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Pan ist fort! In einer kurzen Notiz hat er Lyra mitgeteilt, dass er sich auf die Suche nach ihrer Fantasie macht, und Lyra wacht am Morgen ohne ihren Daemon auf. Undenkbar, ist doch eigentlich jeder Mensch mit seinem speziellen Daemon verbunden. Noch nie hat sie sich so alleine gefühlt. Wie konnte es nur so weit kommen? Sie macht sich auf eine verzweifelte Suche, die sie an die entlegensten Orte und in unbekannte Gefahren bringen wird.
Nein, bei Lyra Listenreich, die früher Bellaqua genannt wurde, ist schon lange nichts mehr in Ordnung. War sie als Kind abenteuerlustig und fantasievoll, so verlässt sie sich heute nur auf ihre Vernunft. Pan, ihr Daemon, möchte daran schier verzweifeln, denn er kann in der jungen Studentin nur noch mit Mühe seine beste Freundin erkennen. Dabei hatten die beiden es seit ihrem Abenteuer im hohen Norden sowieso nicht einfach. Immerhin hatte sich Lyra damals für eine Weile von Pan getrennt, ein Zustand, der so undenkbar war, dass beide nicht einmal wussten, dass es möglich ist, dem jeweils anderen nicht nahe zu sein. Nun sind sie einander fremd und manchmal finden sie das so unerträglich, dass sie sich gegenseitig nicht einmal mehr mögen.
Pan hat begonnen, nachts durch die Stadt zu streifen und auf einem seiner Ausflüge beobachtet er einen Mord. Als wäre das nicht schrecklich genug, können er und Lyra sich nicht einmal der Polizei anvertrauen und so beginnen beide, den Täter zu ermitteln, doch die zusätzliche Belastung bringt sie an ihre Grenzen.
Autor Philip Pullman schont seine Figuren nicht. Da mussten sich Lyra und Pan schon als Kinder Gefahren stellen und persönliche Opfer bringen. Sogar vom Magisterium wurden sie verfolgt. Da hätte der Leser ihnen wirklich ein bisschen Glück gegönnt, aber es scheint ihnen erst einmal nicht vergönnt zu sein. Immerhin, was Lyra durch die halbe Welt treibt, ermöglicht dem Leser, erneut tief in die Welt einzutauchen, die er schon in
„His dark Materials“ und
„Über den wilden Fluss“ besuchen durfte.
Dabei fühlt es sich ein bisschen an wie nach Hause kommen. Bereits 1995 erschien der erste Band der Reihe, in der Pullman seine von ihm erdachte Welt der Menschen und Daemonen beschrieb. Drei Bände dauerte es, bis die Geschichte vorerst auserzählt war und so war es schon überraschend, als mehr als 20 Jahre später ein weiterer Band erschien, der vor der eigentlichen Trilogie spielte, gefolgt von dem aktuellen Buch, das Lyras Geschichte noch einmal aufgreift.
Noch erstaunlicher allerdings ist es, dass der Autor ohne Probleme wieder den melancholischen, leicht distanzierten und doch warmherzigen Ton trifft, der in der ursprünglichen Reihe vorherrschte. Er mag seine Heldin, das kann er nicht verleugnen, doch er macht zu keinem Zeitpunkt den Fehler, sie zu perfekt darzustellen. Lyra macht Fehler, schätzt Menschen falsch ein und stößt ihre besten Freunde so manches Mal vor den Kopf. Oft hat sie Angst und muss trotzdem ihren Mut finden, denn so viel hängt davon ab, dass sie nicht aufgibt.
In diesem Band kommt noch hinzu, dass ihr Daemon Pan sich von ihr getrennt hat und sein eigenes Abenteuer bestehen muss, was nicht immer gut verläuft, für den Leser jedoch einen besonderen Reiz ausmacht. Immerhin gibt es so mehr von Philip Pullmans wundervoll erdachter Welt zu sehen und weder Kenner der Reihe noch Neueinsteiger haben Schwierigkeiten, sich auf die Geschichte einzulassen und in ihr zu schwelgen.
Ein Band steht noch aus, dann ist auch Lyras und Pans neues Abenteuer beendet. Wie schön, dass es also noch ein bisschen dauert, denn „Ans andere Ende der Welt“ gehört zu den Büchern, die am besten nie enden sollten, weil sie so gut erzählt sind und ihre Figuren dem Leser so ans Herz wachsen.
Weitere Informationen finden sich auf der
Verlagsseite