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Das Kartenspiel aus dem Reigen der "Anno Domini"-Varianten dreht sich um das Thema Erfindungen. Dabei sind aber nicht nur technische Erfindungen gemeint, sondern auch die Entwicklung von Institutionen oder Infrastrukturen.
Wann wurde die sprechende Zahnbürste erfunden, die Kindern sagt, wie sie putzen sollen?
Wann wurde der Ätherkompressor zum Kühlen von Nahrungsmitteln erfunden?
Wann entwickelte sich das Bankwesen?
Dies sind nur drei von 366 Fragen, welche in diesem Spiel vorkommen. Doch wer jetzt denkt, man sitzt sich gegenüber, liest sich gegenseitig die Fragen vor und der andere muss erraten, wann das war, täuscht. Das wäre langweilig und nicht im Geringsten unterhaltsam oder gar lustig. Wenn man sich die kleinen übersichtlichen Karten genauer ansieht, bemerken die Spieler, dass auf einer Seite ein Ereignis steht und auf der Rückseite farbig anders gestaltet eine Jahreszahl beziehungsweise ein Zeitraum. Doch zuerst sind nur die Ereignisbeschreibungen interessant.
Nachdem jeder Mitspieler, insgesamt zwischen zwei und zehn an der Zahl, neun Karten zu Beginn erhalten hat, fängt der erste an, sein Ereignis vorzulesen. Dann schätzt der Spieler, wann dieses Ereignis stattfand, und legt seine Karte so ab, dass nur das Ereignis zu lesen ist. Selbst der Spieler, welcher an der Reihe ist, darf die Jahreszahl oder den Zeitraum nicht sehen. Ebenso geht der zweite Spieler vor, nur mit einer Ausnahme. Er muss sagen, ob das Ereignis vor oder nach dem Ereignis des ersten Spielers stattfand. So geht es im Grunde weiter. Doch selbst nur dieses Vorgehen wäre äußerst langweilig.
Der Spaß an diesem Spiel beginnt erst dann, wenn der nächste Mitspieler anzweifelt, ob die zeitliche Reihenfolge überhaupt korrekt ist. Vermutet der nächste Spieler nämlich, dass die Reihenfolge nicht stimmig ist, werden die Karten umgedreht und man kann erkennen, ob die Ergebnisse in der richtigen zeitlichen Abfolge gelegt wurden oder eben nicht.
Der Spieler, der die Ergebnisse angezweifelt hat, ist aus dem Schneider, wenn die zeitliche Abfolge nicht richtig ist, und der vorhergehende Spieler muss zwei Karten nachziehen. Wenn die Reihenfolge aber zeitlich korrekt ist, muss der Zweifler zwei Karten nachziehen. Da es darum geht, seine zu Anfang gezogenen Karten loszuwerden, wäre derjenige Spieler der Gewinner, der seine letzte Spielkarte in einer zeitlich korrekten Reihenfolge abgelegt hat. Natürlich würde der nachfolgende Spieler im Falle der letzten abgelegten Karte seines Vorgängers gut daran tun, die Reihenfolge anzuzweifeln. Bei einer unkorrekten Reihenfolge würde das Spiel in die Verlängerung gehen. Damit aber der Spielspaß erstens nicht zu schnell vorbei ist und zweitens lustiger gestaltet wird, ist es unbedingt erforderlich, zu bluffen, zu versuchen, die Mitspieler zu überzeugen, dass die zeitliche Reihenfolge korrekt ist, oder Zweifel zu säen und die Reihenfolge anzuzweifeln.
Der besondere Reiz des Spieles liegt nicht unbedingt darin, Recht zu behalten, sondern, dass die Spieler nicht immer hundertprozentig sicher sein können, ob die zeitliche Abfolge stimmt, da sie ja vorab die Jahreszahlen nicht sehen, sondern nur die Ereignisse.
Die Karten sind recht einfach gestaltet: Nicht allzu sehr bunt und peppig, sondern im nüchternen Schwarz auf Weiß präsentieren sie sich, bis auf die Seite mit den Jahreszahlen, die gefärbt sind. Auch sind die Karten nicht groß, was das Spiel zu einem idealen Reisespiel macht. Die Spielregeln sind denkbar einfach und passen auf ein DIN-A-4-Blatt, welches beidseits in großer Schrift bedruckt ist. Die 366 Karten sind in einer Pappschachtel untergebracht, welche sich bequem verstauen lässt.
Da es von Anno Domini einige unterschiedliche Themengebiete gibt, welche nach den gleichen Spielregeln gespielt werden, lädt es gerade dazu ein, diese Themengebiete zu mischen. Ein bunter Mix aus Erfindungen, Gesundheit, Lifestyle, Sex & Crime, Gesetze, Natur, Spiel des Jahres, Deutschland, Flops, Kirche & Staat, Sachsen, Sport, Frauen, Kunst, Schweiz, VIP und weiteren maximiert den Spielespaß. Vielleicht ist das Ereignis vom Vorspieler falsch, doch andererseits, vielleicht hat er ja auch Recht, es geht ja schließlich bei einem Mix auch um ein anderes Thema.
Wer jetzt denkt, das Spiel sei nur was für studierte Akademiker und Freaks, der irrt. Da es im Eigentlichen darum geht, miteinander Spaß zu haben und vielleicht das eine oder andere dabei zu lernen, ist es für fast alle Altersgruppen unabhängig vom Bildungsgrad geeignet. Auch oder gerade für Kinder kann das Spiel interessant sein. Sie mögen vielleicht nicht das geschichtliche Wissen eines Erwachsenen haben, aber sie können sehr wohl das Verhalten imitieren und dadurch besser bluffen. Gerade Kinder können unheimlich viel Inhalte behalten, wichtig ist nur, dass sie gut lesen können sollten.
Obwohl das Spiel sehr einfach gehalten ist, macht es gerade deswegen Spaß.
Fazit:
Ein kurzweiliges und sehr lustiges Spiel, wenn man keine Scheu davor hat, auch mal ein bisschen zu spinnen, zu flunkern oder zu versuchen, die anderen zu überzeugen. Zudem ist es noch pädagogisch wertvoll. Für verbissene Strategen ist es nicht so sonderlich geeignet.