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Seit jeher gehen Menschen an die Grenzen ihrer technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten, um Türme oder andere hohe Häuser zu bauen: Türme, die dazu dienen, einem Gott oder aber – vor allem in neuerer Zeit - ihrem Besitzer Ehre zu erweisen. Heutzutage nennen wir sie Wolkenkratzer, und mittlerweile erlangen sie auch eine Höhe, in der dieser Name keine Übertreibung mehr darstellt.
In seinem Buch stellt der Autor die Entwicklung des ambitionierten Hoch"haus"baus seit der Vorgeschichte vor, zudem präsentiert er die eindrucksvollsten Vertreter dieser Architekturform in Porträts.
Das Buch besteht im Anschluss an die Einleitung aus folgenden Kapiteln: "Geschichte der Wolkenkratzer – Von der Steinzeit bis zur industriellen Revolution", "Wolkenkratzer-Boom – Die USA der 1880er-Jahre bis zur Großen Depression, im Fokus: Chicago und New York", "Wolkenkratzer weltweit – Imposante Hochhäuser im 20. Jahrhundert" und "Moderne Meisterwerke – Ausgewählte Wolkenkratzer um die Jahrtausendwende".
Danksagung, Quellenverzeichnis, Bildnachweis, Impressum und eine Kurzbiografie des Autors und Zeichners Zack Scott bilden den Abschluss.
Was für ein Buch! Scott schlägt einen gewaltigen Bogen aus der Vorgeschichte bis in die heutige Zeit. Sehr viel scheinen Stonehenge, die Cheops- und die Sonnenpyramide, das Parthenon, der Brihadishvara-Tempel, die Sakyamuni-Pagode des Buddhapalasttempels, das Ulmer Münster und die Ditherington Flax Mill auf den ersten Blick nicht miteinander und mit Gebäuden wie dem Empire State Building, den Petronas Towers, dem Marina Bay Sands in Singapur oder dem Burj Khalifa zu tun zu haben. Und doch enthält gerade die erste Gruppe absolut wegweisende Bauwerke, die von tiefgreifenden Kenntnissen und Fertigkeiten zeugen – bahnbrechend für die jeweilige Zeit und höchst erstaunlich, selbst wenn ihre Höhe im Schatten des Burj Khalifa natürlich lächerlich anmutet.
Spannend zeichnet der Autor die Geschichte des Strebens nach Höhe in der Architektur nach, und dies im konkreten wie im übertragenen Sinne: Er schreibt spannend, vermag es, einerseits knapp die Eckdaten zu einem Bauwerk aufzuführen wie Bauzeitraum, Höhe, Standort, dann aber auch darüber ein wenig zu erzählen zur Historie, zu den zugrunde liegenden Ideen und Bauprinzipien, zu den Besonderheiten und gegebenenfalls zu Rekorden, die das Gebäude einmal aufstellte oder noch hält. Hierbei ist bei aller Sachlichkeit die Liebe zum Sujet nicht zu übersehen; sie tut dem Buch enorm gut, das an keiner Stelle trocken gerät.
Und Zack Scott zeichnet. Grafiken, Aufrisse, Schaubildern, die Dimensionen widerspiegeln, Bilder, die mehrere Aspekte desselben Gebäudes herausarbeiten. Die Texte sind gut verständlich – die Grafiken toppen das noch mit ihrer Anschaulichkeit. Auf diese Weise werden die Herausforderungen des Hochhausbaus seit der Steinzeit und insbesondere innerhalb der letzten anderthalb Jahrhunderte begreiflich, ebenso erschließt sich jedoch auch die dahinter stehende Motivation, denn nicht immer geht es um Selbstbeweihräucherung einer einzelnen Person oder eines Konzerns.
Deutschland ist mit dem Ulmer Münster etwas dürftig vertreten, was freilich den Tatsachen entspricht – wirklich Bahnbrechendes, Richtungsweisendes in Sachen Wolkenkratzer findet sich nicht einmal im so genannten Mainhattan, also Frankfurt am Main. Umso besser kann sich der interessierte Leser über die spannenden Entwicklungen andernorts, insbesondere in den USA und China, doch auch in vielen anderen aufstrebenden Nationen, informieren. Einige große Namen von Architekten und Büros begegnen ihm dabei immer wieder und lassen die Genialität und Leidenschaft erahnen, die hinter diesen Gebäuden steht.
Ein exzellentes Sachbuch für Interessierte, anschaulich, üppig mit Informationen versehen, logisch aufgebaut und mit Liebe zum Thema geschrieben und gezeichnet. Es ist eine Freude, dieses Buch zu lesen und zu betrachten.
Weitere Informationen und ein Blick ins Buch werden auf der Verlagsseite angeboten.