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Nachdem dem jungen kanadischen Schriftsteller Kenneth Oppel mit seiner "Fledermaus-Saga" (bisher bestehend aus den Bänden "Silberflügel", "Sonnenflügel" und "Feuerflügel") der internationale Durchbruch gelang, legte er 2004 mit seinem Roman "Airborn" ein neues Werk für Jugendliche vor, das mittlerweile mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Die Übersetzung des Buches erschien unter dem Titel "Wolkenpanther" und liegt seit Februar 2006 auch als autorisierte Hörbuchfassung vor.
Der jugendliche Matt Cruse ist Schiffsjunge an Bord der "Aurora", einem prächtigen und eindrucksvollen Luftschiff. Doch die Arbeit auf der "Aurora" ist für den in einem Luftschiff geborenen Jungen mehr als eine bloße Pflicht - es ist sein Leben. Er liebt das Schiff, liebt seine Arbeit und fühlt sich hoch oben in luftigen Höhen viel wohler und befreiter als auf dem Boden - und vor allem fühlt er sich dort seinem Vater, der bei einem Unfall auf einem Luftschiff ums Leben kam, sehr nah. Während eines Fluges nach Sydney lernt Matt Kate de Vries kennen, ein nettes Mädchen aus reichem Elternhaus, die mit ihrer unsympathischen Anstandsdame auf Reisen ist. Die beiden freunden sich miteinander an, obwohl es den Crewmitgliedern untersagt ist, engeren Kontakt zu Passagieren zu pflegen. Kate erzählt Matt von ihrem Großvater, der sich vor einem halben Jahr in den Kopf gesetzt hat, alleine in einem Heißluftballon um die Welt zu fliegen und dabei eine unglaubliche Entdeckung gemacht hat. Zwar ist ihr Großvater später gestorben, weil sein Ballon kaputt und er selbst verletzt war, doch weiß Kate aus dessen Kurstagebuch, dass ihr Großvater eine bisher unbekannte Tierart entdeckt hat - die Wolkenpanther. Diese Tiere, große Raubkatzen, bei denen sich die Vorderbeine zu mächtigen Flügeln weiterentwickelt haben, leben ausschließlich in der Luft und können sich farblich an den Hintergrund anpassen, was eine Erklärung dafür ist, warum die Wolkenpanther bisher noch nicht entdeckt wurden. Nun ist Kate an Bord der "Aurora", da diese bei ihrer Fahrt nach Sydney in etwa denselben Kurs zurücklegt, den auch ihr Großvater ein Jahr zuvor eingeschlagen hatte; das reiche Mädchen hofft, die Wolkenpanther zu sehen und damit die Beschreibungen ihres Großvaters bestätigen zu können. Matt jedoch ist ihrer Erzählung gegenüber eher skeptisch, doch für eine Diskussion über die Existenz solcher Lebewesen bleibt keine Zeit - Denn die "Aurora" wird von Luftpiraten angegriffen! Die Piraten raffen gierig alle Wertsachen zusammen und sind schon dabei, wieder zu verschwinden, als ein gewaltiger Sturm über die beiden Luftschiffe hereinbricht und das kleinere Piratenschiff gegen die "Aurora" drängt, wodurch deren Hülle durch die Propeller der Piraten zerfetzt wird. - Die "Aurora" droht ins Meer zu stürzen, doch in letzter Minute erreicht das Luftschiff eine unbekannte Insel und kann dort notlanden. Während die Reparaturen an der "Aurora" auf Hochtouren laufen, erkundet Kate in Begleitung Matts die Insel - und stößt dabei auf die von ihrem Großvater beschriebenen Wolkenpanther ...
Dass Kenneth Oppels Roman im Deutschen den Titel "Wolkenpanther" verpasst bekommen hat, mag auf den ersten Blick zwar sehr ansprechend aussehen, eignet sich jedoch bei näherem Betrachten nicht ideal für die Geschichte. Denn tatsächlich sind die Wolkenpanther nur ein kleiner Teil der gesamten Erzählung, die im Original den Titel "Airborn" trägt - ein Titel, der sich zwar auch auf die in der Luft geborenen Raubkatzen, aber vielmehr auf Matt Cruse bezieht, der auf einem Luftschiff zur Welt gekommen ist und den eigentlichen Mittelpunkt der Erzählung darstellt. Zugegeben kann "Airborn" nur schwer direkt und vor allem klingend ins Deutsche übersetzt werden, der Titel "Wolkenpanther" lässt jedoch die Verknüpfung zum jugendlichen Schiffsjungen vermissen.
Wie auch die "Aurora" - die etwa die Größe der Titanic hat - braucht auch Kenneth Oppels Geschichte zunächst eine Weile, bis sie langsam in Fahrt kommt, denn zu Beginn der Erzählung vermag der Autor kaum für Spannung zu sorgen. Hierbei würde jedoch bei einem Vergleich zwischen Buch- und Hörbuchfassung letztere sicherlich besser abschneiden, da zahlreiche Kürzungen vorgenommen und dadurch viele Längen in der Geschichte abgeschwächt wurden. Sehr häufig zeigen sich die Kürzungen allerdings auch unglaublich umfangreich und lang, sodass dadurch oft Unklarheiten und noch häufiger riesige Handlungssprünge entstehen, die vor allem denjenigen Hörern, die bereits die Romanvorlage gelesen haben, sofort auffallen werden. Diese umfangreichen Kürzungen erwecken den Eindruck, dass man die Geschichte mit Gewalt so weit herunterkürzen wollte, dass sie auf lediglich vier CDs passt.
Vorgetragen wird Kenneth Oppels Roman von Marian Funk, der mit einem Alter von 26 Jahren ein noch unbeschriebenes Blatt der Hörbuchbranche ist. Mit seiner noch sehr jungenhaften Stimme passt der Sprecher hervorragend in die Rolle des Matt Cruse, den der Autor die Geschichte aus der ersten Person erzählen lässt. Der Versuch, anderen Charakteren verschiedene Stimmlagen zu verleihen, misslingt Marian Funk jedoch einige Male, denn besonders die erwachsenen Männerstimmen, denen er tiefere Klänge geben möchte, wirken häufig gepresst.
Fazit:
Viel zu umfangreiche Kürzungen und ein Sprecher, der zwar ansprechend liest, sich aber nicht von anderen durchschnittlichen Sprechern abhebt, lassen "Wolkenpanther" zu einer lediglich mittelmäßig spannenden Lesung werden, die über fünf Stunden hinweg vor sich hinplätschert.
Hinweis:
"Skybreaker", die Fortsetzung zu Kenneth Oppels Roman "Airborn", ist im Herbst 2005 in englischer Sprache erschienen. Wann das Buch auf Deutsch erscheinen wird, steht jedoch noch nicht fest.