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Mit dem ersten Saarland-Krimi aus dem Hause Emons will Martin Conrath seinen Lesern nicht nur spannende Kost, sondern auch das typische "saarvoir vivre" des Saarlandes vermitteln. Und so schickt er Kriminalhauptkommissar Martin Bremer in seinen ersten - niedergeschriebenen - Fall.
Midlife-Crisis, tiefe Ringe unter den Augen, kein Privatleben neben dem Job und keine Frau an der Seite - Grund genug für Bremer, griesgrämig und kurz angebunden die drei Anwärter zum Kommissar zu begrüßen. Die sollen ihm ausgerechnet zum ungünstigsten Zeitpunkt seiner Karriere bei der Arbeit über die Schulter sehen. Denn das ruhige und friedliche Saarland erlebt eine Mordwelle, wie es sie hier noch nicht gegeben hat. Leiche auf Leiche wird entdeckt, die Morde scheinen innerhalb weniger Stunden aufeinander zu folgen. Beginnt der blutige Reigen mit der Köpfung und der Abtrennung eines Arms eines Opfers, sind die nachkommenden Taten nicht weniger brutal; eine regelrechte Kreuzigung und eine Verbrennung sind die nächsten Todesarten, und damit hat die Serie noch kein Ende gefunden.
Bremer sucht nach Zusammenhängen zwischen den einzelnen Taten, sucht nach Erklärungen, wie die Morde miteinander zu tun haben. Tatsächlich offenbaren sich die ersten gemeinsamen Merkmale, und nach ins Leere laufenden Verdächtigungen scheint Bremer auf der richtigen Spur zu sein. Plötzlich läuft es auch im Privatleben besser; nach der Kommissaranwärterin Susanne Holt tritt eine weitere schöne Frau in sein Leben, die ihm gefallen könnte: Saskia Pierer, Spezialistin für obskure Kulte beim BKA. Sie soll Bremer in seinen Untersuchungen unterstützen, die sich immer deutlicher in Richtung Satanismus herauskristallisieren.
Der Fall scheint schließlich aufgeklärt, Verdächtige werden verhaftet und die Medien vom Abschluss der Untersuchungen unterrichtet. Aber Bremer zeigt sich nicht zufrieden mit den Ermittlungen - und dann verschwindet der Kriminalhauptkommissar plötzlich.
Mit Bremer gelingt Conrath ein düsterer Hauptcharakter, der auf den ersten Blick keine Schwächen entblößt; als harter Bulle im tristen Alltag meistert er scheinbar jede Situation. Abgebrüht und clever stellt er sich jeder Herausforderung. Ein typischer Einzelgänger eben - umso erstaunlicher, welche Wandlungen in dem zielstrebigen und selbstbewussten Kriminalhauptkommissar vorgehen, dass er sich nicht nur innerhalb kürzester Zeit ernsthaft verliebt, sondern gleich Gedanken an Heirat verschwendet. Recht unglaubwürdig präsentiert Conrath seinen eigentlich interessanten Protagonisten, lässt ihn Situationen so leicht meistern, dass der Leser sich nicht recht mit Bremer anzufreunden vermag.
Die Handlung des Kriminalromans ist eher ungewöhnlich, nicht vom eigentlichen Thema, sondern vom Aufbau her. Conrath beteiligt seinen Leser nicht an der Suche nach dem Täter, seine Informationen gibt er nur spärlich frei und fördert dadurch ein Gefühl, als bliebe man außen vor. Das Geschehen muss der Leser hinnehmen, ohne selbst den Täter erraten zu können, was oftmals einen großen Reiz bei einem Krimi ausmacht. Die Geschichte leidet nicht nur unter dieser distanzierten Art, auf Mörderjagd zu gehen; sie ist auch zu unglaubwürdig, und wichtige Handlungshöhepunkte wie die außergewöhnlichen Morde nehmen nur wenig Platz ein.
Der Auftakt zu den Romanen um Kriminalhauptkommissar Martin Bremer ist nicht so gelungen, wie es wünschenswert gewesen wäre - schade. Denn Conrath beweist ein gutes Händchen für saarländisches Lokalkolorit, das noch ausbaufähig wäre. Im bereits erschienen zweiten Band der Saarland-Krimis ("Das schwarze Grab", die Rezension dazu findet sich
hier) jedenfalls beweist der Autor, dass er zu mehr fähig ist.