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1977 veröffentlichte "Europa" einige Klassiker als Hörspiele, zu einer Zeit, als Kinder und Jugendliche noch primäres Zielpublikum von Hörspielen waren.
Zu den Geschichten zählt auch "David Copperfield" nach der Geschichte von Charles Dickens.
David lebt zusammen mit seiner Mutter und seiner Kinderfrau im England des neunzehnten Jahrhunderts. Sein Leben verläuft sehr behütet, bis ein neuer Mann namens Murdstone in das Leben seiner Mutter tritt, den diese auch während eines Urlaubs Davids, den er unter der Obhut seiner Kinderfrau verbringt, heiratet.
Der Stiefvater Davids entpuppt sich als Tyrann, der gern Schläge austeilt und Davids Mutter unterdrückt. Auf Davids vermeintliche Aufsässigkeit reagiert Mr. Murdstone besonders empfindlich, und so dauert es nicht lange, bis David sich in einem Internat wiederfindet - einem, in dem strenge Regeln und Prügelstrafen ebenfalls nicht unbekannt sind.
David muss das Internat, in dem es ihm immerhin noch besser geht als zu Hause, schließlich jedoch wieder verlassen, als seine Mutter stirbt und sein Stiefvater ihn in einer Fabrik einsetzen will.
Anfangs bemüht sich der Junge, doch dann erkennt er, dass sich die Umstände für ihn kaum noch ändern werden, und so flieht er - auf der Suche nach einem besseren Leben.
Die Geschichte ist wohl gerade für heutige Kinder und Jugendliche schwer nachzuvollziehen, da sie von einer Kindheit zu einer anderen Zeit und im Rahmen anderer gesellschaftlicher Zusammenhänge, als sie heute üblich sind, erzählt. Gerade dieser Unterschied ist es aber, der Charles DickensÂ’ Werk besonders interessant für diese junge Lesergruppe macht, denn nicht einfach die Abenteuer eines Jungen stehen im Mittelpunkt, sondern auch die Umstände, in denen er aufwächst. Ein völlig anderes Verständnis von Kindern und ihren zu verrichtenden Aufgaben ist hier zentral, ebenso aber auch die zur Zeit der Geschichte übliche Kinderarbeit und die vermittelte Bildung.
Das Hörspiel ist auf die wesentlichen Bestandteile der Geschichte beschränkt, was in diesem Fall nicht als gelungen bezeichnet werden kann. Durch die drastischen Kürzungen werden Davids Erlebnisse für den Zuhörer eher zu einer Hatz und die wesentlichen Aussagen in Bezug auf die vorgenannten Themen bleiben gänzlich unberührt. Eine Verbindung zwischen Buch und Hörspiel herzustellen, gelingt nur anhand des Erlebnisfadens, eine weitere Reflexion ist aber unmöglich.
Lob hingegen verdienen die Sprecher, der Ton und die Aufmachung des Hörspiels.
Bekannte Sprecher wie Reinhilt Schneider, Andreas von der Meden und Hörspiel-Regisseurin Heikedine Körting selbst leihen den Charakteren ihre Stimmen, der Ton ist von der Produktionszeit des Hörspiels ausgehend wirklich gut und die CD wurde trotz sonst schlichter optischer Gestaltung des Produkts und der Verpackung in Vinyl-Optik mit dem Druck der Siebziger Jahre-Ausgabe versehen.
Diese positiven Aspekte des Hörspiels trösten leider nicht darüber hinweg, dass es sich um eine wirklich schlechte Umsetzung der Vorlage handelt, die nur für diejenigen von Belang ist, die lediglich einen kurzen und oberflächlichen Blick auf die Handlung werfen wollen.