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Das "Game of Thrones" - also das Spiel um Throne oder der Throne - geht in seine zweite Runde, das vorliegende Buch ist nur der zweite Teil des eigentlichen ersten Buches der "Das Lied von Eis & Feuer"-Saga. Das Auseinanderreißen des ersten Bandes sei gleich hier am Anfang aufs Schärfste verurteilt, damit hätten wir das schon mal hinter uns.
Die Lage in den sieben Königslanden beginnt langsam kompliziert zu werden. Catelyn Stark, eine geborene Tully und die Ehefrau des Lords von Winterfell, Eddard Stark, hat den jüngsten Sohn von Lord Tywin Lannister, den gnomenhaften Tyrion, gefangen genommen und ist mit ihm auf die Eyrie geflohen, dem Herrschaftssitz ihrer Schwester Lysa Arryn. Tyrion ist der Bruder der Königin, Eddard Stark ist die rechte Hand des Königs, da steckt also ein bisschen Konfliktstoff drin.
Viel schlimmer ist allerdings, dass Eddard herausgefunden hat, dass der Kronprinz und seine beiden Geschwister nicht die Kinder des Königs sind, sondern von der Königin Zwillingsbruder Jaime gezeugt wurden. Während eines Jagdausfluges von König Robert Baratheon konfrontiert er die Königin damit und will sie zur Flucht überreden, da er mit dem König darüber sprechen muss - Eddard Stark ist immer korrekt, viel zu korrekt, wie sich bald herausstellen wird.
Auf der Jagd wird der König von einem Keiler schwer verwundet, bald stirbt er, und Eddard wird Hochverrat vorgeworfen, denn die Königin Cersei übernimmt mit Waffengewalt die Regentschaft ...
Das Buch wird aus der Perspektive von neun Personen erzählt, die sich stetig abwechseln. Die meisten sind Starks, weswegen die ersten beiden Bücher wohl auch jeweils die Burg der Starks, also Winterfell, im Namen tragen. Drei dieser Charaktere sind in Kings Landing, der Stadt, in der sich die Hauptgeschichte um den Thron der Königslande abspielt, Eddard selbst, seine Töchter Sansa, die sehr in den schönen Kronprinzen verliebt ist, und deswegen einen schweren Fehler begeht, und die zweite Tochter Arya, die lieber ein Junge wäre und von einem etwas exotischen Schwertmeister heimlichen Unterricht bekommt.
Jon Snow, der Bastardsohn Eddards, ist mit seinem Winterwolf Ghost an der Mauer gelandet, gehört schon zur Nachtwache. Die verteidigt Westeros, wie die Königslande auch genannt werden, gegen die Schrecken des Nordens. Jon muss aus der Ferne miterleben, wie im sich Süden unschöne Dinge entwickeln, aber als Mitglied der Nachtwache hat er allen Verbindungen zu Haus und Familie abgeschworen.
Seine Brüder Robb und Bran sind noch auf Winterfell. Bran ist bei einem Sturz verkrüppelt worden, kann sich nicht bewegen, sein Bruder Robb ist momentan der Herr auf Winterfell, obwohl er erst vierzehn Jahre alt ist. Aber bald wird er noch viel mehr zu tun haben.
Cately Stark und Tyrion Lannister sind zwei Charaktere, die direkt verbunden sind, weil sie ihn verdächtigt, für einen Angriff auf den ohnehin schon wehrlosen Bran verantwortlich zu sein. Er hingegen ist sich keiner Schuld bewusst und versucht natürlich alles, um aus der Gewalt der Schwestern zu fliehen.
Der letzte Handlungsstrang ist der um Daenerys Stormborn, der Tochter des letzten Targaryen-Königs, der von Robert entmachtet und von Jaime Lannister umgebracht wurde. Daenerys ist weit weg von Westeros, aber sie ist die Khaleesi, die Königin eines Reitervolkes. Doch als ihr Khal, ihr Ehemann Drogo, schwer verwundet wird, muss auch sie Entscheidungen treffen, die schwer sind, und mit den Konsequenzen leben.
Liest man die Rezension bis hierhin, so scheint das ganze eine sehr komplexe Geschichte zu sein, ein wirres Hin- und Herspringen - aber weit gefehlt. Das riesige Rittergemälde des Liedes von Eis & Feuer wird dem Leser so einfach aufgespannt, dass es nie eine Schwierigkeit ist, die durchaus komplexen Verwicklungen zu übersehen. Plastische Charaktere, eine faszinierend echte Welt, die so voller Gewalt und Ehre, voller Abscheulichkeiten, Liebe und Sex ist, dass sie das Fantasy-Genre völlig sprengt. Gleichzeitig wird hier der Kampf und der Krieg von seinen heroischen, aber genauso von seinen äußerst brutalen und oft ekelhaften Seiten gezeigt. Diese Saga ist wirklich sagenhaft gut und immer nur zu empfehlen.
Der vorliegende zweite Band ist natürlich ohne seinen Vorgänger geradezu unverständlich, man muss die Saga schon von Anfang an lesen. Innerhalb der Saga ist dieser zweite Band eigentlich eines der überraschendsten Bücher. Denn der Leser, wie erfahren er auch immer mit der Fantasy sein mag, ist den schonungslosen Umgang mit Charakteren - es gibt so viele, dass auch mal der eine oder andere sterben darf -, wahrscheinlich nicht gewohnt, und die unglaubliche Geschwindigkeit, in der die Handlung weitergeht - in jedem personalisierten Kapitel passiert auch immer etwas, was fast immer unerwartet ist -, und die große Sinnlichkeit des Romans sind im Genre unerreicht. In den nächsten Büchern hat man sich schon ein wenig daran gewöhnt, und kann es natürlich noch viel mehr genießen. Absolute Kaufempfehlung, dieses Buch und die Serie, zu der es gehört, sind so ziemlich das Stärkste und Tiefste, was es im Genre je gegeben hat.