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 Wrestlemania 22

Produzenten: WWE
Sprecher: Carsten Schäfer, Günter Zapf
Verlag: Rough Trade

Cover
Gesamt ++++-
Action
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton


Wrestlemania, die Mutter aller Wrestlinggroßveranstaltungen, und die einzige Veranstaltung der WWE mit einer Nummer. Rough Trade hat diese Veranstaltung als ein Set mit gleich drei DVDs auf den Markt gebracht und diese drei DVDs haben es wirklich in sich. Mit "Big Time" war die Veranstaltung überschrieben, der gleichnamige Klassiker von Peter Gabriel ist der Hauptsong der Veranstaltung, die in diesem Jahr in Chicago stattfindet, was zumindest RAW-Champion John Cena wohl eher bedauert hat - doch dazu später.

Wrestlemania ist eine der klassischen Veranstaltungen der WWE, daher sind beide Roster, also beide Wrestlerensembles sowohl von RAW als auch von SMACKDOWN! mit ihren Matches vertreten.

Der vierstündige Abend beginnt mit dem Kampf um die Tag-Team-Gürtel von Raw. Chris Masters und Carlito, die eher widerwillig zusammenarbeiten, fordern die Riesen Big Show und Kane heraus und liefern einen brauchbaren Kampf ab, der aber noch keine wirklich außergewöhnlichen Momente hat. Ein solider Einstieg.

Dann wird ein Köfferchen an einen Haken gehängt, über dem Ring, sodass er nur per Leiter zu erreichen ist. In diesem Köfferchen ist ein Vertrag, der bestimmt, dass der Besitzer jederzeit einen der Champions herausfordern kann, und der Champion darf nicht ablehnen. Sechs Akteure kämpfen um diesen Koffer: der Powerwrestler Lashley, die beiden älteren Herren Fit Finlay und Ric Flair - letzterer geht hart auf die sechzig zu - und drei Stars, die wirklich fliegen können, Matt Hardy, Rob van Dam (RVD) und Shelton Benjamin. Die ersten drei sind meistens nur sporadisch im Einsatz, wobei ausgerechnet Flair einen spektakulären Suplex von einer der vielen Leitern wegstecken muss - da hat jeder Angst um die alten Knochen. Aber die drei Techniker brennen wirklich ein Feuerwerk ab: Benjamin springt mit einem Summersault in drei Gegner, RVD und Matt Hardy stürzen sich mit Drops von der durchaus hohen Leiter und Hardy und Benjamin stürzen von einer solchen auch noch gleich aus dem Ring nach unten. Ein spektakulärer Kampf mit hohem Tempo, etwas vom Besten, das in letzter Zeit überhaupt zu sehen war.

So gut darf es leider nicht weitergehen. Zwar meint Kommentator Günther Zapf, der Herausforderer um US-Titel John Bradshaw Layfield (JBL) wäre ein technisch guter Wrestler, aber das ist so ziemlich die einzige richtige Peinlichkeit, die sich der deutsche Kommentar bei dieser Wrestlemania leistet. JBL ist ein Rumpelwrestler, ganz im Gegensatz zu seinem Gegner, dem Titelverteidiger Chris Benoit. Der Kampf wird zwar von den Kommentatoren in den Himmel gelobt, aber das muss er auch, andere Kämpfe überzeugen eher von sich aus.

Dann trifft Edge, einer der großen Bösewichte von RAW, auf die Legende Mick Foley, der als Cactus Jack, Mankind und Dude Love Wrestlinggeschichte geschrieben hat, besonders deshalb, weil er ein echter Hardcore-Wrestler ist, einer, der von Käfigen geworfen wurde, der mit viel Stacheldraht zu tun hatte und durch so viele Tische gefallen ist, dass er sie vermutlich schon lange nicht mehr zählen kann. Kein Wunder also, dass auch dieses Match ein Hardcore-Match quasi ohne Regeln ist, sogar die Pinfalls zählen überall. Ob man solche Matches mag oder nicht, ist wahrlich Geschmackssache - dieses ist aber wirklich bis auf das Blut unterhaltsam, Liebhaber solcher Matches werden es sicherlich zum interessantesten des Abends küren.

Dann trifft Booker T, sogar mit Hilfe seiner Frau Sharmell, in einem Handicap-Match auf den Boogeyman - den Wrestler, der so gerne lebende Würmer verspeist. Das Match ist nicht weiter wichtig, das Segment vor dem Match, in dem Booker und Sharmell sich mit der gesamten Freakshow der WWE, unter anderem also mit Eugene, Snitsky und Golddust, auseinandersetzen müssen, ist dafür recht witzig.

Dann trifft Women?s Champion Trish Stratus auf ihren größten Fan, die leicht psychotisch wirkende Mickie James. Ein hochklassiges Frauenmatch, eine gute Geschichte und sicherlich netter anzuschauen als das folgende Sargmatch des Undertakers gegen Mark Henry, der sich als stärkster Mann der Welt präsentiert, sich eher aber als schlechtester Wrestler der WWE zeigt.

Nach dieser gepflegten Langeweile wird es noch mal blutig. Schon seit Jahren mischt der Besitzer der WWE, Vince McMahon, selbst bei Großveranstaltungen mit. In diesem Fall hat er eine Fehde mit Shawn Michaels, der Wrestlingikone. Und wie schon vorher, gibt es auch hier keine Regeln. Sowohl Shane McMahon als auch die gesamte Spirit Squad greifen auf der Seite des alten Herrn McMahon ein - trotzdem muss der eine ganze Menge einstecken.

