In der Reihe "Spiele für Zwei" veröffentlichte Kosmos ein weiteres Spiel des bekannten Spieleentwicklers Reiner Knizia, das auf der berühmten Hamburger Meile spielt.

Das Spiel enthält einen länglichen Spielplan aus Karton, sechs Spielfiguren sowie 55 Spielkarten.
Die Figuren Rote Lola und Blonder Hans sind die grundsätzlichen Spielfiguren. Diese entscheiden allerdings primär darüber, welcher Spieler welche Seite bespielt, also wohin welches Planende zeigt, denn jeder Spieler kann in "Auf der Reeperbahn nachts um halb zwei" grundsätzlich jede Figur setzen.
Neben den vorgenannten Figuren gibt es noch Brilli-Lilli und ihre beiden Bodyguards sowie Schampus-Charly, wobei letztere Figur die einzige darstellt, die nicht durch das Ausspielen von Karten gesetzt wird.
Schampus-Charly wird am Ende eines jeden Zuges in eine Richtung bewegt und ebnet somit entweder dem einen oder dem anderen Spieler den Weg zum Ziel. Dieses besteht darin, entweder Schampus-Charly oder Brilli-Lilli auf eines der beiden Lokaleingangsfelder der eigenen Seite zu ziehen. Da dies keineswegs so einfach ist, wie es zunächst erscheint, endet das Spiel auch dann, wenn der Nachziehstapel ein zweites Mal aufgebraucht wurde. In diesem Fall gewinnt der Spieler, der Brilli-Lilli zu diesem Zeitpunkt auf seiner Seite hat.

Die Spielkarten zeigen Brilli-Lilli, Bodyguards, den Blonden Hans und die Rote Lola. Je Zug kann man eine oder mehrere Figuren legen, eine Figur zum Blonden Hans, der mit seinem Akkordeon lockt, ziehen oder Karten tauschen.
Die auszuspielenden Karten und die zugehörigen Figuren sind hierbei allerdings sehr unterschiedlich zu setzen, so dass Brilli-Lilli beispielsweise stets zwischen ihren Bodyguards stehen muss. Durch diese Sonderregeln erhält das zunächst sehr simpel wirkende Spiel einen deutlich strategischen Charakter, denn erst im Verlauf der ersten Runde wird das Potenzial des Spieles deutlich. Setzt man darauf, das Spiel durch Brilli-Lilli im eigenen Eingang zu entscheiden oder verspricht Schampus-Charly ein schnelleres Ende des Ganzen?
Sind die Karten ausgespielt, werden Karten nachgezogen und Schampus-Charly bewegt, und zwar ein Feld für jede Figur, die sich auf einem der beiden Lokaleingangsfelder befindet und ein Feld, wenn sich Brilli-Lilli und ihre beiden Bodyguards vollständig auf der eigenen Planseite jenseits des Kanaldeckels befinden. Doch Vorsicht: auch der ausgeklügelste Plan findet rasch sein Ende, wenn der Mitspieler etwa eine Rote-Lola-Karte spielen kann, die diese Diva im hautengen Kleid ruckzuck wieder auf den mittigen Kanaldeckel zieht. Diva auch darum, weil sie auf die Betörungsversuche des Blonden Hans nicht hereinfällt - die Rote Lola ist also hilfreich, doch zugleich auch schwierig.

Leicht lässt sich erkennen, dass "Auf der Reeperbahn nachts um halb zwei" ein Spiel ist, das mit wenigen Spielmaterialien auskommt und einem simplen Prinzip folgt, dem aber durch Zusatzregeln und -optionen eine Menge Pfeffer beigemengt wurde, so dass sich dieses unterhaltsame Spiel für Zwei leicht in ein überlegtes und strategisches Gegeneinander verwandelt. Die Umsetzung dieser Idee ist hierbei sehr gelungen und so versteht es das Spiel, auch langfristig zu begeistern und nicht nach wenigen Partien bereits im Schrank zu vermodern.

Die wenigen Materialien sind recht hochwertig gestaltet. Zwar sind die einzelnen Figuren farbig bemalt, zeigen jedoch jeweils nur Silhouetten. Dafür handelt es sich allerdings um stabile Holzfiguren statt um Plastik.
Die Spielanleitung des Ganzen weiß ebenfalls zu überzeugen, da die Erklärungen nicht nur allesamt farbig und leicht gehalten sind, sondern zudem auch noch mit Spielbeispielen glänzen.

Insgesamt bietet "Auf der Reeperbahn nachts um halb zwei" ein abwechslungsreiches Spielvergnügen für zwei Spieler, das auch Langzeitspaß garantiert. Es eignet sich vor allem für gemütliches Spielen zwischendurch, auch wenn strategische Elemente wie vorgenannt durchaus ebenfalls zum Zuge kommen.