Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Daniel Pitt, ein junger und noch unerfahrener Rechtsanwalt im London des Jahres 1910, hat gerade seinen ersten, wenig spektakulären Fall gewonnen. Nun soll er, der Anfänger, in einer wesentlich brisanteren Sache dem brillantesten Anwalt der renommierten Kanzlei, in der er seit Kurzem arbeitet, zur Hand gehen - weil der eigentlich damit betraute Kollege einen Unfall erlitten hat und außer Daniel niemand zur Verfügung steht.
Es geht um den brutalen Mord an einer schönen und sozial wie politisch sehr engagierten Frau; angeklagt ist ihr Ehemann, ein äußerst unangenehmer Mensch, der Biografien schreibt, in denen er die Porträtierten geschickt demontiert und schlechtmacht. Ihn erwartet nun der Tod durch den Strang, und Daniel und seinem Kollegen bleiben nur drei Wochen zum Beweisen der Unschuld ihres Mandanten. Der gewiefte Kollege versucht, einen Verfahrensfehler zu finden, während Daniel nach den wahren Ereignissen jenes Tages forscht, an dem Ebony Graves gewaltsam zu Tode kam.
Je mehr er in Erfahrung bringt, desto verwirrender und belastender wird die ganze Geschichte, und plötzlich sind sogar Menschen involviert, die dem jungen Anwalt sehr nahe stehen.
Anne Perry, zweifellos eine der großen alten Damen des englischen Krimis, beginnt noch einmal eine neue Serie, diesmal um Daniel Pitt, Rechtsanwalt und Sohn eines ihrer anderen Serienhelden, Thomas Pitt. Im Jahr 1910 ist die Todesstrafe noch gang und gäbe, und vor ihr soll Daniels Mandant, des Mordes an seiner Ehefrau angeklagt, bewahrt werden. Daniel gerät in einen Konflikt, als sich ihm offenbart, dass der Klient seiner - Daniels - Familie Schaden zufügen wollte und wohl nach damaliger Auffassung den Strang ebenso verdient hätte, wenn er nicht der Mörder wäre. Doch trotz Daniels Status als Berufsanfänger agiert er, wenngleich mit Mühe, professionell.
Professionell: Das Wort beschreibt ein Stück weit auch diesen Krimi. Anne Perry mit ihrer großen Erfahrung gelingt es scheinbar mühelos, sowohl einen spannenden, authentischen historischen Plot zu schaffen als auch Charaktere zum Leben zu erwecken, die Herzblut haben und auf den Leser spontan sympathisch oder sehr unangenehm wirken; sie werden ihm rasch vertraut, und dank dem geschickten Aufbau mit einigen verblüffenden Wendungen, der konstant beibehaltenen Perspektive (Daniels) und eben den lebendigen Charakteren lässt sich der Leser gern auf die Story ein und fiebert mit dem noch um Anerkennung kämpfenden, aber ebenso um Gerechtigkeit bemühten Daniel Pitt. Mühelos findet er sich in die anschaulich beschriebene Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ein, die dem Krimi erwartungsgemäß einen besonderen Charme verleiht. Und der Fall hat dann tatsächlich eine erstaunliche Brisanz.
So bietet der erste Teil der Serie um Daniel Pitt rundum gute und spannende Unterhaltung, und das Ende macht neugierig auf die Fortsetzung.
Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.