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Eigentlich wollte der siebenjährige Max Berghoff nur schnell in der unmittelbaren Nachbarschaft seine Freundin besuchen und ihr ein neues Spielzeug zeigen. Doch er ist dort nie angekommen. Seit einem Jahr wird er nun vermisst, und seine Eltern haben keinerlei Gewissheit darüber, was mit ihm geschah.
Mittlerweile wurde Guido Tramnitz verhaftet, ein Psychopath, dem grausame Morde an zwei Kindern in Max‘ Alter nachgewiesen werden konnten, nachdem er die Mutter eines dieser beiden Opfer ebenfalls umgebracht hatte, die ihm mit ihren auf eigene Faust angestellten Nachforschungen zu nahe gekommen war. Alles spricht dafür, dass Tramnitz auch Max entführt und getötet hat.
Auf Anraten seiner Anwältin schweigt der für nicht schuldfähig erklärte Tramnitz, und so bleibt auch Max‘ Schicksal unklar – ein Albtraum für die Eltern. Max‘ Vater Till nötigt in seiner Verzweiflung seinen Schwager, einen Polizisten, ihn in die psychiatrische Klinik einzuschleusen, in der sich der Kindermörder inzwischen befindet. Er glaubt, nur so jemals die Wahrheit in Erfahrung bringen zu können. Doch das Ausmaß des Albtraums, in dem er landet, übertrifft alles, was er sich ausgemalt hat.
Mit Guido Tramnitz präsentiert Fitzek einen Psychopathen par excellence, der sich am Leiden seiner Mitmenschen und insbesondere seiner Zielgruppe ergötzt und, um dies zu erreichen, sein Umfeld auf perfide Weise manipuliert. Als sich der Vater des verschwundenen kleinen Max entschließt, Tramnitz in der Psychiatrie zur Rede zu stellen, was er freilich nur als Insasse bewerkstelligen kann, betritt er eine Welt, die für ihn so fremd ist wie für den Leser. Dieser gerät in einen regelrechten Sog, der ihn tiefer und tiefer in eine so bestürzende wie groteske Geschichte zieht, in der am Ende kaum etwas so ist, wie es schien, in der diverse Rollen getauscht werden und es zu sehr unerwarteten Wendungen kommt.
Es gelingt Fitzek, eine bis zum Schluss fesselnde und trotz des verblüffenden Plots und der erwähnten Wendungen insgesamt glaubwürdige Geschichte zu bieten, die verstört und fasziniert, mit authentisch wirkenden Charakteren, die dann zum Teil doch nicht die sind, die sie zu sein vorgeben oder glauben oder beides. Schon aufgrund des gewählten Settings, einer psychiatrischen Klinik, ist das Figuren-Kabinett überschaubar, was der doch komplexen Story entgegenkommt.
Für Till, den freiwilligen Insassen, und einige weitere Charaktere empfindet der Leser recht viel Sympathie, weil er sich in ihre Situation ein Stück weit hineinversetzen kann. Ihnen stehen Tramnitz und eine weitere Verkörperung des Bösen gegenüber, ebenfalls gut gezeichnet.
Nicht ganz so glaubwürdig wirkt Tills Fähigkeit, kurz nach einem Schädelbruch und weiteren massiven Verletzungen körperlich und mental noch so allerlei Anstrengendes und Forderndes zu leisten. Eine ähnliche Unverwüstlichkeit auch nach schwersten Attacken weisen noch weitere Figuren auf. Das stört dann doch ein bisschen, auch wenn es natürlich das dramatische Element verstärkt.
Insgesamt ein richtig guter Thriller, der fesselnde Unterhaltung von der ersten bis zur letzten Seite bietet einschließlich einer unerwarteten, aber eben glaubwürdigen Auflösung beim Showdown. Sehr empfehlenswert!
Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.