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Vier CDs beinhaltet die Collector?s Box aus der "Vampirric"-Reihe, deren Einleitungen der Künstler H.R. Giger spricht.
CD Eins: "Die verloren gegangene Kunst des Zwielichts" von Thomas Ligotti erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Mutter - angeblich oder tatsächlich - eine Vampirin war. Der Mann selbst, der von einer vermeintlichen Tante aufgezogen wurde und noch immer mit dieser unter einem Dach lebt, zeigt nur wenige Auffälligkeiten. Umso mehr verwundert ihn, dass sich seine ferne Verwandtschaft eines Tages zum Besuch ankündigt. Sie, die auch für den Tod seiner Mutter verantwortlich sind, wollen sehen, wie er sich entwickelt hat, meint die Tante. Doch es kommt ganz anders, als zunächst gedacht ...
"Das Federkissen" von Horacio Quiroga berichtet von dem leidvollen Siechtum einer frisch vermählten Frau, die aus unerklärlichen Gründen immer schwächer wird, Blut zu verlieren scheint und schließlich dieser Blutarmut erliegt. Erst nach ihrem Tod wird die Ursache ihrer Krankheit geklärt ...
Die erste Geschichte ist diejenige, die sich von allen in der Box befindlichen Erzählungen am ehesten am klassischen Vampirbild orientiert, steht stellvertretend jedoch auch zugleich für die brutalen und gnadenlosen Aspekte dieses Mythos und beinhaltet einige wirklich blutige Szenen. Im Grunde eine spannende Geschichte, würden nicht die Erklärungen der angeblichen Tante über den bisherigen Lebenslauf des Mannes einen großen Teil einnehmen. Ohne diese Erklärungen funktioniert die Geschichte nicht, durch ihre Uferlosigkeit aber auch nicht wirklich. Hier gilt die alte Binsenweisheit, dass eine Geschichte, die sich selbst erklären muss, keine gute Geschichte sein kann.
Die zweite Geschichte hingegen ist wirklich gelungen. Sie ist kurz, prägnant und weiß auch Fans des Genres noch mit einigen innovativen Details zu überraschen.
CD Zwei: Die zweite CD beginnt mit Leonhard Steins Geschichte
"Der Vampyr". In dieser wird ein Angestellter von einem weiblichen Vampir Nacht für Nacht angezapft und kann seiner Arbeit aufgrund der Schwäche durch den Blutverlust bald schon kaum noch nachgehen. Verzweifelt kämpft er gegen den Vampir an und ist dabei auch bereit, das Leben seiner Mitmenschen auf?s Spiel zu setzen.
"Der Untote" von Amelia Reynolds Long ist eine Geschichte etwa gleicher Länge, in der ein Mann einen Erben des Familienanwesens fürchtet. Dieser bewohnt zwar nur einen kleinen Teil des Anwesens und lässt dem Protagonisten ansonsten völlig freie Hand, dennoch fühlt sich der Mann bedroht und sucht Hilfe bei einem Freund.
Beide Geschichten folgen im Grunde dem altbekannten Muster von Vampirgeschichten und schaffen es demzufolge nicht, Spannung aufzubauen oder Grusel beim Hörer zu erwecken. Beide sind nett anzuhören, dabei aber zugleich nicht sonderlich unterhaltsam.
CD Drei: "Das Grabmal auf dem Père Lachaise" von Karl Hans Strobl erzählt die Geschichte eines jungen Forschers, der das Angebot annimmt, gegen ein hohes Entgelt ein Jahr in einer Krypta zu verbringen. Das Angebot ist verlockend, doch immer größer werden die Zweifel des jungen Mannes, ob die osteuropäische Baronin, die in der Krypta ruht, wirklich schon der Ruhe der Toten frönt ...
Diese Erzählung ist ebenfalls nicht sonderlich unterhaltsam, sondern vor allem langatmig und langweilig. Der besondere Reiz der Geschichte liegt in dem Verwischen von Realität und Wahn und der offen bleibenden Frage, was von beidem letztlich zutreffen mag. Die Umsetzung ist hinsichtlich dieses Aspekts sicherlich als gelungen zu bezeichnen, doch unterhaltsamer wird das Ganze dadurch leider nicht.
CD Vier: Auch
"Der Horla" von Guy de Maupassant widmet sich vordergründig dem wahnhaften Erleben und der Frage, ob der Protagonist zusehends verrückt wird oder ob die Bedrohung, der er sich gegenüber sieht, real ist.
In der Form von Tagebucheintragungen erlebt der Hörer diese Entwicklung der Hauptperson mit, wobei der Zuhörer es bei dieser Geschichte im Vergleich zu der auf CD Drei leichter hat, eine Entscheidung zwischen Wahn und Wirklichkeit zu fällen.
Alle CDs beginnen mit einer Einleitung von H.R. Giger, die schon beim zweiten Mal langweilt, da es sich um exakte Wiederholungen handelt. Dies rührt vermutlich daher, dass die CDs dieser Collectors Box einzeln im Handel erhältlich sind und hier lediglich als kleines Paket zusammengeschnürt wurden. Ein Weglassen dieser Einleitung ab CD Zwei wäre dennoch wünschenswert gewesen.
Eine jede Geschichte wird zudem zusätzlich von H.R. Giger eingeleitet, was für Freunde des Schweizer Künstlers sicherlich eine nette Zugabe, ansonsten der Gesamtatmosphäre beim Hören jedoch eher abträglich ist.
Die Sprecher der einzelnen Geschichten wechseln von CD zu CD. Zu hören sind Lutz Riedel, Helmut Krauss, David Nathan und Torsten Michaelis.
Besonders Lutz Riedel und David Nathan vermögen es, die Stimmung der jeweiligen Geschichten einzufangen und zu transportieren oder sogar aufzuwerten, Gegenteiliges hingegen erreicht die Lesung von Torsten Michaelis, der nicht selten an den falschen Stellen aufgebracht zu wirken versucht und sich insgesamt in Betonung und Lautstärke sehr zurückhält.
Insgesamt ist diese Sammelbox vor allem solchen Fans von Vampirgeschichten zu empfehlen, die sich auch einmal auf einem Terrain abseits sehr erfolgreich vermarkteter und vielleicht auch verfilmter Geschichten bewegen wollen. Sie erhalten eine interessante Mischung verschiedener Vampirauffassungen, unter denen sich auch bekannte Autoren älterer und neuerer Zeit befinden.
Wer hingegen primär auf Grusel- und Schockelemente Wert legt und den Slogan "Gänsehaut für die Ohren" im Falle dieser CDs zu ernst nimmt, wird wohl eher enttäuscht sein.