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 Goya, Fragonard, Tiepolo

Die Freiheit der Malerei


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Am 13. Dezember 2019 begann in der Hamburger Kunsthalle die Ausstellung "Goya, Fragonard, Tiepolo - Die Freiheit der Malerei". Enden sollte sie am 13. April 2020, unterbrochen wurde sie von der Museenschließung aufgrund der COVID-19-Pandemie. Ob es zu einer Wiederaufnahme kommt, war zu dem Zeitpunkt, als diese Rezension verfasst wurde, völlig unbekannt.
Beim Hirmer-Verlag ist der Katalog zur Ausstellung erschienen.

Zehn Essays bereiten den Leser auf den eigentlichen Katalog – oder die Ausstellung – vor. Einige von ihnen befassen sich mit den einzelnen Künstlern (neben Goya und Fragonard sind dies Giovanni Battista Tiepolo und sein Sohn Giovanni Domenico): ihrer Bildsprache, manchen Werkserien oder wiederkehrenden Motiven, dem sich wandelnden kulturellen, politischen und religiösen Kontext, ihren Biografien. Andere Essays haben alle drei Maler oder auch deren Epoche zum Inhalt.

Der Katalog umfasst folgende Teile:
  • Feuer und Genie – Der Reiz des Skizzenhaften
  • Figurenbildnisse – Zwischen Ähnlichkeit und Phantasie
  • "Welttheater" – Das (ewige) Spiel von Wirklichkeit und Phantasie
  • Gesellschaftsbilder
  • Tiepolo und das Theatrale
  • Karikaturen
  • Graphische Folgen


Im sich anschließenden Anhang finden sich die Künstlerbiographien und das Verzeichnis der ausgestellten Werke, die Bibliographie, das Autorenverzeichnis, der Bildnachweis und das Impressum.

Goya dürfte der bekannteste der vier Künstler sein, um die es in dieser Ausstellung und dem dazugehörigen Buch geht. Gemeinhin gelten seine Bildnisse der nackten und der bekleideten Maja als seine berühmtesten Werke, in denen die weibliche Verführungskraft quasi unverhüllt präsentiert wird. Fragonard arbeitet ebenfalls mit Verführung, doch wirken seine Bilder zum Thema eher verspielt und dezent frivol. Das Vater-Sohn-Duo Tiepolo wiederum hat sich nördlich der Alpen vor allem durch die Fresken in der Würzburger Fürstbischöflichen Residenz einen Namen gemacht.

Dass jedoch alle drei – oder vielmehr vier – weitaus mehr zu bieten hatten als unterschiedliche Nuancen der Erotik beziehungsweise Historien- und Genremalerei, vermag das Buch aufzuzeigen (die Ausstellung sicherlich ebenso, doch kann dies aufgrund des aufgrund der Umstände ausgefallenen Besuchs hier nicht beurteilt werden). Wer sich gefragt hat, warum ausgerechnet diese drei Künstler, die auf den ersten Blick so verschieden sind, in einer Ausstellung zusammenfinden, erhält nicht zuletzt dank der Essays überzeugende Antworten.

Goyas Verarbeitung des Kriegs der Franzosen gegen die Spanier sowie der nach einem kurzen Intermezzo zurückgekehrten Inquisition kritisiert die zu seiner Zeit herrschenden Verhältnisse besonders harsch und nicht ohne Risiko für den Künstler. Dass sich auch die Tiepolos und Fragonard der Freiheit der Malerei bedienten und ihre Grenzen verschoben, mag für manchen Kunstfreund ein wenig unerwartet kommen. Im Band finden sich hierfür eindrucksvolle, gut erläuterte Beispiele.

Auch zeigt das Buch auf, dass die Künstler nicht nur mit den Konventionen brachen, indem sie recht offen Gesellschaftskritik übten und hierfür ganz eigene Stile entwickelten, sondern auch, indem sie später im Leben – vor allem wieder Goya -, statt vorgegebene Motive für prominente Standardkunden auszuarbeiten, lieber malten, wozu sie es trieb, und die Werke an einen kleinen, passenden Kundenkreis verkauften.

Die Essays bereiten bestens auf den Hauptteil vor und bieten dank ihren unterschiedlichen Blickwinkeln eine exzellente, vielschichtige Zusammenschau. Im Katalog werden die einzelnen Exponate ausführlich erläutert, die Abbildungen sind meist großformatig, sodass sich Details gut erkennen lassen. Dank der Wiedergabequalität scheinen sich kleine Stellen mit pastosem Auftrag sogar aus der Papierebene herauszuheben, etwa bei Goyas "Wanderschauspielern".

So kann der Katalog den Ausstellungsbesuch auf informative Weise ergänzen und, falls nötig, auch ein Stück weit ersetzen. Spannendes Thema, bewundernswerte Umsetzung!

Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. Dezember 2019 | ISBN: 9783777433448 | Preis: 45,00 Euro | 335 Seiten | Sprache: Deutsch

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