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"Morgen, ihr Luschen!"
Wer diese Begrüßung vernimmt befindet sich wahrscheinlich an einem von drei möglichen Orten: In einer Kaserne, bei einer Vorstellung von Ausbilder Schmidt oder bei ihm daheim.
Jetzt gibt es den Luschen-Schleifer in Buchform. Das handliche Format des Buches ist geradezu dazu gemacht, es immer dabei zu haben. Stabil und spritzwassergeschützt ist der Einband des gerade mal Handteller großen Buches. Die äußere Aufmachung erinnert sehr stark an den Bundeswehrleitfaden, grauer Hintergrund mit einfachen farblichen Aufdruck.
Doch im Gegensatz zu dem Buch der Bundeswehr ist der Inhalt dieses Büchleins gewollt lustig, nicht unfreiwillig komisch. "Ausbilder Schmidt" ist eine Kunstfigur von Holger Müller. Der Künstler tritt als Ausbilder Schmidt auf, schlägt dabei einen Kasernenton an und gibt sich sehr maskulin.
Der Inhalt besteht aus einer Mischung von kurzen Comics und Texten, die alle eines gemeinsam haben: Aus Luschen und Weicheiern sollen endlich mal Männer werden.
Doch was ist eigentlich eine Lusche und was zeichnet eine solche aus? Diese Frage wird in dem Kapitel "Historie der Luschen" er- und geklärt. Nach dieser kurzen Einführung kommt erstmal ein psychologischer Test, um festzustellen, ob der Leser überhaupt geeignet ist, das Werk weiter zu lesen. Also: Mann oder Weichei? (Glauben Sie mir, wenn Sie den Test ehrlich machen, müssen sie weiter lesen!)
Nach dem erfolgreichen Bestehen des Tests darf weiter gelesen werden. Aber zackig!
Es folgt eine Tagesablaufbeschreibung im Vergleich Lusche zu Mann. Natürlich beginnt der Tag pünktlichst um 4:30 Uhr, nicht um 10 Uhr oder um 12 Uhr, das wäre weicheierhaft.
Da Luschen ja bekanntlich auch einem luschigen Beruf nachgehen, werden im anschließenden Kapitel einige Stellenanzeigen dargebracht, mit hilfreichen Randnotizen des Ausbilders versehen, damit Lusche weiß, was man(n) eigentlich arbeitet.
Doch richtig arbeiten kann man nur mit Hirn. Da Frauen oft denken, dass Männer mit der Hose denken, besser gesagt mit der unteren Körperregion., wird gleich einmal aufgezeigt, wie das männliche Gehirn arbeitet. Ausbilder Schmidt stellt gut dar, was aus eingehenden Informationen wird. Zum Beispiel wird aus dem extrem männlichen Satz "Nein, Herr Zahnarzt, ich brauche keine Spritze." ein schlichtes, aber nichts desto trotz aussagekräftiges "Aua!". Kurz, knapp und bündig und jeder weiß sofort Bescheid.
Was macht ein Mann, wenn er auf der Straße angerempelt wird? Wenn der Leser schon bis hier her vorgedrungen ist, handelt es sich bei ihm sowieso um eine Lusche. Natürlich weiß Ausbilder Schmidt auch in dieser, so wie in vielen anderen Alltagssituationen, Rat, ohne den Luschen sicherlich untergehen würden.
Das Buch enthält darüber hinaus ein Luschen-Alphabet, nützliche Erziehungstipps, damit aus Kindern keine Luschen werden, wichtige, männliche Antworten auf alltägliche Fragen, Reisetipps für Männer, ein extrem männliches Rezept, einen Einsatzbericht beim Luschennotdienst und vieles mehr. Die Kapitel sind durch kurze Comics voneinander getrennt. In diesen werden Alltagssituationen vom Ausbilder gezeigt, wie er seinen Sohn Ruck-Zuck erzieht, oder vom Wunder der Geburt.
Die leicht verständlichen Comics zeichnete Timo Pries.
Wer jetzt denkt, dass dieses Buch sehr radikal und unmenschlich ist, täuscht. Es ist SATIRE, mit sehr viel Zynismus und Sarkasmus. Das Büchlein ist durchaus unterhaltsam, ein bisschen tiefgründig, aber es ist leider auch etwas platt. Nun gut, es werden bewusst Klischees bedient, sonst hätte das ganze keinen Sinn. Dennoch ersetzt dieses Buch garantiert keinen Live-Auftritt des Künstlers. Es fehlt die befehlende, laute Stimme des Ausbilders.
Der Preis ist bei der Größe und dem Umfang des Buches ein bisschen zu hoch.
Fazit:
Ein handliches und auch unterhaltsames Buch mit etwas Tiefgang. Für Fans von Ausbilder Schmidt gibt es einen ausdrücklichen Kaufbefehl!
Alle, die keine Freude an Testosterongeschwängertem und zackig Geschriebenem haben, sollten verweigern.