Gesamt |
|
Aufmachung | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Frank Schätzing ist heute mindestens Krimiliebhabern ein Begriff. Gleich mit seinem ersten historischen Köln-Krimi "Tod und Teufel" stürmte er die Bestsellerlisten, nicht weniger gerühmt ist sein Öko-Thriller "Der Schwarm". Dass sein Repertoire mit diesen beiden etwas unterschiedlichen Themen längst nicht erschöpft ist, zeigte er unter anderem mit "Keine Angst", einer Geschichtensammlung.
Die sechs Geschichten dieses Bandes, immer wieder unterbrochen von den Kommentaren und Überleitungen des "Herrn Klein", bieten dichte und teils gruselige Unterhaltung, ohne zu sehr ins Fantastische zu gleiten.
Herr Klein ist der Wächter eines Hauses mit Tausenden von Zimmern. In jedem Zimmer verbirgt sich eine Geschichte und der Hörer ist auserkoren, einige von ihnen präsentiert zu bekommen.
Die namensgebende Geschichte
"Keine Angst" berichtet von einer Kindheit, in der der sehnlichste Wunsch des späteren Kriminellen Andy nicht erfüllt wurde: ein Tier. Dieser Wunsch scheint jedoch bei einem seiner Raubzüge in Erfüllung gehen zu können, denn sein auserwähltes Ziel ist eine Zoohandlung.
"Der Teppich" erzählt die Geschichte von Stark, der seinem Namen alle Ehre macht. Beispielsweise an dem Tag, an dem die Geschichte einsetzt nämlich, denn an diesem Tag hat Stark soeben seine Frau erschlagen. Nun muss er sie nur noch loswerden, doch dabei wird sein Markenzeichen ihm zum Verhängnis.
In
"VROOOMM!!" geht es um einen tempoliebenden Raser, der kein Bedauern empfindet, wenn er einige Tauben überfährt, weil er schneller fährt, als sie fliehen könnten. Doch ein Anhalter am Wegesrand, der ihn zu einer Vollbremsung zwingt, erweicht schließlich doch das Herz des Fahrers, doch ist es der richtige Moment gewesen, um Herz zu zeigen?
Einer Spinnwebfrau, so nennt er die Fremde in der Kölner Kneipe, begegnet der Mann, dem die Dame in
"Stühle, hochgestellt nach Mitternacht" eine tragische Geschichte zu erzählen weiß, bei dem aus einem Spiel mehr als das wurde. Es entschied plötzlich über Leben oder Tod, über Glück oder Unglück ...
Zu einem unerwarteten Treffen alter
"Schulfreundinnen" führen die Zahnschmerzen eines Models, das sich leider nicht an die Frau erinnern kann, die sie auf die gemeinsame Schulzeit anspricht.
"Kricks Bilder" schließlich erzählt von ganz besonderen Bildern. Ihr Maler heißt - wer hätte es gedacht? - Kricks.
Bei dem drei CDs umfassenden Hörbuch handelt es sich nicht einfach um hintereinander weg erzählte Geschichten, sondern um eine Präsentation selbiger. Die einzelnen Geschichten werden untermalt und unterbrochen von "The Black Lounge", von Frank Schätzing selbst wie üblich komponierte und arrangierte Melodien. Über eine halbe Stunde Laufzeit machen die Musikstücke aus, die Vor- und Nachteile gleichermaßen aufzuweisen haben.
Insgesamt ist die durch die Musik erzeugte Atmosphäre besonders hoch, die Melodien passen stets zu den erzählten Geschichten und wären auch unabhängig von diesen angenehm zu hören, da sie keinen Wert auf Schockmomente legen, sondern auf düstig-jazzlastige Unterhaltung.
Im Gesamtbild wirken diese Stücke zusammen mit den Lesungen hervorragend, doch will man nur der Musik lauschen oder lediglich den Erzählungen, so lässt sich dies nur durch ständiges Weiterschalten realisieren, da Lesung und Musik stets im Wechsel eingesetzt wurden. Hinzu kommt, dass die Musik deutlich lauter aufgenommen wurde als die Lesung, so dass man dieses Hörbuch zum Schlafengehen beispielsweise überhaupt nicht verwenden kann, will man nicht alle Viertelstunde durch den Klang eines Saxophons oder anderem aufgeschreckt werden - schade.
Die Geschichten selbst sind handwerklich allesamt tadellos, wie man es von Frank Schätzing im Grunde auch nicht anders erwartet hat. In ihrem Unterhaltungswert sind sie jedoch sehr gemischt. Genutzt werden neue Ideen, überraschende Wendungen, aber auch weithin bekannte Aufbauten und Lösungen, deren Überraschungseffekt wohl solchen Leuten vorbehalten bleibt, die aus dem Krimi- und Thrillergenre sonst keine Produkte konsumieren.
Insgesamt ein gutes Hörbuch, das durch die Kombination von Lesung durch den Autor selbst und von ihm komponierter Musik eine kleine Erlebniswelt schafft, es dem Hörer auf der anderen Seite aber auch nicht erlaubt, sich aus dieser geschaffenen Welt selektiv auszuklinken.