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Kunst gehört zur Menschheit wie Sprache und Gefühle. Schon sehr früh nutzten Menschen einfache, leicht zugängliche farbige Pigmente, vor allem Ocker und Ruß, für Gemälde an Höhlenwänden und zu anderen Zwecken. Im Lauf der Jahrtausende kamen immer mehr Substanzen als Ergänzung der Farbpalette hinzu - bis hin zur Entwicklung der künstlichen Farben vor allem ab dem 19. Jahrhundert, mittels derer sich lichtempfindliche und giftige Pigmente ersetzen ließen.
David Coles, der selbst Malerfarben produziert, präsentiert in seinem Buch fünfzig verschiedene Farbstoffe. Am Anfang stehen eine Einführung, eine Art Vorwort mit der persönlichen Geschichte des Autors und seiner Beziehung zu seinem Thema, ein Glossar und Betrachtungen zu den einzelnen Farben, von denen Pigmente zur Verfügung stehen. Die zehn Kapitel sind grundsätzlich chronologisch angelegt. Abschließend geht es um wissenschaftliche Aspekte und um die technische Farbherstellung. Einige Kunstwerke, in denen jeweils eine Farbe dominiert, bilden zusammen mit den Kommentaren der Künstler eine Ergänzung.
Wer schon einmal in einschlägigen Ausstellungen Tizians, Rembrandts, van Goghs, Monets oder Picassos Bilder bewundert, ehrfurchtsvoll ein mittelalterliches Stundenbuch bestaunt oder die Fresken im untergegangenen Pompeji zu Gesicht bekommen hat – um nur ein paar Beispiele zu nennen -, dürfte wesentlich mehr Augenmerk auf die künstlerischen Feinheiten gerichtet als sich Gedanken über die Natur der verwendeten Farben gemacht haben. Und doch verdienen diese unsere Aufmerksamkeit, denn ohne sie gäbe es natürlich keine "Mona Lisa", keine "Sternennacht", keinen klimtschen "Kuss", kein "Guernica", keine Jagdszenen in der Höhle von Lascaux und nicht einmal die Kritzelei eines Kindergartenkindes.
Diese Farben beziehungsweise die Pigmente, die uns die entsprechenden Farbeindrücke vermitteln, sind Gegenstand von David Coles' Buch. In grob chronologischer Reihenfolge stellt der Autor die im Verlauf der Menschheitsgeschichte verwendeten Farbstoffe vor; einige weitere Kapitel liefern Rahmeninformationen und zeigen auf, wie Künstler Farben gezielt einsetzen.
Ergänzt von eindrucksvollen Fotografien bieten die Texte einen breit gefächerten Überblick über die Entdeckung (sofern bekannt), die Gewinnung, die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung, den naturwissenschaftlichen Hintergrund – hier könnte womöglich ein Hauch mehr Chemie interessant sein -, erwartungsgemäß die Einsatzmöglichkeiten, Vor- und Nachteile einzelner Farben. Die sehr häufige Problematik der hohen Giftigkeit insbesondere bei den bleihaltigen Pigmenten und der Lichtempfindlichkeit kommen ebenso zur Sprache wie ökonomische Höhen und Tiefen, die sich aus Moden und Weiterentwicklungen ergaben. Es geht auch nicht nur um Gemälde, sondern ebenso um Textilfarbstoffe und solche für weitere Anwendungen.
Insbesondere für kunst- und kulturgeschichtlich Interessierte liefert dieses Buch eine Fülle an spannend und ansprechend aufbereiteten Informationen. Es ist allgemeinverständlich gehalten: Die Lektüre setzt keine über eine übliche Schulbildung hinausgehenden Kenntnisse voraus. Und wer sich je gefragt hat, ob der Zusatz "vegan" bei Farben einen Sinn ergibt, wird das rasch bejahen können.
Ein faszinierender, sorgfältig aufbereiteter Überblick!
Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.