In Kopenhagen werden innerhalb von drei Tagen drei Wasserleichen gefunden. Schön verteilt im ältesten Springbrunnen der Stadt, einem Brunnen im Park eines Krankenhauses sowie in einem See. Jeppe Kørner und seine Kollegen nehmen die Ermittlungen auf. Sie müssen dieses Mal ohne Polizeiassistentin Anette Werner auskommen, die sich in Elternzeit befindet. Dennoch misch sie sich heimlich in die Suche nach dem Verbrecher ein und gefährdet dabei mehr als nur ihre Ehe. Schnell zeichnet sich ab, dass der Täter ein Serienmörder sein muss. Die Tötungsmethode mit einer unbekannten, ungewöhnlichen Waffe spricht für diese These. Ebenso der Umstand, dass alle Getöteten in einem inzwischen geschlossenen Heim für psychisch auffällige Kinder und Jugendliche arbeiteten. Nun fürchten die Polizisten um das Leben zwei weiterer ehemaliger Mitarbeiter dieser Einrichtung. Denn der Mörder scheint auf einem Rachefeldzug zu sein. Der Druck, nicht zuletzt durch die lokale Presse und die Polizeipräsidentin, wächst, einen Ermittlungserfolg vorzuweisen.

Katrine Engberg lässt sich viel Zeit, um ihren Plot zu entwickeln. Dabei führt sie nacheinander eine Vielzahl von Personen ein. Deren Rolle bei der Story wird oft erst allmählich im Verlauf der Geschichte deutlich. Es ist, als flaniere der Leser durch die Stadt und den Roman. Zusätzlich führt sie noch weitere Handlungen und Personen ein. Ob und wenn ja welchen Zusammenhang sie zu den Morden haben, bleibt ebenfalls lange unklar. Mit dieser Erzählweise führt die Autorin die Leser gewollt auf manch falsche Fährte. Erst langsam wird klar, was den einzelnen Protagonisten gemeinsam ist. Und der Leser hat plötzlich mehrere Verdächtige zur Auswahl als zu Anfang gedacht.

Mehrfach stellt sich das Gefühl ein, dem wahren Täter auf der Spur zu sein, jedoch werden die eigenen Theorien immer wieder über den Haufen geworfen. So wie es die Ermittler ebenfalls erleben. Selbst beim großen Showdown, bei dem es für die ermittelnden Beamten um Leben und Tod geht, wird der Name des Mörders noch nicht genannt. Auch hier bleiben mehrere Optionen. Wer der Täter ist, warum er zum Mörder wurde und in welcher Beziehung er zu anderen Personen der Handlung steht, erfährt der Leser erst ganz zum Schluss. Spannung pur bis zur letzten Seite.

"Glasflügel" ist der dritte Kriminalroman mit den Kopenhagener Polizisten Kørner und Werner. Gleichwohl kommen Seiteneinsteiger ohne Vorkenntnisse schnell in die Handlung und das Setting hinein und lernen bald die eine oder andere Person aus einem der beiden früheren Romane kennen. So ist es kein Nachteil, wenn die beiden ersten Bücher der Serie bisher noch nicht gelesen wurden. Nach dem virtuosen Ende von Glasflügel bleibt für neue Leser nur eins: das Gefühl am liebsten sofort die beiden früheren Romane der Reihe zu verschlingen.

Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.