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Im Wien des Jahres 1920 ist das Leben für die meisten Bewohner kaum zu bewältigen. Hunger und Kälte setzen den Menschen zu, der Krieg und der Trieb, irgendwie zu überleben, haben das, was einmal "Moral" genannt wurde, untergraben. Nur wenige Menschen setzen sich aufrichtig für Recht und Gerechtigkeit ein - zu diesen gehören Kriminalinspektor August Emmerich und sein Assistent Winter.
Sie müssen einen weiteren Mord aufklären, dessen Opfer bizarr drapiert wurde. Und dieser Mord bleibt nicht allein. Alles deutet auf einen Serienmörder hin, und die beiden Ermittler arbeiten gegen die Zeit.
Doch Emmerichs Aufmerksamkeit wird immer wieder von seinen Fällen abgezogen. Denn er sucht seine geliebte Luise und ihre Kinder, die von ihrem einst totgeglaubten und vom Krieg schrecklich veränderten Mann entführt wurden. Dieser aber erweist sich als ein Gegner, der vor nichts zurückschreckt, wenn es darum geht, Emmerich zu vernichten.
Ihr dritter Fall belastet Kriminalinspektor August Emmerich und damit auch seinen fast allzu empathischen Assistenten Winter noch mehr als die beiden vorausgegangenen, denn diesmal geht es um Emmerichs große Liebe Luise, jene Frau, mit der er einige Zeit zusammengelebt hat, nachdem ihr Mann, ein Soldat, für tot erklärt worden war. Jener Mann, Xaver Koch, lebt jedoch durchaus, er hat Luise und die gemeinsamen Kinder mitgenommen und verfolgt nun ohne Rücksicht auf Verluste ganz eigene Pläne. Emmerich würde alles tun, um Luise und die Kinder zurückzugewinnen, doch Xaver Koch ist, wie er lernt, äußerst gewaltbereit und durchtrieben. Und er hat ein gefährliches Netzwerk aufgebaut.
Eigentlich sollen Emmerich und Winter einen rituell anmutenden Mord an einem scheinbar unbescholtenen Bürger aufklären. Dass diese Aufgabe sie zu einem Serienmörder und letztlich auch zu Xaver Koch führen wird, können sie zunächst nicht ahnen. Doch dass Persönliches hinter dem Mord und den Folgetaten steckt, zeigt sich bereits früh.
Erneut gelingt es Alex Beer, die düstere Atmosphäre der Nachkriegszeit um 1920 geradezu perfekt einzufangen. Ihre Figuren, insbesondere die Protagonisten, treten authentisch auf, ihre Grenzen überschreitende Belastung wird für den Hörer unmittelbar erfahrbar. Die Autorin vollzieht den Spagat zwischen Straftaten und dem, was das Bauchgefühl als "korrekt" empfindet, sehr geschickt. Das Menschliche, allzu Menschliche, bereits in den ersten beiden Bänden ein wichtiges Element, wird hier zum entscheidenden Faktor. Zugleich entfaltet sich ein ausgesprochen spannender Kriminalfall mit wie gewohnt vorzüglich recherchiertem Hintergrund, der aber nie "besserwisserisch" aufs Tapet kommt. Vermutlich würde ein Hörer oder Leser aus dem Jahr 1921 nicht bemerken, dass der Krimi im 21. Jahrhundert entstanden ist.
Fast schon zur Routine wird das Loblied auf den Sprecher Cornelius Obonya, der mit der perfekten Dosierung des Wienerischen aller Schichten, viel Einfühlungsvermögen und einem wunderbaren Gefühl für die Spannungsbögen aus einem großartig verfassten Kriminalroman ein wahres Hörabenteuer macht. Bitte, liebe Alex Beer und lieber Cornelius Obonya, machen Sie weiter.
Reinhören ist auf der Verlagsseite möglich.
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