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Ein Mann ohne Gedächtnis liegt in einer Privatklinik. Seine Wunden machen beachtliche Heilfortschritte, doch sein Geist, heißt es, ist angegriffen. Deswegen wird er ständig mit Medikamenten umnebelt, damit er weder sich noch seine Umgebung Schaden zufügen kann. Aber die Pfleger haben nicht mit der Hartnäckigkeit ihres Patienten gerechnet. Noch halb benebelt, schafft er es, zu entfliehen. Entschlossen, hinter das Geheimnis seiner Vergangenheit zu kommen, macht er sich auf den Weg zu der Person zu gelangen, die ihn laut Akten in die Klinik eingeliefert hat.
Mit einem Taxi und gestohlenem Geld erreicht er das Anwesen seiner Schwester Flora. Hier findet er vorsichtige, aber dennoch freundliche Aufnahme. In einem unbeobachteten Moment entdeckt er in ihrem Schreibtisch eine Art Kartenspiel, auf dessen Karten verschiedene Personen abgebildet sind. Die Zeichnungen wecken in ihm Erinnerungen an ihre Namen und ihren Charakter. Als dann auch noch sein Bruder Random auftaucht, lichten sich langsam die Schleier des Vergessens um Corwin. Gemeinsam machen die beiden eine Reise tief durch die Schatten, in Richtung Amber.
Da erkennt Corwin, dass dies seine Heimat ist. Er ist, gemeinsam mit seinen vielen Brüdern und Schwestern ein Kind des Königs Oberon. Nun aber ist sein Vater verschollen und aller Wahrscheinlichkeit nach tot. Er und alle seine Nachkommen, besitzen mächtige Kräfte, da Amber im Gegensatz zu allen anderen Welten real ist. So hat Corwin eine unglaublich schnelle Regeneration und lebt schon mehrere tausend Jahre lang. Auch die Körperkräfte seiner Geschwister sind unglaublich. Von Amber aus können sie durch alle Schattenwelten reisen, die Amber entstehen lässt. So ist auch die Schattenerde, auf der Corwin in einer Klinik erwacht ist, lediglich ein Schatten, den die Welt Amber wirft. Durch das Kartenspiel, das Corwin erlangt hat, ist er fähig, mit seinen Geschwistern zu kommunizieren, wo immer sie auch sein mögen.
Aber so schnell, wie sich sein Gedächtnis wieder erinnert, wird er auch wieder in die Intrigen seiner Geschwister eingespannt. Seine Schwestern und Brüder sind die einzigen, die ihm wirklich gefährlich werden können. Es scheint, als wäre sein Bruder Eric dabei, den Thron zu erringen und hat eine gewisse Anzahl seiner Geschwister auf seine Seite gezogen. Aufgrund der verworrenen Heiratspolitik ihres Vaters ist die Thronfolge nämlich keineswegs so klar, wie sie sein könnte. Gemeinsam mit Random und anderen seiner Geschwister versucht Corwin, seinen eigenen Anspruch auf den Thron zu festigen. Dabei stellt er allerdings rasch fest, dass er in einem Spiel agiert, das schon vor mehreren hundert Jahren begonnen hat und in dem nicht klar auszumachen ist, wer auf wessen Seite steht.
Der Areaverlag hat in "Die Prinzen von Amber" fünf Einzelbände zusammengefasst. "Corwin von Amber", "Die Gewehre von Avalon", "Im Zeichen des Einhorns", "Die Hand Oberons" und "Die Burgen des Chaos" erzählen eine lineare zusammenhängende Geschichte. Man kann sagen, dass das Lesen des Sammelbandes ein großer Vorteil für den Leser ist, da sich die Geschichte sehr langsam entwickelt und man sonst versucht wäre, nach dem ersten Band abzubrechen. Der Beginn der Geschichte schleppt sich mühsam dahin, während die wichtigen Dinge der Welt erläutert werden. Viele kleine Beschreibungen, die am Anfang überflüssig und störend erscheinen, geben erst im nachhinein, beim Abschluss der Geschichte Sinn. Aber je weiter die Geschichte fortschreitet, desto dichter wird das Netz der Intrigen, in dem Amber und die Abkömmlinge Oberons verstrickt sind. Viele kleine Details führen die Charaktere zu logischen Schlussfolgerungen, die jedoch später wieder revidiert werden müssen. Gemeinsam mit dem Leser ist den Figuren bis zum Schluss nicht bewusst, wessen Spiel sie spielen.
"Die Prinzen von Amber" ist eine sehr gut gelungenes Fantasyepos. Die Grundidee, dass alle anderen Welten lediglich ein Schattenwurf einer einzigen Welt sind, ist ein faszinierender Aspekt, mit dem ständig in der Geschichte gespielt wird. Auch die Intrigen und Handlungen der Charaktere bleiben realistisch und verständlich. Nach und nach wird immer mehr von der Vergangenheit aufgedeckt und damit die Hintergründe der Hauptpersonen erklärt. Das Ende ist ein guter, fulminanter Abschluss, der selbst nach Auflösung aller Rätsel noch in der Lage ist, für Überraschung zu sorgen.
Der einzige Makel an diesem Buch ist der Beginn der Geschichte, der sehr langsam und schleppend erfolgt. Anfangs wirken die Charaktere sehr blass und uninteressant. Erst im Verlauf der Geschichte erhält die Erzählung Leben und Farbe. Es scheint, als hätte sich der Autor erst warm schreiben müssen. Hat man jedoch diese Hürde überwunden, ist es eine spannende Lesereise quer durch die Schattenwelten, in der man viele Intrigen und Geheimnisse aufdecken kann. Ein wirklich gelungener Fantasy-Zyklus mit einem befriedigenden Ende.