Dass ihn ein Unbekannter zu einem zunächst gleichfalls unbekannten Ziel einfliegen lässt, das sich schließlich als ein nobles Anwesen auf Ibiza entpuppt, lässt Allmens neuen Fall bereits ziemlich eigenwillig beginnen. Doch die ihm gestellte Aufgabe erweist sich als erst recht skurril: Seinem Auftraggeber, dem alten und kranken Musikproduzenten Garrett, wurde ein besonders wertvoller Koi aus dem Teich gestohlen, ein besonders schönes Exemplar der Form Tancho namens Boy mit einem Kaufpreis von 1,1 Millionen Dollar. Garrett hatte ihn seiner schönen jungen Lebensgefährtin Akina geschenkt.

Allmen und sein Partner Carlos nehmen also die Ermittlungen in der Koi-Szene von Ibiza auf und geraten an allerlei mehr oder weniger bizarre Leute. Immerhin finden sie einen schrägen Vogel, der bereit ist, sie auf eine exklusive Party mitzunehmen, wo es für beide auf unterschiedliche Weise schwer zur Sache geht, und dann kommt noch ein auf Ibiza ansässiger früherer Schulfreund von Allmen gewaltsam zu Tode.
Und Suter wäre nicht Suter, wenn am Ende nicht noch eine krasse Wendung einträte.

Auch in seinem sechsten Fall ermittelt Allmen unter den Reichen und Einflussreichen, in diesem Fall nun eben ausgehend von einem Koi-Teich auf einem teuren ibizenkischen Anwesen und für einen amerikanischen Musikproduzenten.
In allen Schau-Teichen auf der Insel nach dem Fisch zu suchen, würde wohl wegen der hohen Wiedererkennbarkeit von "Boy", dem vermissten Tancho-Kohaku-Koi, wenig Sinn ergeben. Aber sich auf eine exklusive Party bei einem der prominenten Koi-Besitzer einschleusen zu lassen, dessen Personal sich bereits im Vorfeld etwas eigenartig verhielt, und dabei ein bisschen herumzuspähen, erweist sich schon mal als guter Anfang. Abgesehen davon, dass Garretts Gespielin Akina sich Allmen äußerst hingebungsvoll widmet und Carlos, der inzwischen die eigentliche Detektivarbeit geleistet hat, sein Engagement mit einem Krankenhausaufenthalt bezahlt, ergeben sich auch ein paar neue Hinweise.

Insgesamt ist "Allmen und der Koi" recht beschaulich gehalten – es gibt selten echte Spannungsspitzen; und doch versteht sich Suter darauf, den Roman wie ein Drehbuch zu inszenieren. Ein mysteriöser Auftraggeber und ein unbekanntes Ziel, viel verschwenderischer Luxus, immer wieder schöne, freizügige Frauen, Ibizas herrliche Landschaft, die zum Ende hin sogar dramatisch von einem Waldbrand heimgesucht wird, dazu die skurrilen Figuren (zu denen nicht zuletzt Allmen selbst gezählt werden darf), ein Bediensteter mit rätselhaften nächtlichen Angewohnheiten, natürlich der niedergeschlagen aufgefundene Carlos und Allmens ermordeter alter Freund mit verzweifelter Haushälterin, es passt einfach. Hinzu kommt ein herrlich trockener, teils subtiler Humor, der sich am Schluss zum Zynismus steigert. Auch in kulinarischer Hinsicht kann der Leser allerlei lernen, wenngleich die kühnen Kreationen vielleicht nicht durchweg zur Nachahmung empfohlen sind. Wer will schon ausprobieren, ob Fischreiher tatsächlich nur schmeckt, wenn er zuvor mehrere Tage in Mangosaft eingelegt wurde? Suters Augenzwinkern ist bisweilen unübersehbar, wenn er all den Überfluss und Überdruss der Reichen, Einflussreichen und ihrer Entourage beschreibt. Dass dabei in Sachen Klischeebedienung alle Register gezogen werden, gehört dazu.

So erweist sich "Allmen und der Koi" nicht als klassischer Pageturner, doch das bezweckt die Reihe auch gar nicht, wie ihre Leser wissen. Wer Suters spezielles Allmen-Konzept mit seinen meist niedrigen Drehzahlen, dem im Gegenzug üppig deskriptiven Erzählfluss, den schrägen Charakteren und dann doch immer wieder verblüffenden Wendungen mag, wird viel Spaß an diesem Band haben.

Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.