Die erste DVD ist zu Ende, drei Kämpfe der Hauptveranstaltung sind auf der zweiten DVD zu sehen. Als erstes ein Triple Thread Match, ein Kampf, bei dem drei Männer um einen Titel kämpfen. Kurt Angle muss auf diese Weise seinen Titel gegen den fiesen Randy Orton und den kleinen und quirligen Rey Mysterio verteidigen. Ein ziemlich spannendes Match, großartige Leistungen, eigentlich mehr Hauptkampf als der Hauptkampf zwei Matches weiter.

Vor dem großen Finale gibt es noch eine Verschnaufpause, eine Playboy-Kissenschlacht mit Torrie Wilson und Candice Michelle - Frauenwrestling, wie es zu Recht verrufen ist.

Dann muss auch der RAW-Champion John Cena seinen Titel verteidigen, und zwar gegen Triple H, der nicht nur ein zehnfacher Champion, sondern auch noch der Schwiegersohn von Chef McMahon ist. Und dieser Kampf ist durchaus spannend, verblasst aber ein bisschen gegen so manches Match früher am Abend. Cena, eigentlich der "Gute" in diesem Match, wird von einem großen Teil des Publikums ausgebuht. Hier hat ein Champion offenbar Glaubwürdigkeitsprobleme.

Alles in allem ist aber die Hauptveranstaltung wirklich sehr unterhaltsam, es gibt einige echte Highlights, und das Match um den "Money in the Bank"-Koffer und den vielen Leitern wird sicherlich ein Klassiker. Aber wenn man glaubt, das war es schon, oh nein, es gibt ja noch eine Menge Platz auf den drei DVDs.

Auf der ersten DVD gibt es neben dem Hauptteil von Wrestlemania noch ein paar zusätzliche Promos und einen durchaus interessanten Kampf, einen Battle Royal zwischen Wrestlern von RAW und SMACKDOWN!, die sonst nicht an Wrestlemania beteiligt waren. Dieser Battle Royal, unter anderem mit Snitsky, Viscera und Eugene auf der RAW-Seite, den Tag-Team-Champions MnM auf der von Smackdown, war eigentlich ein so genanntes Dark Match für das Hallenpublikum der Großveranstaltung und nicht im Fernsehen zu sehen.

Auf der zweiten DVD gibt es in den Extras einige Szenen von feiernden und trauernden Wrestlern nach der Schlacht, eine kleine Aftershow-Party und vor allem den Saturday Night Main Event, der eine Woche vor Wrestlemania 22 stattfand. Eine zweistündige Veranstaltung mit einigen Kämpfen, in dem so ziemlich jeder Wrestler zu Wort oder Kampf kam, der bei Wrestlemania auch dabei war - das führte natürlich zu einer sehr gedrängten Sendung mit kurzen Kämpfen, hat aber auch schöne Szenen, wie den Biertrinkwettkampf zwischen JBL und der legendären Rattlesnake, Stone Cold Steve Austin.

Die dritte DVD widmet sich ganz der diesjährigen "Hall of Fame"-Aufnahmefeier. Und die ist schon ein wirklicher Leckerbissen, besonders für Wrestling-Fans, die schon ein bisschen dabei sind. Neben Menschen, denen das Wrestling viel zu verdanken hat, wie Verne Gagne oder den Black Jacks, gab es auch einige zu ehren, die in der Zeit aktiv waren, als das Wrestling in Deutschland zum ersten Mal populär wurde. Die Dankesrede von Sensational Sherri, eine der ganz Großen im Frauenwrestlingbereich, die noch viel populärer als Managerin vieler Stars war, ist ein echter Leckerbissen, und sie zeigt auch, dass Sherri Martell eine der verrücktesten ist und war, die je mit dem Geschäft zu tun hatten.

Bret Hart, eigentlich mit der WWE nicht so ganz befreundet, wurde als einer der großen Champions der Neunziger gefeiert, und nach seinem Schlaganfall wieder ganz fit, erzählte "The Excellence of Execution" recht fröhlich aus seinem Wrestlingleben, wunderbare Anekdoten von seinem viel zu früh verstorbenen Bruder Owen - Bret Hart hat so viel Familie und Freunde verloren, an einen Stunt, an Drogen und Dopingmittel, dass er eigentlich das Wrestling hassen müsste, und doch zeigt seine Rede die Liebe zu dieser Art der Unterhaltung.

Und mit Eddie Guerrero wurde ein Wrestler in die "Hall of Fame" eingeführt, der eigentlich noch im Ring stehen sollte, noch einer, der zu früh für immer ging. Einer, dessen Name immer noch gerufen wird in den Arenen. Rührend, aber auch oft witzig, ist diese - nur deutsch untertitelte - Zeremonie ein absolutes Muss für den Wrestling-Fan.

Insgesamt ist diese Edition mit drei DVDs vermutlich das Wrestling-Produkt des Jahres. Anderthalb Großveranstaltungen, einige Matches, die Klassiker werden könnten, und eine "Hall of Fame-Zeremonie", die man gesehen haben sollte.

Holger Hennig



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