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1977 veröffentlichte "Europa" einige Klassiker als Hörspiele, zu einer Zeit, als Kinder und Jugendliche noch primäres Zielpublikum von Hörspielen waren.
Zu den Geschichten zählt auch "Siegfried" aus dem ersten Teil des Nibelungensage aus dem Mittelalter.
Siegfried wird als Sohn König Siegmunds und dessen Frau Sieglinde in Xanten geboren. Als er herangewachsen ist, teilt er dem Vater mit, er wolle durch die Lande ziehen, um Ruhm und Ehre zu ernten. Nichts will er mitnehmen, alles will er sich verdienen - und Siegfried verdient einiges: Vom Zwerg Alberich erbeutet er das Schwert Balmung, eine Tarnkappe und den Nibelungenhort, zudem erschägt Siegfried den Drachen, dessen Blut ihn fortan unverwundbar macht.
Schließlich kommt Siegfried nach Worms, wo er die Bekanntschaft von Gunther und Kriemhild macht. Er heiratet Kriemhild und wird zu einem treuen Verbündeten Gunthers.
Die Lage beginnt sich zu ändern, als Gunther um die starke Brunhild wirbt. Sie will nur den zum Mann, der sie im Kampf besiegt, und Siegfried kämpft mit seiner Tarnkappe unbemerkt an Gunthers Seite, um diese Frau für Gunther zu gewinnen. Die List gelingt, doch Siegfried gibt sich später als Lehnsmann Gunthers statt als König aus, was ihn in Brunhilds Augen zu einem Niederen macht. Umso entsetzter ist Brunhild, dass Gunther die Hand seiner Schwester scheinbar einem Vasallen gegeben hat, verspricht jedoch schließlich, zu schweigen. Gunther kann Brunhild die Wahrheit nicht sagen, ebensowenig Siegfried, denn dies würde die Ehe zwischen Gunther und Brunhild gefährden.
Die Zeit verrinnt und nach Jahren treffen die beiden Paare wieder aufeinander. Zwischen Brunhild und Kriemhild entbrennt ein Streit darüber, wer den besseren Gatten habe, wobei Kriemhild nicht ahnt, welche Geister sie damit heraufbeschwört. Freimütig besteht sie - zu Recht - darauf, Frau eines edlen Königs und keines Vasallen zu sein.
Dem Streit zwischen den Frauen folgen schließlich weitere Szenen, in denen Brunhild und Hagen von Tronje König Gunther unter Druck setzen, Siegfried zu töten. Sie weisen auf dessen Unehrlichkeit hin - er gebe sich heimlich als echter König aus -, auf die vermeintliche Arroganz Siegfrieds und Kriemhilds und zuletzt auch auf den Nibelungenschatz, den Gunther durch Ermordung Siegfrieds erhalten könnte.
Gunther stimmt der Ermordung Siegfrieds schließlich zu und Hagen bringt Kriemhild dazu, ihm Siegfrieds verletzliche Stelle zu verraten, wobei sie glaubt, Hagen wolle Siegfried schützen. Hagen aber nutzt einen Moment an einem Brunnen, um Siegfried mit dem Speer zu töten.
Kriemhild ist außer sich und schwört Rache ...
Die Rache der Kriemhild wird am Ende des immerhin 55-minütigen Hörspiels - die meisten anderen Hörspiele der Reihe sind bis zu eine Viertelstunde kürzer - nur kurz angerissen, da diese eigentlich Bestandteil des zweiten Teils der Nibelungensage ist.
Bei diesem Hörspiel merkt man besonders, dass es sich um eine Neuauflage eines Hörspiels aus den Siebzigern handelt. Der Ton ist nicht immer ganz so sauber, die Sprecher orientieren sich vornehmlich an der Dramatik des Dramas als an seinem möglichen Unterhaltungswert und auch die Sprecherauswahl zeigt heute zumeist nicht mehr aktive Stimmen.
Erzähler mit recht hohem Redeanteil, um die zahlreichen Kürzungen am Rande zu erwähnen, ist der bekannte "Märchenerzähler" Hans Paetsch. Dieser ist heute unter anderem noch als Sprecher für die Horror-Hörspielreihe "Gabriel Burns" aktiv, bei der er stets die einleitenden Worte spricht.
Konrad Halver spricht Siegfried. Der deutsche Schauspieler war lange als Sprecher für "Europa" tätig und erlangte vor allem durch die Karl May-Hörspiele einen gewissen Bekanntheitsgrad.
Gunter wird von dem mittlerweile verstorbenen Benno Gellenbeck gesprochen, der ebenfalls primär für "Europa" in den Karl May-Hörspielen und als Ahab in "Moby Dick" tätig war.
Horst Fleck, der die Rolle des Hagen spricht, ist vor allem als Wochenschausprecher bei "Welt im Bild" und der "UFA-Wochenschau" bekannt, die er seit den Fünfziger und bis in die Siebziger Jahre hinein sprach.
Trotz der Mängel in Ton und dem diskussionswürdigen Einsatz des dramatischen Sprechens im Rahmen eines Hörspiels ist die Kürzung recht gut gelungen und enthält die wesentlichen Anteile der Sage. Außerdem liegt der Schwerpunkt des Hörspiels in der Zeit ab Brunhilds Auftauchen, so dass darüber viel mehr als über die vorangegangenen Ereignisse klar wird, dass es sich um eine Sage, um ein Epos handelt, dem man hier in Grundzügen lauscht.
Die CD wurde übrigens trotz sonst schlichter optischer Gestaltung des Produkts und der Verpackung in Vinyl-Optik mit dem Druck der Siebziger Jahre-Ausgabe versehen, was eine besondere Augenweide vor allem für ältere Hörer ist, die sich an die Schallplatten von einst, heute kaum noch zu finden, erinnern.
Insgesamt eine gelungene Kürzung der Sage, die sich wirklich gut für einen ersten Einblick in selbige eignet. Tonmängel aufgrund der originalen Produktionszeit und ein hohes Maß an dramatischen Betonungen sind Geschmackssache und teils etwas störend bis ärgerlich, doch generell lohnt es, in dieses Hörspiel reinzuhören.