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Eine Vergewaltigungsserie aus den 1980er-Jahren führt DCI Karen Pirie, Ermittlerin in Sachen "cold cases", in den Norden. Ein Anruf ihrer Freundin, der Forensikerin Dr. River Wilde, beschert ihr allerdings einen neuen Fall: Nicht weit von ihrem gegenwärtigen Aufenthaltsort, in den schottischen Highlands, wurde unter ominösen Umständen eine Leiche gefunden. Indizien weisen darauf hin, dass der Mann 1995 gewaltsam zu Tode kam. Allerdings wurde er in einem Moor unter einem Militärmotorrad gefunden, das zusammen mit einem zweiten Exemplar gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gestohlen und an diesem Ort vergraben wurde. Nur zwei Männer wussten seinerzeit von diesem Versteck, und einer von ihnen verstarb bald nach der Aktion. Das macht den Fall noch vertrackter.
Karen, die immer noch um ihren Freund Phil trauert, kämpft nicht nur mit mehreren Fällen gleichzeitig. Ihre Vorgesetzte, der sie verhasst ist, hat ihr einen neuen Mitarbeiter geschickt, der offensichtlich belastendes Material hinsichtlich ihrer Arbeit sammeln soll. In einem Café wird sie Zeugin eines Gesprächs, das sie befürchten lässt, dass sie bald von einem Mord erfahren wird, der kein "cold case" ist. Und darüber hinaus gefällt ihr der Mann, auf dessen Grund die Motorräder und die Leiche verborgen waren, besser, als das in Bezug auf jemanden, der mit ihrer Ermittlung zu tun hat, guttut.
Ein Paar Nike-Schuhe, ein Sondermodell aus dem Jahr 1995, liefert den Hinweis darauf, dass der Träger, eine Leiche in einem Moor in den Highlands, in Karen Piries Verantwortungsbereich fällt: Sie befasst sich mit Morden, die bis zu siebzig Jahre zurückliegen.
Doch wie geriet der Mann unter das 1944 versteckte Motorrad? Ein fesselnder Fall, den die Autorin mit Rückblenden versehen hat, die den Leser bald ahnen lassen, worum es sowohl 1944 als auch 1995 ging. Nachdem die Story relativ gemütlich begonnen hat, nimmt sie auf mehreren Handlungssträngen kräftig an Fahrt auf und entwickelt sich vielschichtig und packend. Allmählich fügen sich die Fakten stimmig aneinander, Zusammenhänge erschließen sich, und zwei Geschichten verbinden sich zu einer einzigen mit mörderischem Ausgang.
Die interessant und lebendig gezeichneten Charaktere füllen den Krimi ebenso mit Leben wie der gut durchdachte Plot. Für Fans der Serie ist auch die Entwicklung der Protagonisten spannend zu verfolgen. Ihr zunächst noch etwas tollpatschiger Mitarbeiter macht gute Fortschritte und erweist sich bisweilen sogar als äußerst hilfreich, vor allem jedoch stets als loyal. Die sich entwickelnde Freundschaft zwischen Karen und dem Besitzer der Farm, die Schauplatz der damaligen Ereignisse war, macht neugierig auf den nächsten Band.
Nicht alle der letzten Bücher von Val McDermid vermögen von Anfang bis Ende zu überzeugen, dieses jedoch durchaus. Es kommt nicht so rasant daher wie mancher Krimi aus anderer Feder, auf "Splatter" verzichtet Val McDermid. Trotzdem versteht sie es, Spannung aufzubauen und zu halten. Diese Reihe hat noch Potenzial.
Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.