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Von einer Sekunde auf die andere ändert sich Heidi Jacksons Leben komplett. Die junge Londonerin, die eigentlich plant, endlich als Schauspielerin Fuß zu fassen und einen festen Partner zu finden, stürzt beim Joggen und verletzt sich dabei so schwer, dass ihr ein Unterschenkel amputiert werden muss. Damit ändert sich alles. Heidi muss noch einmal von vorne anfangen - laufen lernen, Selbstständigkeit lernen, Selbstbewusstsein lernen.
Ihre Zimmerkameradin in der Reha-Klinik, die 82-jährige Maud, gibt ihr Mut, während ihre alten Freunde und Kontakte sich als wenig verständnisvoll und hilfsbereit erweisen. Heidi weiß nicht weiter.
Und dann tritt Mauds Enkel in ihr Leben. Jack steckt selbst in einer Krise, versucht jedoch alles, um Heidi zu unterstützen. Doch er enttäuscht sie letztlich auch - unwissentlich, denn Liebe war eigentlich nicht geplant, allenfalls eine schöne Freundschaft. Hilfsmittel hat er ihr gegeben. Dann verbannt sie ihn aus ihrem Leben. Und setzt alles um, was sie mit ihm angehen wollte.
Sie trifft auf weitere Menschen, die ihren Weg begleiten wollen. Und so stellt sie sich auch ihrer großen Herausforderung: Brautjungfer für ihre Schwester zu sein.
Ein Unglück wie das von Heidi kann jeden Menschen treffen: ein Fehltritt, eine Unsicherheit, ein spontaner Unfall, und damit eine totale Kehrtwende im Leben. Heidi kann nur schwer akzeptieren, dass sie nun, mit einem amputierten Unterschenkel, behindert ist und jede Art von Fortbewegung neu lernen muss. Es gibt Hilfen – Ergotherapie, eine Prothese, Psychotherapie und natürlich die Familie. Und Jack, den Enkel ihrer Zimmernachbarin. Heidi lernt Jack zu schätzen und, unglücklicherweise, wie es scheint, zu lieben. Die emotionalen Verwicklungen machen ihren Genesungsprozess nicht einfacher. Doch Heidi will ins Leben zurück. Und sie lässt sich von nichts aufhalten, auch nicht von Herzschmerz.
Ein gutes Buch: für Menschen, die einen herben Verlust erlitten haben und diesen verkraften und kompensieren müssen. Es kann sicherlich jedem helfen, der ein ähnliches Trauma erlitten hat. Letzten Endes schildert die Autorin hier ihr eigenes Erleben; sie verlor als 25-Jährige selbst ein Bein. Heidis Entwicklung mit allen Rückschlägen hat viel Mutmachpotenzial und zeigt zudem auf, mit welchen verbreiteten Vorurteilen, Konfrontationen und Grenzüberschreitungen Behinderte häufig klarkommen müssen, abgesehen von den eigenen Unzulänglichkeiten.
Menschen ohne Behinderung bietet das Buch natürlich Einblick in eine andere Welt, es vermag, ihnen zu einem entspannten und angemessenen Umgang mit Menschen mit Handicap zu verhelfen. Darüber hinaus, rein als Roman betrachtet, ist es allerdings nicht so spannend, sondern es zieht sich bisweilen. Heidi, bislang vor sich hinlebend und ohne viele Perspektiven, dreht sich über weite Strecken im Kreis. Eine Karriere als Schauspielerin ist ihr nicht gelungen, sie hat sich als Bedienung in einer Bar und in wechselnden Beziehungen durchgeschlagen. Wie soll sie da einbeinig Fuß fassen?
Nun, sie tut es. Eher unbemerkt von sich selbst. Nach und nach. Der Roman schildert all das unaufgeregt, und wer es mag, wird es lieben. Wer sich in einer ähnlichen Situation wie die Protagonistin befindet, erst recht.
Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.