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 Du gehörst mir

Autoren: Annemarie Schoenle
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt +++--
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Melanie besucht die Neujahrsparty ihrer besten Freundin Sarah in der Bar von Sarahs Lebensgefährten Jimmy. Als Geliebte eines tollen, aber längst nicht perfekten verheirateten Mannes fühlt sich die nicht mehr wohl; sie, die selbstbewusste, freiheitsliebende, offene Melanie sucht eine feste Beziehung. Einen Mann, der sie auf Händen trägt und dem sie wichtiger ist als alles andere, einen Mann, der sie liebt, wie sie ist, ihr Freiheit und zugleich Geborgenheit schenkt.
Just auf der Party scheint sie genau diesen Mann zu treffen: Wolf Eckart. Smart, gut aussehend, selbstbewusst, als Anwalt beruflich erfolgreich. Es knistert, Melanie ist geschmeichelt und begeistert von der Art, wie Wolf sich um sie bemüht, wie er als Gentleman auftritt und wie er sie nach und nach in den Mittelpunkt seines Lebens stellt. Schon nach kurzer Zeit werden die beiden ein Paar, als sie mehr und mehr Gemeinsamkeiten entdecken. Melanie ist sich sicher, den Mann ihres Lebens gefunden zu haben; obwohl ihr Vater wie auch ihre beste Freundin Bedenken angesichts einer so engen Bindung nach so kurzer Zeit äußern, heiratet Melanie Wolf bereits nach zwei Monaten. Sie zieht in seine Wohnung und geht völlig auf in ihrem Glück.
Doch das soll nicht lange anhalten. Fühlte sie sich schon vor der Hochzeit unwohl bei Wolfs Eifersuchtsattacken und seinem steifen, kühlen Benehmen, wenn sie unter Menschen waren, so verschlimmern sich diese Verhaltensweisen in der Ehe zusehends. Langsam, aber sicher fühlt sich Melanie eingeengt. Ob eine freundliche Plauderei mit dem Ober im Restaurant, ein Besuch bei der besten Freundin oder ein unverbindliches Telefonat mit dem Ex, beinahe jeder Schritt, den Melanie tut, verärgert und verletzt Wolf.
Findet sich die Journalistin zunächst mit den Eigenheiten ihres Mannes ab - schließlich gibt es keine perfekte Ehe -, wird sie immer beunruhigter: Hinweise verdichten sich, dass Wolf ihr Leben systematisch ausleuchtet und überwacht. Immer scheint er mehr zu wissen, als sie ihm erzählt.
Bei einem Wochenendtrip zu ihrem Vater nach Berlin eskaliert die Situation. Melanie ist sich nun sicher, dass Wolf ernsthafte psychische Probleme hat. Sie ist hin und her gerissen: Soll sie versuchen, ihm zu helfen und ihre Ehe zu retten - oder soll sie versuchen, ihn mit seinen eigenen psychologischen Waffen zu schlagen?

Annemarie Schoenle befasst sich in ihrem Roman "Du gehörst mir" mit der gestörten Psyche eines wenig selbstbewussten, krankhaft eifersüchtigen und latent aggressiven Mannes, der das Leben seiner Ehefrau überwacht und terrorisiert. In wechselnder Perspektive - mal aus der Sicht des Täters, mal aus der Sicht Melanies als Opfer - dringt Schoenle tief ein in ihre Charaktere. Dabei ist ihr der psychisch kranke Wolf wesentlich besser gelungen. Die Protagonistin wird anfangs als stark und selbstbewusst beschrieben, und so mag der Leser kaum glauben, als sich diese Persönlichkeit Wolfs psychologischem Druck so schnell beugt. Kein Charakter mag gefeit sein vor Psychoterror, hier aber gibt es keine klare Entwicklung, die Stufen des Umschwungs erfolgen zu abrupt und werden zu oft in wenigen Sätzen abgehandelt. Da lässt sich Schoenle wesentlich mehr Zeit, in Wolfs Denken und Fühlen einzudringen und seine verqueren Gedankengänge darzustellen. Über die Entwicklung dieser beiden Charaktere vergisst Schoenle im Laufe des Abends leider die übrigen Figuren des Romans wie Melanies Vater, ihre beste Freundin oder Wolfs Eltern, die mit fortschreitender Handlung nur noch sporadisch auftreten und leider zu Stichwortgebern degradiert werden.
Richtig spannend wird der Roman erst, als Melanie in der zweiten Hälfte des Buches den Spieß umdreht und ihren Mann das spüren lässt, was er ihr angetan hat. Jetzt kann der Leser Melanie auch wesentlich mehr Sympathie entgegenbringen, handelt sie doch nun so, wie es sich der objektive Beobachter die ganze Zeit gewünscht hat. Dass das Finale überraschend abrupt endet, ist dabei ein großer Wermutstropfen, bot sich die Steigerung zum Ende hin doch geradezu für einen spannenden Showdown an.

Schoenle gelingt es, ihren beiden Hauptcharakteren Tiefe zu geben und über 412 Seiten keine Langeweile aufkommen zu lassen. In ansprechendem, flüssigen Stil bringt sie dem Leser eine gestörte Psyche und ein darunter leidendes Opfer näher. Die Wege der Spannung, die sie sich zurechtgelegt hat, beschreitet sie leider nicht bis zum zu knapp geratenen Ende. "Du gehörst mir" ist genau das Richtige für den Sommer: leichte, solide Unterhaltung mit einer Heldin, die sich nach anfänglichen Schwierigkeiten zu helfen weiß.

Tina Klinkner



Taschenbuch | Erschienen: 01. Dezember 2005 | ISBN: 3426632314 | Preis: 7,95 Euro | 412 Seiten | Sprache: Deutsch

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