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Game of Thrones ist wohl die erfolgreichste Serie und Fantasyreihe der letzten Jahrzehnte. Da wundert es wenig, dass die Macher eine Reihe von Büchern, Dokumentationen und andere Artikel rund um die Serie herausbringen, um die Sammelleidenschaft der Fans zu stillen und um Geld zu verdienen.
Da die Geschichte der Serie eine mythenumränkte Vorgeschichte hat, lag es ebenso auf der Hand, dass diese vom Schöpfer und Autor der Romanreihe auch selbst einmal geschrieben wird. Mit "Feuer und Blut - Aufstieg und Fall des Hauses Targaryen von Westeros" ist nun ein erster Band dieser Vorgeschichte erschienen. Auf fast 900! Seiten werden über drei Jahrhunderte der Geschichte des mächtigsten Hauses von Westeros nachgezeichnet. Ergänzt wird der Text durch einige Abbildungen und einem Stammbaum der Targaryens im Posterformat.
Die eigentliche Romanreihe Game of Thrones ist nicht zuletzt deshalb so erfolgreich, weil für jeden etwas dabei ist. Ob Fantasy-Fan, Liebhaber ausgefeilter Machtspiele und Intrigen oder Freund großer Epen mit blutigen Schlachten, jede und jeder kann etwas für sich in dieser Geschichte finden. So dürften auch viele Fans der Serie und der Romane einiges von dieser Vorgeschichte erwarten, doch viele dürften enttäuscht sein.
Denn dieses Buch ist weniger ein Roman, es ist vielmehr eine ausformulierte Chronik des Hauses Targaryen. Es liest sich wie ein trockenes Geschichtsbuch, welches die Geschichte eines mittelalterlichen Adelsgeschlecht dokumentiert. Sicher wird von vielen Schlachten, Machtkämpfen und Intrigen berichtet, aber alles bleibt nüchtern und nirgends wird eine epische Dramaturgie entwickelt oder finden Personenentwicklungen statt, durch die sich der Leser mit Figuren identifizieren könnte.
So ist dieser Band eher was für sehr leidenschaftliche Fans, die voll und ganz in der Fantasiewelt, die Martin geschaffen hat, eintauchen wollen und einfach alles über diese wissen wollen. Fans der Serie, die vor allem die Charakterentwicklung, die ausgefeilte Dramaturgie oder andere inhaltliche Aspekte anspricht, finde in diesem Fantasy-Fakten-Almanach wenig Spannung. Dass dieses Produkt nur bestimmte Fangruppen anspricht, zeigt auch das beiliegende Poster mit dem Stammbaum der Targaryens. Es ist sehr schön, aber in der Wohnung aufhängen werden es nur die wenigsten Leser.
Wer sich also von einer detaillierten Chronik angesprochen fühlt, kann beruhigt zugreifen. Der Leser erfährt vieles und kann richtig eintauchen in dreihundert Jahre Geschichte von Westeros. Wem das zu viel ist, sollte lieber vom Kauf absehen. Schade ist dabei, dass das Buch so aufgemacht ist, dass vielen Käufern nicht klar sein wird, dass dies eben kein Roman im typischen Game-of-Thrones-Stil ist. Ein bisschen mehr Transparenz vom Verlag wäre hier schön gewesen.
Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.