Nile könnte eigentlich glücklich sein: Da die Scheidung ihres Freundes Ben von seiner Ex Florence in wenigen Tagen stattfinden wird, steht Niles und Bens Hochzeit nichts mehr im Wege.
Dann entdeckt Nile beim gemeinsamen Bummel plötzlich in einem Schaufenster ein tolles Kleid, das ideal als Hochzeitskleid geeignet wäre, und sie geht mit Ben ins Geschäft, um es anzuprobieren. Sie kommt aus der Umkleide - und Ben ist weg. Spurlos verschwunden.

Sofort verfällt Nile in Panik. Sie sucht verzweifelt nach ihm, fragt hektisch bei Freunden nach und wendet sich in ihrer Verzweiflung schließlich sogar an Florence, obwohl sie diese als ihre Intimfeindin betrachtet. Nach einigem Hin und Her beteiligt sich Florence an der Suche und gibt auch eine Vermisstenmeldung auf. Aber Ben taucht nicht wieder auf. Was in aller Welt ist vorgefallen?
"Atme, Nile, atme!", sagt sich die Protagonistin immer wieder das Mantra vor, das Ben für sie in kritischen Situationen hatte. Doch erstmals droht es ihr nicht weiterzuhelfen.

Sie heißt Nile. Nicht Nele. Der Erste, der nicht verwundert nachgefragt oder sie direkt mit "Nele" angesprochen, sondern sofort korrekt "Nile" gesagt hat, war Ben. Ben, der an einem Nachmittag während eines Einkaufsbummels Knall auf Fall verschwunden ist. Den Nile nun auf eine verstörend kopflose, panische Weise sucht.
Immer wieder gibt es Rückblenden zum Kennenlernen des Paares und zu der Zeit der heimlichen Liebe, als Ben offiziell noch mit seiner Florence, genannt Flo, zusammen war. Dann startet Nile wieder irgendeine hektische Aktion. Nach und nach nähern sich die Rückblenden der Gegenwart, und Nile wird richtig unangenehm. Da sie von Anfang an nicht gerade sympathisch wirkt und sich der Hörer wohl auch auf keinen anderen Protagonisten richtig einlassen mag – Florence hat sogar, wenn Niles subjektive Sicht ausgeblendet wird, wenig Charme, der ohnehin abwesende Ben bekommt mehr und mehr den Anstrich eines Pantoffelhelden, und die neu hinzukommenden Personen sind nicht weniger sonderbar -, kommt es zu keiner Tuchfühlung zwischen Hörer und Protagonist(in) und somit der gesamten Handlung.
Warum Nile so (geworden?) ist, wie sie nun auftritt, erschließt sich letzten Endes auch nicht recht. Es gibt ein traumatisches Erlebnis, das vielleicht tatsächlich oder auch nur in Niles eigenwilliger Wahrnehmung stattgefunden hat und das allein Niles Verhalten nicht erklären kann. Fest steht, dass sie von Psychopharmaka abhängig ist und massiv zu Gewalt neigt.
Ausgiebige Rückblenden, wirre Aktionen, die sich bis zum nicht unbedingt klaren Ausgang steigern (eine genaue Erörterung würde massiv "spoilern"), Charaktere, die keine Identifikation des Hörers mit ihnen zulassen: es mag Hörer geben, die sich auf das Verwirrspiel von real Erlebtem und durch eine enorme psychische Störung samt Tabletten induzierten Wahnvorstellungen einlassen und es aufdröseln wollen. Wer beim Thriller deutlich umrissene Figuren mit nachvollziehbarer Historie bevorzugt, sollte vorsichtig sein und sich erst einmal eine ausführliche Lese- oder Hörprobe gönnen. Wozu anzumerken ist, dass Laura Maire als Sprecherin vortreffliche Arbeit leistet und die Atemlosigkeit, die Panik, das Aufgelöste wahrlich authentisch vermittelt. Für sie gerne die Bestbewertung.

Eine Hörprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.

Das Hörbuch besteht aus einer mp3-CD in einem sehr ansprechend aufgemachten Digifile.