Vielen Lesern dürfte der Schriftsteller Philip Kerr bereits ein Begriff sein, ist dieser doch Verfasser zahlreicher international erfolgreicher Thriller. Als "P. B. Kerr" hat sich der Autor nun erstmals an ein Projekt für jüngere Leser gewagt, das vor fantastischem Hintergrund spielt. Der erste Band der Trilogie "Die Kinder des Dschinn" erschien 2004 zeitgleich in Großbritannien, Deutschland, den USA, den Niederlanden und Kanada und sorgte für großen Medienrummel. Star-Regisseur Steven Spielberg selbst hat sich die Filmrechte an dem Stoff bereits für 1,7 Millionen US-Dollar gesichert.

Seit den zwölfjährigen Zwillingen John und Philippa Grant die Weisheitszähne gezogen wurden, geschehen merkwürdige, sogar scheinbar unerklärliche Dinge. Doch schnell finden die beiden Geschwister heraus, dass diese Vorkommnisse gar nicht so ungewöhnlich sind - zumindest, wenn man ein Dschinn ist. John und Philippa können es kaum glauben: Über all die Jahre hinweg hat ihre Mutter - die selbst ein Dschinn ist - ihren beiden Kindern verschwiegen, dass auch sie mit Entfernung ihrer Weisheitszähne magische Kräfte entwickeln würden! John und Philippa entschließen sich, für eine Weile zu ihrem Onkel Nimrod nach London zu ziehen, damit dieser sie in die Geheimnisse der Dschinn einführen und ihnen die Regeln und Vorschriften, die sie zu befolgen haben, erklären kann. So erfahren die Zwillinge in diesen Tagen viel Neues, hören von guten wie auch bösen Dschinn, von Astragali, einem Dschinn-Spiel, von den berühmten drei Wünschen, davon, dass es die Dschinn sind, die für Glück und Unglück verantwortlich sind, und von vielem mehr. Doch die boshaften Stämme der Dschinn schmieden derzeit unheilvolle Pläne und so müssen sich John und Philippa gemeinsam mit ihrem Onkel schon bald auf die Suche nach den siebzig verschollenen Dschinn machen, die sich einst der Pharao Akhenaten Untertan gemacht hatte - denn nur mit deren Unterstützung kann wieder ein Gleichgewicht zwischen Gut und Böse hergestellt werden ...

"Eigentlich dachten John und Philippa, sie seien ganz normale Kinder." So plump und standardisiert, so gewöhnlich und einfallslos dieser erste Satz des Verlagstextes ist, so wenig entspricht er der vorliegenden Geschichte, kann ihr nicht einmal annähernd gerecht werden. Denn mit "Das Akhenaten-Abenteuer", dem ersten Band der Trilogie "Die Kinder des Dschinn", ist dem schottischen Autor P. B. Kerr ein fantasievolles und unterhaltsames Jugendbuch geglückt, das nicht nur wegen seiner spannenden, abwechslungsreichen Handlung, sondern auch durch den Humor, den Kerr einfließen lässt, überzeugen kann. Auch die geschichtlichen und mythologischen Hintergründe, die der Schriftsteller in seine Erzählung mit einbringt, gestalten sich höchst interessant und wurden von Philip Kerr lobenswert aufbereitet. Warum die Übersetzerin den Namen des Pharaos Akhenaten, der im deutschsprachigen Raum als Echnaton bekannt ist, unübersetzt ließ, bleibt ungewiss - stören tut es nur wenig.
Gleichzeitig wurde für die vorliegende Hörbuchfassung kräftig gekürzt. Diese Kürzungen sind jedoch so geschickt ausgearbeitet worden, dass dem Hörer zunächst überhaupt nicht in den Sinn kommt, dass hier tatsächlich Teile fehlen und Details weggelassen wurden - es sei denn, man kennt bereits die Romanvorlage. Tatsächlich ist es sogar so, dass die erwähnten Kürzungen dafür sorgen, die Handlung noch rascher, noch spannungsgeladener, noch abwechslungsreicher voranzutreiben, und sich damit sogar positiv auf die gesamte Erzählung auswirken.
Diese wird von Jochen Busse vorgetragen, der vor allem aus der Comedy-Sendung "7 Tage, 7 Köpfe" bekannt ist. Der Sprecher liest Philip Kerrs Erzählung mit sanfter, gleichzeitig aber auch sehr gehaltvoller Stimme, die den Hörer bereits mit den ersten Worten ins ferne Ägypten und später nach New York, London und an andere Schauplätze der Handlung zu entführen weiß. Klar verständlich, flüssig und mit schnellem, dennoch angemessenen Tempo gesprochen, ist mit Jochen Busse ein Erzähler gefunden worden, der mit dem "Akhenaten-Abenteuer" hervorragend harmoniert und diese Geschichte fesselnd vorzutragen versteht.
Jeweils zu Beginn eines Tracks - die je einem Kapitel entsprechen - wird eine Musikunterlegung eingespielt, die durch ihren orientalischen Charakter wunderbar zur Grundatmosphäre der Erzählung passt und die vorliegende Lesung damit noch mehr bereichert.

Fazit:
Mit der Lesung "Das Akhenaten-Abenteuer" liegt ein Hörbuch vor, bei welchem sich eine unterhaltsame Geschichte, ein überzeugender Sprecher und passende Musikeinspielungen zu einem harmonischen Gesamtwerk zusammensetzen und das somit das Ohr des Hörers schnell für sich gewinnt.