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Mit einem Umfang von 207 Seiten präsentiert der Frieling-Verlag einen Ruhrgebietsthriller aus der Feder eines Duisburger Autors.
Es war einmal eine Schokoladenfabrik namens Blanka inmitten des Ruhrgebiets, dessen Betriebsratsvorsitzender vom Dach sprang: Selbstmord. Oder ging es doch um Erpressung? Der Bundesnachrichtendienst ermittelt und stößt dabei auf die illustre Mitarbeiterschaft der Firma. Nicht weit entfernt ist der Verdacht, es bei den Mitarbeitern mit Mitgliedern der Mafia zu tun zu haben.
In Wirklichkeit arbeiten in der Firma zwar seltsame Figuren, aber mit der Mafia haben sie herzlich wenig zu tun. Da gibt es Maria, die Tochter des Firmenbesitzers, die inkognito in die Firma kommt, um den Laden in Schwung zu bringen. Dann gibt es noch Frost, von allen Frosti genannt, weil er wie eine Maschine zu funktionieren scheint, und im Gegensatz dazu Rene Silber, ein Pfundskerl, aber immer zu spät dran. Die Tatsache, dass beispielsweise Letztgenannter aber früher bei der Bundeswehr tätig war und dort auch eine Spezialausbildung genoss, stimmt den Bundesnachrichtendienst nicht gerade versöhnlicher, was ihre Mafiatheorie betrifft. Die Lage spitzt sich zu und plötzlich scheint die Situation zu eskalieren: Der wahre Täter wird enttarnt, die BND-Mitglieder stürmen schießwütig die Schokoladenfabrik und der gute Rene Silber schafft es derweil, mit Hilfe seiner Spezialausbildung aus Bundeswehrzeiten und der Hilfe einer ehemaligen Terroristin namens Anna die Bombe in der Firma zu entschärfen. Alles nimmt ein gutes Ende und alles kommt, wie es soll - oder?
Die Inhaltsangabe dieser Rezension beginnt nicht von ungefähr mit den Worten "Es war einmal". Was sich hier als Geschichte über etwas mehr als zweihundert Seiten erstreckt, ist von vorn bis hinten nicht nur konstruiert, sondern auch noch unglaubwürdig. Agentengeschichten sind ja durchaus etwas Feines. Eine solche in das deutsche Ruhrgebiet als Thema rund um eine Schokoladenfabrik zu verlegen, ist zweifellos gewagt - im vorliegenden Fall aber leider auch nicht gelungen. Junge Leser, die sich für solche Geschichten interessieren, mögen an ihr noch Gefallen finden, aber das ist optimistisch gedacht, denn abgesehen von der hanebüchenen Handlung lassen auch die auftretenden Figuren bis hin zum Täter zu wünschen übrig. Von diesen Figuren erscheinen zahlreiche. Klassische Sterotypen, die mit Heldenpotenzial ausgestattet wurden, ansonsten aber völlig normale Schokoladenfabrikarbeiter sind, das Herz am rechten Fleck, mutig in der Tat und Cleverness stets parat. Durch ihr zahlreiches Erscheinen und die Tatsache, dass so ziemlich jede Person mit einer noch so kleinen eigenen Geschichte in die Erzählung tritt, werden die Vorgänge nicht nur etwas verwirrend, sondern entbehren auch im gesamten Verlauf jeder Spannung.
Autor Roland Herden war es ein Bedürfnis, mit diesem "Thriller" seine verkannte Heimatstadt ins rechte Licht zu rücken - mit wild um sich schießenden Agenten des Bundesnachrichtendienstes, die völlig auf dem Holzweg sind und aus ihrer trotteligen Misere von einem Schokoladenfabrikarbeiter sozusagen errettet werden, der bei der Bundeswehr zuvor eine Spezialausbildung genoss?
Wenn dies das recht Licht ist, das auf Duisburg fallen soll, dann sei es drum, um eine Leseempfehlung handelt es sich dabei allerdings sicherlich nicht.