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Dorn und seine Mitstreiter kommen der Quelle des Wahnsinns, der die Drachen Faerûns befallen hat, immer näher. In den eisigen Nordlanden verdichtet sich die Spur - und auch die Gefahr. Denn hier herrscht die brutale Eiskönigin Iyraclea mit ihren Riesen und Dämonen. Zusätzlich wurde ihr von dem wahnsinnigen Sammaster der Dracolich Zethrindor und dessen Schar weißer Drachen zur Verfügung gestellt. Mit ihrer Hilfe sucht Iyraclea, die nahe gelegenen Lande der Druiden gewaltsam einzunehmen. Auf der Suche nach der Quelle des Wahnsinns geraten die Drachenjäger mitten in diesen Konflikt hinein und müssen schon bald wieder an mehreren Fronten kämpfen. Doch die Gefahren drohen nicht nur von außen, sondern auch von innen. Kara bekommt immer größere Probleme, sich des Wahnsinns zu erwehren. Und kann man Brimstone, dem undurchsichtigen Vampirdrachen, überhaupt noch trauen? Sollte die Mission der Helden so kurz vor Erreichen des Ziels doch noch zum Scheitern verurteilt sein?
Mit
The Ruin beendet Richard Lee Byers seine im D&D-Universum angelegte Trilogie
The Year of Rogue Dragons, die er mit
The Rage und
The Rite begann. Und erneut bleibt alles beim Alten: Drachen spielen immer noch eine zentrale Rolle, die Geschichte zentriert sich wieder auf Halbgolem Dorn und seine Mitstreiter und es gibt Action satt. Bereits
The Rite hatte tolle Action und ein furioses Finale, dementsprechend stellt sich natürlich die Frage, inwiefern Byers in der Lage ist, das noch zu toppen. Nun, toppen kann er die spannende Belagerung des letzten Teils nicht, bietet dafür aber trotzdem einen halbwegs epischen Showdown mit massig Kämpfen in der Luft und am Boden, die vor geflügelten Reptilien nur so strotzen. Der Weg dahin ist selbstverständlich ebenfalls mal wieder von Scharmützeln durchsät, bei denen man sich freilich irgendwann fragt, ob man in Faerûn vielleicht auch noch anderen Gegnern als nur drachenähnlichen Kreaturen begegnen kann. Byers schien bestrebt, das gesamte
Draconomicon der aktuellen Regeledition in seiner Trilogie zu verarbeiten, und rein quantitativ ist ihm das auch gelungen. Bis zum Schluss tauchen immer neue Drachenarten auf, wobei die klassischen Drachen des Rollenspielsystems wenigstens nicht vollkommen vernachlässigt werden. Einerseits wirkt dieses Immerneue natürlich sehr aufgesetzt, andererseits gibt es Byers immer neue Möglichkeiten, neue Atemwaffen und sonstige Zauber einzuführen, die die wie immer exzellent und flüssig beschriebenen Kämpfe auch bitter nötig haben, um nicht völlig abzustumpfen. Von Langeweile ist in
The Ruin daher glücklicherweise keine Rede.
Leider vergeigt Byers zahlreiche Möglichkeiten und Chancen an anderer Stelle. Am unverzeihlichsten ist dabei, dass der Tod wichtiger Charaktere mit erschreckender Lieblosigkeit abgehandelt wird. Teilweise nur mit ein oder zwei Sätzen kommentiert, bekommt man als Leser keine Chance, den Figuren nachzutrauern, wird der Tod nicht als das endgültige Ereignis beschrieben, das er ist. Im Gegensatz zum Vorgänger ist
The Ruin von erschreckender Emotionslosigkeit - zumindest ein bisschen Pathos schadet hier nie. Weiteres verschenktes Potential findet sich im Vampirdrachen Brimstone, der einzigen Figur bösartiger Gesinnung unter den Protagonisten. Ein bisschen spielt Byers zwar mit der Möglichkeit, dass er spontan die Seiten wechseln könnte, aber weit darüber hinaus geht er nicht. Zum Schluss ist die Rolle des Drachen nur noch marginal, wo eine ernsthafte finale Konfrontation mit ihm tatsächlich nochmal Würze in die Geschichte gebracht hätte, die ansonsten recht geradlinig ausläuft. Zwischendurch baut Byers auch eine Erwartungshaltung auf, indem er Brimstone ein kleines Kind verschonen lässt - sollte sich da etwas Gutes in der schwarzen Seele regen? Aber nein, auch das wird enttäuscht. Angesichts der Tatsache, dass im Roman das Blut nur so spritzt, wäre ein totes Kind, das auch so schon kein weiteres Mal mehr vorkommt, auch nicht weiter schlimm gewesen.
The Ruin ist, wie seine Vorgänger, gute, spannende Unterhaltung mit viel Action und einer getreuen Abbildung des D&D-Universums. Charakterlich ist es aber weniger interessant und muss daher knapp als das schlechteste Buch der Trilogie gewertet werden. Das Material ist zwar da, aber Byers hat all seine guten Ideen in den letzten beiden Büchern verspielt. Schade drum, doch den spottbilligen Preis von fünf Euro sind 340 Seiten gute Unterhaltung trotzdem wert.