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Der Schriftsteller und Hobbydetektiv Paul Temple und seine Frau Steve befinden sich auf der Heimreise von New York zurück nach London. Auf der Schiffsüberfahrt lernen sie den amerikanischen Multimillionär Sam Portland kennen. Dieser vertraut Paul Temple eine kuriose Geschichte an: Der schwerreiche Unternehmer leidet seit Jahren unter einem totalem Gedächtnisverlust und weiß nicht, wer er wirklich ist. Portland reist nach London, um dort einen Privatdetektiv namens Madison zu treffen, der ihm Aufschlüsse zu seiner wahren Identität geben soll.
Doch Portland erreicht London nie, denn noch während der Überfahrt ereilt ihn ein tödlicher Herzinfarkt - er wird tot im Pool des Schiffs gefunden. Temple bringt in Erfahrung, dass es anscheinend überhaupt keinen Privatdetektiv namens Madison gibt, dass aber mehrere Leute mit undurchsichtigen Motiven in den "Fall Madison" verwickelt sind und ein Interesse am frühzeitigen Ableben des Millionärs ohne Gedächtnis gehabt haben könnten. Welche Rolle spielt beispielsweise Portlands Tochter Meura, und was hat der etwas zwielichtige Messerwerfer George Kelly im Sinn? Die Ereignisse überschlagen sich rasch, als mehrere kaltblütige Morde geschehen. Mit der Unterstützung seiner bezaubernden Frau Steve und dem Kriminalkommissar Sir Graham Forbes nimmt Paul Temple die Ermittlungen in die Hand und gerät auf die Spur einer skrupellosen Bande von Geldfälschern
"Paul Temple und der Fall Madison" ist der fünfte Fall des smarten Privatdetektivs, der auch heute noch eine große Fangemeinde hat. Das Hörspiel, eine WDR-Produktion aus dem Jahr 1955 unter der Regie von Eduard Hermann, ist wie die anderen Fälle der Paul Temple-Serie einfach kultig und sehr zu empfehlen. Die von Francis Durbridge geschaffenen Kriminalfälle bestechen allesamt durch ihre hohe Spannung auf der einen und ihren großen Charme auf der anderen Seite; sie waren in den 1950er Jahren echte Straßenfeger. Der Fall Madison bildet hier keine Ausnahme. Wer die Paul Temple-Fälle kennt, kann sich auch hier wieder an dem ausgesuchten Ambiente und der heutzutage fast gestelzt wirkenden Höflichkeit der oberen Mittelschicht erfreuen - hier werden zahlreiche Drinks in geselligen Runden genommen, exklusive Tanzclubs und englische Landhäuser besucht. Nebenbei darf Paul Temple sich wieder über die teuren Kleider seiner Frau ereifern und seinem Butler Charlie das lässige "Okay" abgewöhnen.
An dem Hörspiel, 2006 als Neuauflage erschienen bei "Der Audio Verlag", gibt es nicht auszusetzen. Gerade die altmodische Produktion besitzt eine Sorgfalt und Lebendigkeit, die heutige Hörproduktionen leider viel zu häufig vermissen lassen. René Deltgen, leider inzwischen verstorben, ist ein ausgezeichneter Sprecher und verkörpert den Gentleman Paul Temple perfekt und voller Souveränität. Auch die anderen Sprecher können als erstklassig bezeichnet werden. Man hat ein wenig den Eindruck, als wohne man einem Theaterstück bei, bei dem alle Darsteller mit Leib und Seele ihre Rollen verkörpern. Ein wenig schade ist, dass die Rolle von Temples Frau Steve von Ursula Langrock gesprochen wird und nicht, wie etwa bei "Paul Temple und der Fall Gilbert", von Annemarie Cordes, die als Steve noch weitaus charmanter und aufgedrehter ist. Die einzelnen Tracks sind durch kurze, teilweise äußerst dramatische Musikeinspielungen voneinander getrennt, die typisch für die Krimis der 50er Jahre sind und die den Zuhörer oftmals regelrecht hochschrecken lassen. Auch die Geräuschkulisse ist äußerst gelungen.
Die äußere Aufmachung des Hörspiels ist gelungen - die vier CDs (Gesamtlaufzeit: 256 Minuten) befinden sich in einer stabilen Pappschachtel und sind alle einzeln in einer Papphülle untergebracht. Zudem gibt es ein Booklet mit weiteren Informationen zur Produktion. Die CD-Box ist in schrillem Pink gehalten, was aber nicht stört, sondern sogar einen edlen Eindruck vermittelt, zumal die Paul Temple-Fälle ja auch aktuell absoluter Kult sind und somit eine moderne Aufmachung vertragen.
Ein toller Kriminalfall voller atemberaubender Spannung, Esprit und mit garantiert hohem Kultfaktor. Paul Temple steht heutigen Ermittlern in nichts nach - er macht einfach süchtig!