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Wir betrachten eine Spielshow. Es gibt drei Tore, hinter einem steht ein Auto, hinter den beiden anderen Ziegen. Der Kandidat darf sich ein Tor aussuchen und gewinnt das Auto, wenn er das entsprechende Tor wählt. Nachdem er sich ein Tor ausgesucht hat sagt der Moderator: "Darf ich Ihnen etwas zeigen?", und öffnet eins der beiden anderen Tore, hinter dem eine Ziege steht. Die Frage ist nun: Was hat das mit einer Buchrezension zu tun?
Nein, eigentlich lautet die Frage: Sollte der Kandidat seine Auswahl überdenken oder nicht? Und um diese Frage dreht sich das Buch "Das Ziegenproblem" von Gero von Randow.
Am Beispiel dieser und anderer Fragestellungen aus der Wahrscheinlichkeitsrechnung versucht er dem Leser das Denken in Wahrscheinlichkeiten beizubringen. Denn dafür ist der Mensch nicht geboren, wie man an vielen Beispielen im Buch sieht.
Auch für Formeln ist der Mensch anscheinend nicht geboren, wie zumindest die einleitende Bemerkung andeutet. "Ein Buch voller Formeln. Das kann nicht gut gehen." Das stimmt zwar für viele Bücher, Randow kommentiert aber alle Formeln ausführlich genug, dass man das Buch lesen und verstehen könnte, ohne einen Blick auf die Formeln zu werfen. (Eine Strategie die er selbst im Buch vorschlägt.)
Am interessantesten im Buch sind die Beispiele, in denen Menschen Fragestellungen aus der Wahrscheinlichkeitsrechnung in Form von konstruierten Problemen vorgesetzt bekamen - im Sinne von "was würden Sie tun" - und die Passage im Buch, in der erläutert wird, warum die Hölle eingeführt werden musste, um rationale Menschen vom Glauben zu überzeugen - auch wenn das Kapitel vielleicht nicht ganz so viel mit dem eigentlich ernsthaften und Wissen vermittelnden Sinn des Buches zu tun hat.
Ansonsten ist das Buch gut und unterhaltsam geschrieben, allerdings mit 208 Seiten so kurz, dass man es an zwei Abenden gemütlich durchlesen kann, ohne dabei die Beispiele nur überflogen zu haben.
Mir persönlich hätte es besser gefallen wenn das Buch gegen Ende etwas weniger über den Zufall philosophiert, sondern den Leser mit etwas mehr richtiger Mathematik beglückt hätte - letztendlich ging es nicht deutlich über heutigen Schulstoff hinaus. Aber das wäre wohl nicht gut gegangen.
Die Antwort auf das Problem ist übrigens: Der Kandidat sollte das Tor wechseln. Welche der vier Argumentationen aus dem Buch für die Richtigkeit dieser Aussage Ihnen am besten gefällt, das kann ich nicht vorhersagen.