärlichen auf die Spur kommen zu wollen.
Auch die Nebenfiguren können überzeugen, zumal sie wirklich gelebt haben. Ob nun Ellen Terry, die umschwärmte Schauspielerin, die ein recht skandalöses Leben führte, oder ihr Kollegen Henry Irving, erfolgreich, ehrgeizig und guter Freund des noch unbekannten Bram Stokers, der auch im Buch erscheint. Da hat der Autor sich alle Mühe gegeben und ordentlich recherchiert, sodass die Beziehungen der Personen untereinander glaubhaft erscheinen und auch die Ereignisse in den Theatern nur ein wenig von der Wirklichkeit entfernt und an den Plot angepasst werden mussten. So gab es in der Tat eine Aufführung von "Macbeth", von welcher der Autor sogar die Besetzungsliste übernommen hat. Lediglich, darauf weist er in seinem Nachwort hin, der Zeitraum wurde geändert. Auch andere Kleinigkeiten wie das berühmte Käferflügelkleid der Hauptdarstellerin hat es in Wahrheit gegeben und das macht den Roman so reizvoll.
Kommt nun noch der feine Humor des Autors hinzu, der sich in Randnotizen und Bemerkungen niederschlägt, mit denen die Ermittler ihren Fall dokumentieren, so erklärt sich ganz leicht, warum der Leser diesen gelungenen Roman nur ungern aus der Hand legen wird. Oscar de Muriels Schreibstil ist locker, beschreibend und warmherzig, sodass es unmöglich wird, die Figuren nicht zu mögen, zumal sehr viel Herz in ihren Lebensgeschichten liegt.
Für den Leser bedeutet dies, dass er gar nicht merkt, wie schnell die Zeit beim Lesen dieses Romans vergeht und er irgendwann verblüfft und bedauernd feststellen muss, dass er auf der letzten Seite der Geschichte angekommen ist. Wie gut, dass er auf ein Wiedersehen mit den beiden Inspektoren hoffen kann, denn wie es aussieht, sind die Ermittler noch lange nicht damit fertig, in den mysteriösesten Fällen zu recherchieren.
Eine Leseprobe findet sich auf der Verlagsseite