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 Scham

Autoren: Karin Alvtegen
Übersetzer: Dagmar Lendt
Verlag: Wunderlich

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Monika ist ende dreißig und eine recht erfolgreiche Ärztin. Sie ist sogar Chefärztin in dem Krankenhaus, in dem sie arbeitet. Doch ihr Alltagsleben gerät durch eine tragischen Unfall aus den Fugen.
Maj-Britt ist eine verbitterte und bösartige Frau, die der ganzen Welt Schuld an ihrem Schicksal gibt. Sie kann aufgrund ihrer Körperfülle ihre Wohnung nicht verlassen.
Die beiden Frauen haben sich bisher noch nie gesehen, sie können unterschiedlicher nicht sein.
Dennoch haben sie eine Gemeinsamkeit. Beide tragen ein Geheimnis mit sich herum, dass tonnenschwer auf sie drückt, sie tragen Schuld an Geschehnissen aus ihrer Jugendzeit.
Nun beginnt das Schicksal sie langsam aber sicher einzuholen.

Monika und Maj-Britt, zwei Frauen, die scheinbar nichts mit einander zu tun haben, werden sehr schön beschrieben. Von Zeile zu Zeile, Seite zu Seite, werden ihre Wesenszüge plastischer, verständlicher. Der Leser wird mitgenommen, die Personen kennen zu lernen. Es sind keine bloßen Aneinanderreihungen von Attributen, die den Protagonisten ihr Aussehen und ihre Wesenzüge verleihen. Vielmehr gelingt es Karin Alvtegen durch sehr gutes Beschreiben von Gefühlen und der Umwelt ihrer Handlungstragenden, eine kompakte Atmosphäre aufzubauen. Die Autorin dringt dabei rigoros, aber feinfühlig in die noch so verborgenste Ecke der Psyche vor. In sich abwechselnden Kapiteln wird das Leben von Monika und Maj-Britt erzählt. In jedem Kapitel taucht der Leser tiefer in die Personen ein und entdeckt stetig neues.
Die Geschichten um die Protagonisten beginnt eher harmlos. Doch dann beginnen sich die Ereignisse förmlich zu überschlagen.
Es wird sehr schön erzählt, wie sich die Charaktere fühlen und welche Schutzwälle sie erbaut haben, um sich vor der Scham und den Schatten der Vergangenheit zu schützen.
Doch als die Ereignisse sich überstürzen merkt der Leser, wie schwach doch diese Wälle waren, hinter denen sich die Frauen versteckten. Es bedurfte nur eines kleines Ereignisses und die Mauer fangen an zu bröckeln. Die Gedankengebilde und die angelegten Verhaltensweise, die jahrelang dafür sorgten, dass man unbeschwerter leben konnte, stürzen immer weiter ein.
Die Autorin spielt, aber nicht leichtfertig, mit den Gefühlen ihrer Protagonisten. Es ist faszinierend mitzuverfolgen, wie sich Monika und Maj-Britt verändern.
Wie aus einer verantwortungsbewussten Ärztin eine Frau wird, die von Schuldgefühlen förmlich zerfressen wird. Ihre Gedanken, ihre Handlungen und ihre Aussagen sind sehr einschneidend und fesselnd beschrieben.
Auch Maj-Britt verändert sich zusehends Ihr harter Schutzpanzer bricht langsam auf. Ihre ablehnende, ignorierende Haltung wird aufgebrochen. Mehr und mehr wird dem Leser bewusst gemacht, welche dunkle Geheimnisse sich hinter dieser harten Schale verbergen.
Gefangen von den Ereignissen ihrer Vergangenheit und hinter ihren Schutzwällen sind die Frauen jedoch sehr verletzlich.
Ergreifend versteht die Autorin zu erzählen, für was die beiden Frauen sich schämen und wie sie damit umgehen, wie sie sich mit ihrer Scham arrangiert haben.

Fazit:
Ein sehr packender und spannend erzählter Roman, der den Leser zu fesseln vermag. Der Leser wird an die Abgründe der Protagonisten herangeführt und blickt mit ihnen gleichsam in die Tiefe der Scham.

Christoph Heibutzki



Hardcover | Erschienen: 01. Januar 2006 | ISBN: 380520809X | Originaltitel: Scam | Preis: 19,90 Euro | 350 Seiten | Sprache: deutsch

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