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Ash ist eine junge Frau, die in einer anonymen Welt lebt. Den größten Teil ihrer Freizeit verbringt sie online, in einem Ego-Shooter namens "Avalon". Das Spiel ist für sie zum Lebensinhalt geworden, denn dort ist sie eine Legende, in der Straßenbahn nur ein Gesicht unter vielen. Jede Nacht fährt sie zu dem Club, in dem sich die Spieler in Einzelkabinen auf einer Liege niederlassen und über einen Virtual-Reality-Helm ins Spiel einloggen. Ihr Ziel ist es, im Spiel den mysteriösen Level A zu erreichen, auf den nur die besten kommen.
Einst war Ash Mitglied eines Teams, doch als das Team zerbrach, beschloss sie, fortan als Einzelkämpferin weiterzumachen. Murphy, ihr früherer Anführer, hat sich danach alleine auf Level A durchgekämpft. Jetzt vegetiert er mit Gehirntod im Krankenhaus des "Avalon"-Clubs dahin. Dennoch zögert Ash nicht, als sich ihr schließlich die Chance bietet, das Ersehnte zu erreichen. Ein Bischof des Spiels tritt an sie heran, denn nur in seiner Gegenwart kann sich das Tor zu Level A öffnen. Zusammen mit ihm stellt sie ein Team zusammen, um den entscheidenden Versuch zu unternehmen. Schließlich ist es soweit: Ash steht einem kleinen Mädchen gegenüber, einem Bug des Programms, der sie zu Level A bringen wird.
Der japanische Regisseur Mamoru Oshii ist vor allem durch Animes wie "Ghost in the Shell" bekannt geworden. Aber auch in "Avalon" lassen sich viele seiner Markenzeichen, wie die langen Schnitte und die zum Nachdenken anregende Handlung, finden. Der Film selbst entstand als japanisch-polnische Coproduktion und wurde größtenteils mit unbekannten polnischen Schauspielern gedreht. Lediglich die Hauptdarstellerin Malgorzata Foremniak hat sich über die Grenzen Polens hinaus einen Name gemacht. Dies hat jedoch keine Auswirkungen auf die Qualität des Films. Im Gegenteil ist es dem professionellen Spiel unverbrauchter Gesichter zu verdanken, dass sich der Zuschauer ganz und gar auf die Handlung konzentrieren kann.
"Avalon" greift das Thema "virtuelle Realität" auf, dass, wie sich bereits in "Matrix" und "eXistenZ" gezeigt hat, auch im Medium Film sehr tiefgründig behandelt werden kann. Doch noch weniger als diese lässt sich "Avalon" auf pure Action reduzieren. Was ist real und was nicht? Existiert diese Welt, in der wir zu leben glauben, wirklich, oder ist es nur eine Simulation? Dies sind die Fragen, die man sich im Laufe des Films stellt. Ohne zuviel über das Ende zu verraten, lässt er den Zuschauer vielmehr mit mehr offenen Fragen zurück, als zu Beginn bestanden.
Gerade die Optik des Films trägt einen Großteil zu dessen Wirkung bei. So ist jede Realitätsebene in einem anderen Farbfilter gehalten. Die Szenen in der virtuellen Welt Avalons wurden mit einer Art Sepia-Grundton unterlegt und wirken damit wie eine Art Kriegswüste. Ashs reales Leben dagegen wird von beklemmenden dunklen Tönen geprägt, die die Eintönigkeit des Daseins wiederspiegeln. Erst gegen Ende des Films, in dem mysteriösen Level A, kommt das dem Zuschauer vertraute Farbschema zum Einsatz.
Eine besondere Aufmerksamkeit verdient zudem der geniale Soundtrack von Kenji Kawai, der mit Gänsehaut erzeugenden Chorälen die bedeutungsschwangere Handlung gekonnt in Szene setzt.
Die DVD enthält die deutsche und polnische Tonspur im 5.1 Dolby-Sorround-Format. Als Bonusmaterial ist der Trailer in zwei Sprachen enthalten sowie ein simples Spiel, auf welches man jedoch hätte auch verzichten können.
Fazit: "Avalon" ist ein Film, an den man sehr leicht mit der falschen Erwartungshaltung herangehen kann. Schuld daran sind zum Großteil die offiziellen Pressestimmen, die "Avalon" mit Actionkrachern wie "Matrix" vergleichen. Doch "Avalon" geht tiefer. Der Zuschauer erlebt kein Special-Effects-Gewitter, sondern gewaltige, tiefsinnige Bilder, die eher Gemälden denn Filmszenen gleichen. "Avalon" ist anspruchsvoll, sowohl von Optik als auch Interpretation. Daher ein klares "Finger weg!" für Leute, die nach kurzweiliger Unterhaltung suchen. Für Menschen, die stundenlang über die tiefere Bedeutung eines Werkes philosophieren können, ist der Film jedoch Pflicht.