Mercy Thompson steht zu ihrem Wort. Vor Monaten hat sie jedem in den Tri-Cities Sicherheit versprochen und egal wie hoch der Preis ist, sie wird keiner Gefahr ausweichen, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Da ist es hilfreich, dass ihr Gefährte Adam und sein Werwolfrudel ihr zur Seite stehen, und doch gerät sie immer wieder in Lebensgefahr.

Gerade erst wurde sie in einen Konflikt zwischen Vampiren gezogen, der sie sogar nach Europa beförderte, da erobern schwarze Hexen ihr Revier. Erholung kann Mercy also vergessen. Im Gegenteil, ihre Gegner schrecken vor nichts zurück, um ihre Macht zu vergrößern, und da sie Magie aus Schmerz und Tod ziehen, muss Mercy in einen Kampf ziehen, der ihr und ihren Freunden alles abverlangt.

Es war ein langer Weg von der gestaltwandelnden Automechanikerin zur Gefährtin des Alphawolfes eines Rudels und Beschützerin der Schwachen in den Tri-Cities. Dabei war Mercy schon seit jeher etwas Besonderes, doch im Laufe der Jahre hat sie immer neue Freunde gefunden und Stärken entdeckt. Doch auch ihre Feinde haben dazugelernt und wo sie früher unterschätzt wurde, nutzen die Gegner nun gleich ein großes Ausmaß an Gewalt, um ihre Position zu stärken.

Deutlich wird das im elften Band der Reihe, in dem Mercy gleich zu Beginn mit furchtbar gefolterten Opfern und Zombies konfrontiert wird. Sind Letztere anfänglich fast schon niedlich, da auch Zwergziegen zombifiziert werden, so nimmt das Grauen im Laufe der Handlung immer mehr zu. Dabei war die Autorin Patricia Briggs noch nie zimperlich, wenn es um ihre Figuren ging.

Nichts für schwache Nerven also, das sollte dem Leser bewusst sein. Immerhin gibt es in der Reihe nun genug Charaktere, die ihre eigene, düstere Vergangenheit haben und somit auch mit Schwierigkeiten kämpfen müssen, eben diese zu bewältigen. Allen voran trifft es dieses Mal Sherwood Post, den Werwolf, der vor einiger Zeit von Hexen gefoltert wurde und immer noch nicht weiß, wer er wirklich ist. Deutlich wird jedoch, dass er nach wie vor in Gefahr schwebt. Als hätten Mercy und ihr Rudel noch nicht genug Sorgen.

Es ist also klar, Patricia Briggs legt in „Ruf des Sturms“ die Messlatte noch ein wenig höher an und das erscheint auch fast schon als nötig. Immerhin vermag ihre Hauptfigur auf immer mehr Fähigkeiten zurückgreifen. Mittlerweile hat Mercy entdeckt, dass sie nicht nur zu den Gestaltwandlern gehört, sondern auch Tote sehen kann, ein wenig gegen Magie immun ist und den indianischen Gott Koyote ihren Vater nennen kann – oder muss, das kommt auf den Standpunkt an. Einfacher macht diese Verwandtschaft ihr Leben nicht, das steht fest.

Für den Leser ergibt sich damit aber auch ein Dilemma, denn so sehr Frau Briggs ihre Mercy Thompson auch in Schwierigkeiten bringt, so wirklich um sie fürchten muss niemand, schließlich ist sie nicht nur außergewöhnlich warmherzig und mutig und mit vielen ungewöhnlichen Gaben beschenkt, sie erzählt die Geschichte auch in der ersten Person. Wenn also nicht bald jemand über die Klinge springt, der Mercy etwas bedeutet, verliert sie etwas an Glaubwürdigkeit.

Auf Dauer wird sich das nicht vermeiden lassen, doch ob es in diesem Band schon so weit ist, soll hier nicht verraten werden. Bis dahin kann sich der Leser auf Mercys unbeugsame Aufrichtigkeit und ihr Verantwortungsgefühl verlassen. Sie präsentiert sich als wahre Heldin und auch wenn ihre zweite Gestalt nicht wirklich eindrucksvoll wirkt, vermag sie doch, ihre beiden Seiten perfekt miteinander in Einklang zu halten und sie selbst zu bleiben. Welchem Gegner sie sich auch stellen muss, sie wird es mit Mut und Herz tun. Mehr kann niemand verlangen und so wird auch dieses Mal der Leser Mercy gerne in ihr Abenteuer begleiten.

Weitere Informationen finden sich auf der Verlagsseite.