Europa befindet sich in einem steten Wandel und so ist es wohl unumgänglich, dass diesem Wandel auch Orte zum Opfer fallen. "Last and Lost" erzählt von diesen Orten, von überflüssig gewordenen und verlassenen Orten, von Orten, die zugleich ein Stück europäischer Geschichte und Gegenwart zeigen.
Das Hardcover-Buch lässt fünfzehn Autoren auf insgesamt 336 Seiten von diesen Orten erzählen.

"Last and Lost" beinhaltet Geschichten über Orte verschiedener europäischer Länder: Norwegen, Litauen, Tschechien, Slowakei, Türkei, England, Spanien, Irland, Italien, Deutschland und noch einige Länder mehr weisen Orte auf, deren Geschichte in dieses Buch aufgenommen wurden.

Die aufgegriffenen Themen sind hierbei unterschiedlich. Mal erzählt eine Geschichte von Jugenderinnerungen, die der Gegenwart Platz machen mussten, mal von historischen Plätzen, die an Kriegszeiten und industrielle Ereignisse erinnern.

Die verwendete Form in diesem Buch ist stets die Prosa. Es ging den Herausgebern nicht darum, Fakten zu sammeln, sondern es ging ihnen darum, das, was die Autoren der Beiträge in diesem Buch mit den jeweiligen Orten verbinden, auch an die Leser zu transportieren. Keine Reiseberichte oder trockene historische Aneinanderreihungen, sondern Erzählungen, mit denen man etwas verbinden kann, in die man sich nicht nur hineindenken, sondern auch hineinfühlen kann.
Die Inspiration der einzelnen Autoren ist hierbei ebenso unterschiedlich wie die Gründe, die sie zur Wahl eines Ortes bewegten. Immer spielt es eine Rolle, in welcher Art und Weise die Orte die Autoren prägten, doch wo es bei manch einem vor allem um Kindheitserinnerungen geht, ist es bei dem anderen ein Ort, der besonderen Wert auf das künstlerische, das schreibende Leben legte.

Reine Fakten transportieren in diesem Werk allein die Farbfotografien, die zwar spärlich, jedoch zu jedem aufgegriffenen Ort zu sehen sind. Hier trifft der Leser und Betrachter auf reine Trostlosigkeit, auf Verlassenes, auf Dinge, die einmal waren und nicht mehr sind. Vor allem bei den Fotografien wird der Bezug zum Titel des Buches besonders deutlich: "Last and Lost" - vorig, aus einer anderen Zeit, aus anderen Begebenheiten und schließlich verloren.

Wer sich für Europa interessiert und dabei mehr Wert auf Zeitzeugnisse als auf reine Fakten legt, wird dieses Buch sicherlich lieben. Obwohl es sich nur um Ausschnitte handelt und die Eindrücke immer von den jeweiligen Autoren gefärbt sind, entsteht ein neuartiges Bild von einem Kontinent und seiner Geschichte, das manches Mal melancholisch und gar trauernd wirkt, hier und da auch einen klagenden Charakter hat, jedoch immer die Atmosphäre im Auge behält und Gefühle zu wecken versteht - ein durchaus wehmütiges Bild, aber auch eine schöne Erinnerung.