Gesamt |
|
Aufmachung | |
Brutalität | |
"Hit the Road, Jack!" - das klingt nach dreckigem Roadmovie, nach gestrecktem Benzin und verstaubten US-amerikanischen Highways. Tatsächlich spielen die kleinen bösen Geschichten von Torsten Sträter keineswegs in der Neuen Welt, sondern im kreuzbraven, behäbigen Deutschland. Dies macht unter anderem den Reiz der neuen (und damit dritten) Anthologie aus Sträters Feder aus - denn in Sachen Tempo und sprachlicher Kick-the-Face-Eleganz eifert Sträter ohne Zweifel amerikanischen Autoren wie King oder Koontz nach. Und dies durchaus erfolgreich; die Stories überzeugen durch eine Härte und stilistische Kaltschnäuzigkeit, die hierzulande selten ist. Da werden zwei bekiffte Teenager im Kino von vampirischen Pharmaopfern entführt ("Schnickschnack"); ein steinreiches Arschloch lebt in seinem Cadillac und läßt einen Anhalter verhungern ("Hit the Road, Jack!"); und ein seltsamer Virus verwandelt seine Opfer in zerfallende, sexgeile und nach Zimt riechende Zombies ("Zimt"). Dabei nimmt Sträter kein Blatt vor den Mund, wenn es um sexuelle oder gewaltästhetische Details geht - nichts für Zartbesaitete auf jeden Fall. Auch greift er des öfteren in die prall gefüllte Schublade moderner Medienhypes, so etwa in der Geschichte "Post it", wo ein Kühlschrank als Einstiegsluke in eine Welt abgetriebener Embryonen führt
die Parallele zu gewissen Kindtötungsprozessen der letzten Zeit liegt auf der Hand. Geschmacklos? Natürlich. Aber auf eine originelle und bittere Weise.
Natürlich zündet nicht jede Geschichte, und gelegentlich wäre etwas mehr Abwechslung vom schnoddrig-bösen Stil wünschenswert gewesen. Dies täuscht aber nicht über die Tatsache hinweg, daß Sträter zur Zeit der kaltschnäuzigste Pulp-Horrorautor hierzulande ist. Vor allem der rasante Aufbau seiner Geschichten und sein Talent der kunstvollen Auslassung nötigen Respekt ab.
Zur Ausgabe selbst ist zu sagen, daß sich der noch junge Eldur-Verlag mit Sträter einen sehr interessanten Autor an Bord geholt hat, allerdings in Sachen Layout, Druck und Gestaltung nicht ganz in der obersten Liga mitspielen kann. Papierqualität und Bindung erinnern noch immer an eine Book-on-Demand-Ausgabe, und auch ein paar kleinere Details (etwa die Bedruckung des Innencovers und die üppige Verwendung von Schriftarten) fallen negativ ins Auge. Auf der Habenseite seien der für einen Kleinverlag niedrige Preis und das saubere Lektorat erwähnt. Und natürlich der Mini-Comic "Berechtigter Münzeinwurf" zu einer Sträter-Geschichte, cool illustriert von Andree Neemann.
Wer auf frischen, schnoddrigen Horror steht, sollte zugreifen. Und den Namen Torsten Sträter darf man sich getrost merken - es lohnt sich!