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P. B. Kerrs Roman "Das Akhenaten-Abenteuer", der erste Band der Fantasy-Trilogie "Die Kinder des Dschinn", wurde 2004 mit großem Werbeaufwand in mehreren Ländern gleichzeitig auf dem Buchmarkt veröffentlicht und konnte den erwarteten Erfolg wohl noch übertreffen. Mit "Gefangen im Palast von Babylon" legte Philip Kerr - der zuvor bereits viele international erfolgreiche Thriller geschrieben hat - ein Jahr später den zweiten Teil seiner Jugendbuch-Trilogie vor, der zeitgleich auch als autorisierte Lesefassung erschien.
Einige Zeit ist mittlerweile vergangen, seit die Zwillinge John und Philippa davon erfahren haben, dass es neben Menschen und Engeln auch noch eine dritte Kategorie intelligenten Lebens gibt: die Dschinn. Und nicht nur das - sowohl John als auch Philippa sind solche Wesen! Bei ihrem Onkel Nimrod in London haben die beiden Geschwister bereits einiges über die Geheimnisse des Dschinn-Volkes gelernt, doch noch wissen sie längst nicht alles, was es zu wissen gibt. Doch schon bald wird ihr Können auf eine harte Probe gestellt. Denn während der Blaue Dschinn, der - da er ein Herz ohne Gefühle hat und damit jenseits von Gut und Böse steht - als Richter unter den Dschinn fungiert und dadurch die größte Macht hat, auf der Suche nach einer Nachfolgerin ist, wird das Buch des Solomon entwendet, das geheimste Beschwörungsformeln enthält. Nimrod, John und Philippa müssen sich aufmachen, das Buch zu finden und die Pläne von Iblis, dem Anführer des bösartigen Ifrit-Stammes, zu durchkreuzen. Doch erst, als Philippa entführt worden ist und im Palast von Babylon festgehalten wird, erkennen sie das doppelbödige Spiel des Blauen Dschinn. John ist entschlossen, seine Schwester zu retten - doch die Zeit ist knapp ...
"Gefangen im Palast von Babylon" knüpft - wenn auch mit einigem Abstand - an die Geschehnisse aus dem ersten Band der "Kinder des Dschinn"-Trilogie, "Das Akhenaten-Abenteuer", an, so dass der Hörer mitten in die Geschichte hineinkatapultiert wird. Dabei findet sich der Hörer jedoch beinahe sofort wieder zurecht, was einerseits daran liegt, dass es P. B. Kerr versteht, seine Charaktere auf subtile und unscheinbare Art nochmals vorzustellen, dem Hörer aber andererseits auch eine im Booklet abgedruckte Personenübersicht zur Verfügung gestellt wird, die in einigen kurzen Worten die Rollen der verschiedenen Figuren erläutert sowie auf wichtige Begriffe eingeht, die für Dschinn alltäglich sind (wie zum Beispiel "Homöostasis", das Gleichgewicht zwischen Glück und Unglück, oder "Transsubstantiation", der Vorgang, durch den ein Dschinn in eine Flasche gelangen beziehungsweise wieder daraus erscheinen kann). So kann der Hörer die vorliegende Geschichte selbst dann noch von Beginn an genießen, wenn die Erinnerungen an den ersten Teil der Trilogie bereits ein wenig verblasst sind. Dennoch wird von Anfang an deutlich, dass "Gefangen im Palast von Babylon" wohl nicht das hohe Niveau halten können wird, das das "Akhenaten-Abenteuer" vorgegeben hat. Während der Hörer bei Letzterem tatsächlich erst nach der vierten und abschließenden CD aufatmen konnte, so fällt es hier schon leichter, Pausen einzulegen. Denn der zweite Band um die Abenteuer der Dschinn-Zwillinge John und Philippa ist leider weder genauso spannend noch genauso humorvoll erzählt wie es der erste Teil war.
Dies soll jedoch keinesfalls bedeuten, dass sich der Kauf von "Gefangen im Palast von Babylon" nicht lohnen würde - im Gegenteil. Die zahlreichen und auch umfangreichen Kürzungen, die zur Freude des Hörers äußerst sorgsam vorgenommen wurden und dadurch kaum auffallen, machen die vorliegende Lesung zu einem genauso kurzweiligen, wenn auch nicht ganz so fesselnden Abenteuer wie es das "Akhenaten-Abenteuer" war. Auch kann Jochen Busse als Sprecher erneut in seiner Rolle glänzen. Mit schneller, dennoch sehr klarer und gut verständlicher Stimme entführt er seinen Hörer nach New York, London und Babylon, lässt diese so unterschiedlichen Kulturen allein durch geschickte Phrasierungen und feine Stimmnuancen lebendig werden. Wie auch in "Das Akhenaten-Abenteuer", so wird Jochen Busse auch während der vorliegenden Lesung durch passende, orientalisch anmutende Klänge unterstützt, die jeweils zu Beginn eines Kapitels eingespielt werden.
Auch die Aufmachung des Hörbuches, die der des ersten Teiles angepasst wurde, weiß zu gefallen. Die orange schillernde Pappbox zieht sofort den Blick des Käufers auf sich und macht neugierig auf den Inhalt der Schachtel, der aus dem bereits erwähnten Booklet sowie vier separat in Papphüllen verpackten CDs besteht.
Fazit:
Zwar gestaltet sich die Handlung von "Gefangen im Palast von Babylon" nicht ganz so spannend und unterhaltsam wie P. B. Kerr das "Akhenaten-Abenteuer" zu schreiben verstand, dennoch ist das vorliegende Hörbuch ein kurzweiliges Abenteuer, das durch die Interpretation Jochen Busses sowie die stimmigen Musikeinspielungen lebendig wird.